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Langsam wächst der “Hain der Geschichte”

Langsam wächst der “Hain der Geschichte”
Zwischen den Bäumen soll man im “Hain der Geschichte” über die Natur und die Kultur der Stadt am Bleiberg informiert werden. Professor Dahmen hat das Konzept so gut wie fertig.
Mechernich – Wenn in einer Stadt ein Jubiläum begangen wird, dann muss meistens irgend ein imposantes Denkmal errichtet werden. Gern werden Brunnen mit stadtgeschichtlichen Motiven entworfen oder ein neu betonierter Platz mit einem erinnerungsträchtigen Namen versehen. Der Kernort Mechernich will sich aufgrund seiner schriftlichen Ersterwähnung vor 700 Jahren hingegen nichts Statisches gönnen, sondern einen lebendigen Hain der Stadt-, Natur- und Kulturgeschichte, ein “work in progress”, das nicht nur auf die vergangene Zeit verweist, sondern selbst zu einem Teil der fortschreitenden Geschichte wird.
Niemand anderer als der renommierte Naturparkplaner Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Dahmen aus Bergheim hat sich dieser Herausforderung gestellt. Entstanden ist das Projekt im Rahmen der Aktion “700 Bäume für Mechernich”, auf deren Idee wiederum seine Frau, die Biologin Gisela Dahmen, gekommen war. In Beratung mit dem Verein Synergie, einem Institut für allgemeine und angewandte Ökologie, dessen Vorsitzender Professor Dahmen ist, dem Landschaftsarchitekten Burkhardt Damm und dem Geologen und Bodenkundler Dr. Franz Richter wurde bereits ein Konzept für den Hain erstellt.
“Das Gelände, auf dem der Hain angelegt werden soll, liegt in Mechernich-Nord, an der Verlängerung der Straße “Auf der Kier”, dort, wo die Bebauung aufhört und es weiter zur Tausendjährigen Eiche in Burgfey geht”, erläuterte Ortsvorsteher Günther Schulz, der auch als Organisationschef der 700-Jahr-Feierlichkeiten verantwortlich zeichnet.
Auf dem gut einen Hektar großen Gebiet sollen sieben Gehölzringe angelegt werden, die den sieben Jahrhunderten seit der Ersterwähnung des Kernortes 1308 entsprechen. Durch diese konzentrisch angelegten Baumkreise verlaufen vier radial angelegte Themenwege, die mit kleinen Tafeln auf die Waldgeschichte, die Kulturgeschichte sowie auf die Stadt- und Zeitgeschichte verweisen. Anhand von Gesteinsbeispielen soll im Zugangsbereich des Hains auch an die Erdgeschichte der Eifel erinnert werden.
“Neben dem Eingangsbereich wird ein spontaner Wald entstehen, in dem die Natur wachsen darf, wie sie will”, erläuterte der Professor. Der Hain selbst soll mit einer Schnitthecke aus Hainbuchen eingefasst werden. “Damit wird klar, dass hier etwas Gestaltetes beginnt”, so Dahmen. Auch an Parkplätze für Autos und Busse wurde gedacht. Von dort kann man einen Rundweg über Burgfey antreten. Weiterhin wird es einen kleinen mit Hainbuchen gesäumten Platz geben, in dem Gespräche und Ruhepausen möglich sind.
Bei der Auswahl der Bäume hat sich Professor Dahmen von deren Geschichte leiten lassen. So werden nahe an das Eingangszentrum Sandbirken gepflanzt, die nach der letzten Eiszeit als Pionierbäume das Land eroberten. Weiter geht es mit Hasel, Esche, Traubeneiche, Hainbuche, Rotbuche, Winterlinde und schließlich mit der Walnuss, die wahrscheinlich erst durch die Römer nach Deutschland gelangte. “Wir werden aber auch einen Ginkgo pflanzen”, so Dahmen, für den dieses lebende Fossil aus grauer Vorzeit unbedingt mit in den Hain hineingehört.
“Natürlich müssen wir zwischen den einzelnen Bäumen viel Platz lassen”, so Dahmen, denn schließlich sollen sich die gut 100 Bäumchen prächtig entwickeln können. Damit es zwischen den Bäumen nicht zu unkontrolliertem Wachstum anderer Bäume kommt, hat Dahmen für die Freiflächen Pionierpflanzen für die ersten Jahre und Jahrzehnte zusammengestellt. Da wird das Schmalblättrige Weidenröschen ebenso zu finden sein wie Wald- und Fuchs-Greiskraut, Besenginster, Sal-Weide, Trauben-Holunder und Eingriffliger Weißdorn. Dass all diese Pflanzen miteinander auskommen, hat der 81-Jährige schon recherchiert. Dazu musste er allerdings nicht wochenlang Bücher wälzen, sondern lediglich für eine halbe Stunde an den Computer, um in seiner “Terra Botanica”, einer Wildpflanzen-Datenbank, die er selbst in vielen Jahren erstellt hat, nachzuschauen, welche Pflanze mit welcher gut zusammenpasst.
Tourismus-Magnet
“Wir sind überzeugt davon, dass der Hain ein neuer touristischer Anziehungspunkt für die Stadt wird”, so Schulz, dem besonders die Tatsache gefällt, dass der Wald nur langsam heranwachsen wird und nur gedeiht, wenn viele Mechernicher Bürger Bäume spenden. “Der Hain soll die Entwicklung der Geschichte bewusst machen und aufzeigen, dass etwas Sinnvolles nur entstehen kann, wenn alle mitmachen und sich um die Nachhaltigkeit in der Natur sorgen”, so Dahmen.
“Mit 50 Euro kann jeder einen solchen Baum erwerben”, so Schulz. Dazu gibt es dann eine ansprechende Urkunde und Informationen, wo der erworbene Baum steht. Gestern wurde übrigens der 111. Baum gespendet und zwar von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick.
Auch an anderen Stellen der Stadt werden Bäume gepflanzt: Zwischen der Grundschule und der Feuerwehr wird ab Herbst ein Schulwald mit allein 50 Bäumen entstehen.

Manfred Lang

09.06.2008