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Hausmeister Karl Breuer zückt den Generalschlüssel

Hausmeister Karl Breuer zückt den Generalschlüssel
Krimiautor Thomas Hoeps inspizierte die “Zikkurat” – Vom Keller bis zum Dach blieb dem Autor keine Räumlichkeit verborgen – Jetzt denkt der promovierte Germanist über einen geeigneten Tatort für seine “Criminale”-Erzählung nach
Mechernich-Firmenich – Wo kann man in der Kultur- und Freizeitfabrik “Zikkurat” eine Leiche verschwinden lassen? Ist das Transformatoren-Häuschen der richtige Ort? Oder der alte zugemauerte Pater Noster, den niemand mehr kennt? Kann der Täter übers Dach fliehen? Wie viele Überwachungskameras gibt es? Welche Fluchtwege sind möglich?
Nicht die Polizei stellte am Donnerstag all diese Fragen, sondern Krimiautor Thomas Hoeps. Der besuchte die “Zikkurat”, um für seinen “Criminale”-Anthologie-Beitrag die Örtlichkeit zu recherchieren, an der sein literarischer Mord geschehen soll. Und er nahm es damit sehr genau.
Wer sich einmal in der “Zikkurat” verlaufen hat, der weiß, dass es schwierig ist, hier die Orientierung wieder zu erlangen. Allein könnte man verzweifeln. Einer, der das Riesengebäude jedoch seit 33 Jahren wie seine Westentasche kennt, ist Hausmeister Karl Breuer. Er war schon vor Ort, als hier noch Steinzeug fabriziert wurde, und er hat die gesamte Entwicklung erlebt, vom Niedergang der Steinzeugfabrik bis zu ihrer Metamorphose als multifunktionales Zentrum für Unterhaltung, Kultur und Gastlichkeit. Breuer ist aber nicht nur einer der besten Kenner des Gebäudes, er besitzt auch die Schlüsselgewalt über das babylonische Bauwerk. Für Hoeps zückte er ausnahmsweise seinen Generalschlüssel.
Breuer zur Seite stand Sylke Scherer von der “Zikkurat”-Verwaltung, die allerdings zugeben musste, auch noch nie in allen Räumen der alten Fabrikation gewesen zu sein. Umso besser aber kannte sie sich mit den neueren Nutzungen in der Immobilie aus. Breuer führte zunächst durch die ehemaligen Produktionshallen, in denen noch 2009 gearbeitet wurde, und in denen noch der ein und andere alte Brennofen zu besichtigen war. Er erklärte die einstigen Arbeitsabläufe und wusste so manche Anekdote aus seinem langen Arbeitsleben zu berichten. Der Schriftsteller durfte in jeden Winkel blicken. Ihm wurde es auch ermöglicht, einmal das Entertainment-Center “BigBowl” aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten, nämlich von jenem Ort aus, wo die Bowlingkugeln nach dem Wurf landen und vollautomatisch geputzt und zu den Spielern zurückbefördert werden. Bei Vollbetrieb ein durchaus gespenstischer Ort. Der Aufenthalt hinter den Kulissen beflügelte denn auch die Fantasie des promovierten Germanisten ebenso wie ein Besuch auf dem Dach der “Zikkurat”. Auf der dicken Dämmung lief man wie auf Schnee und bekam eine ganz neue Vorstellung von der Größe der Fabrik.
Hoeps durfte auch ein Blick in das Kunstatelier von Frank Wollny werfen. Hier zeigte der Autor, der, wenn er nicht schreibt und recherchiert, das Kulturbüro in Mönchen-Gladbach leitet, dass er über einen hohen Kunstsachverstand verfügt. Er entdeckte nämlich sogleich ein Bild des Malerfürsten Markus Lüpertz.
Hausmeister Breuer hatte an diesem Nachmittag gleich Dutzende weitere Ideen, wo überall im Haus etwas Kriminelles geschehen könnte, und wie der Täter sich eventuell ungesehen aus dem Staub machen oder wo er sich eine Zeitlang verstecken könnte.
Hoeps wurde 1966 in Krefeld geboren. Er startete seine literarische Karriere mit Kurzprosa und Lyrik. Bekannt wurde er einem größeren Publikum vor allem durch seine beiden Kriminalromane, die er zusammen mit dem Niederländer Jac. Toes schrieb: “Nach allen Regeln der Kunst” und “Das Lügenarchiv”. In letzterem Buch gerät ein Kunstrestaurator in die Schusslinie von Globalisierungsgegnern.
“Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Krimis schreiben würde”, sagte Thomas Hoeps. Doch er habe sehr schnell begriffen, dass man mit diesem Genre zahlreiche Themen anpacken kann, über die der Leser eigentlich informiert sein könnte, über die er trotz medialem Informationsüberfluss aber nur ganz selten wirklich informiert ist. Mit anderen Worten: Hoeps Kunst ist es, in seinen Büchern nicht nur Verbrechen aufzuklären, sondern auch Aufklärung über die Probleme der Gegenwart zu bieten und sie über den Krimi an einen großen Lesekreis zu vermitteln.
Der Autor hatte für seine Vor-Ort-Recherche auch die Badehose mitgebracht, um neben der “Zikkurat” auch in der “Eifel-Therme” abzutauchen. “Denn schließlich muss sich der Täter ja nach der Tat ein wenig ausruhen”, lachte er. Und da wäre die Therme wohl der rechte Ort.
Man darf gespannt sein, welche kriminelle Geschichte sich Hoeps über die “Zikkurat” einfallen lassen wird. Besonderes Interesse, soviel sei schon verraten, lösten bei ihm die ehemaligen Steinzeug-Produktionshallen aus, hier vor allem der riesige Bottich, in dem die flüssige Keramik durchgewalkt wurde, sowie die letzten noch verbliebenen Öfen.
Falls den Täter aber vor der Tat der Hunger plagen sollte, so wäre ein Besuch im Restaurant “La Fornace”, so befand Hoeps, genau das Richtige. Auch literarisch gesehen könnte sich der Tatort dann aber schon vorweg andeuten, denn “La Fornace” heißt soviel wie “Der Brennofen”.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

13.04.2010