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Es tut sich was rund ums Bocksloch

Es tut sich was rund ums Bocksloch
Der Entwicklungsausschuss der Stadt Mechernich besichtigte das Abbaugebiet. Auch auf Druck der Bürgerinitiative wurden bereits Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Ein Zaun soll bald spielende Kinder von dem Gelände fernhalten.

Hinter dem Betriebsgelände der Firma Lassmann blickt man direkt in die Tiefe der Grube Bocksloch. Der Zugang zum Abbaubetrieb soll noch mit einem Zaun gesichert werden, um spielende Kinder nicht auf dumme Ideen zu bringen.

Hinter dem Betriebsgelände der Firma Lassmann blickt man direkt in die Tiefe der Grube Bocksloch. Der Zugang zum Abbaubetrieb soll noch mit einem Zaun gesichert werden, um spielende Kinder nicht auf dumme Ideen zu bringen.Mechernich- Im Grunde genommen ist es schade, dass der Lessenicher Michael Wolfgarten erst von seinen Ämtern als Ortsvorsteher und UWV-Ratsfraktionsmitglied zurücktreten musste, um den Fokus der politischen Aufmerksamkeit auf die Probleme in Lessenich zu lenken. Nicht zuletzt als Folge dieses Rücktritts fand sich der Entwicklungsausschuss der Stadt Mechernich am Dienstagnachmittag in Lessenich ein, um sich einmal selbst ein Bild von den Zuständen in und an den Tongruben zu machen. Da aber weder der Ausschussvorsitzende noch sein Vertreter angereist waren, übernahm kurzerhand Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick die Moderation des Nachmittags.
Nationale Interessen
Schick machte unter anderem klar, dass man den Tonabbau grundsätzlich nicht verhindern könne, da es sich dabei um nationale Interessen handele, die nicht von ungefähr dem Bergrecht und damit nicht dem kommunalen Recht unterlägen. Ansonsten, so Schick, gebe es aber wohl nirgendwo in Deutschland solche Abbauflächen.
Frank Schäfer, der Geschäftsführer der WBB Fuchs GmbH, die in Lessenich Ton und Kaolin abbaut, berichtete, dass seine Firma die Grube Krewel (Hundert Morgen) erst im Oktober 2006 übernommen habe. Man sei eine Traditionsfirma, die bereits 1838 gegründet worden sei. “Es ist nicht unser Stil, nur Löcher zu hinterlassen”, meinte er und wies darauf hin, dass man seit zehn Jahren Umweltberichte verfasse. Die Rekultivierungsmaßnahmen verliefen auch keinesfalls willkürlich, sondern seien bereits in der Abbaugenehmigung festgeschrieben.
Dieter Jung von der Bezirksregierung Arnsberg, Dezernat 61, früher Bergamt Düren, erklärte, erst seit Anfang des Jahres im Amt zu sein. Mit seiner Kollegin habe er 52 Betriebe zu kontrollieren, die dem Bergrecht unterlägen. Jung machte im Verlaufe der Bereisung deutlich, dass er einen gewissen Schlendrian, der sich eventuell hier und da in Sachen Grubensicherung eingeschlichen habe, nicht dulden werde. Auch seien erst vor zwei Wochen zwei Abschlussbetriebspläne bei der Stadt Mechernich eingegangen, so dass hier mit den Rekultivierungen begonnen werden könne.
Ein Lessenicher Bürger behauptete hingegen, dass seit 50 Jahren nirgendwo im Tontagebau mehr etwas rekultiviert worden sei. Dem widersprach allerdings der Betreiber der Grube Stein, Bernhard Lassmann, der auch die Gruben Bocksloch und Vanessa “austont”. “Die Grube Stein umfasst fünf Hektar”, so Lassmann, und davon seien bereits zwei Hektar wieder restlos kultiviert. “Für dieses Jahr sind weitere 1,5 Hektar in Planung”, so dass Ende des Jahres 3,5 Hektar aus der Bergaufsicht wieder herausgenommen werden können. “Wir haben also derzeit mehr Fläche in der Rekultivierung als im Abbau”, so Lassmann, der dem Ausschuss die rekultivierten Flächen auch zeigte. Bei der Grube Vanessa werde man darüber hinaus in den nächsten vier Jahren zwei von fünf Hektar rekultivieren.
Dass die Grube Stein aufgrund massiver Kritik vonseiten der jüngst gegründeten Bürgerinitiative “Für Lessenich” vor der Ortsbesichtigung noch rasch auf Vordermann gebracht worden war, ließ sich anhand von Fotos erkennen, die Sprecher Markus Meisen dort erst kürzlich gemacht hatte. So ist die Grube mittlerweile eingezäunt, auch gefährliche Abbruchkanten wurden beseitigt. Die Grube Bocksloch ist allerdings noch ungesichert. Doch das soll sich bald ändern. Denn hier geht es 80 Meter in die Tiefe, was – so die Bürgerinitiative – für spielende Kinder lebensgefährlich werden könne.
Nicht ganz so überzeugend fanden die Ausschussmitglieder die Waschstraße für Lastwagen, in der die aus der Grube Krewel kommenden Wagen gereinigt werden sollen. “Tolle Technik”, scherzte UWV-Fraktionschef Wulf-Dietrich Simon angesichts der recht marode wirkenden Einrichtung, die zudem außer Betrieb war.
Besserung gelobt
In der anschließenden Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses bekräftigten die Politiker, die Mitglieder der Bürgerinitiative sowie die Vertreter des Tonabbaus ihren Willen, in Zukunft konstruktiver zusammenzuarbeiten und verträgliche Lösungen für die anfallenden Probleme zu finden. “Hier ist einiges aus dem Lot geraten”, so Hans Schmitz (SPD), der der Bürgerinitiative die Unterstützung der Sozialdemokraten zusicherte. Wulf-Dietrich Simon konstatierte, dass sich endlich etwas bewegt habe. Allein in den letzten drei Wochen sei aufgrund des Drucks der Bürgerinitiative viel passiert, was eigentlich schon weitaus früher hätte geschehen müssen.

Manfred Lang

08.06.2008