Klein, aber oho
Wallenthal und Wallenthalerhöhe aus der Perspektive eines Spaziergangs mit Ortsvorsteher Hans Reiff – Interessante Treffpunkte, engagierte Dorfgemeinschaft, starker Zusammenhalt
Von Mirco Meuser
Kall-Wallenthal – Wenn man mit Ortsvorsteher Hans Reiff durch Wallenthal spaziert, wird einem rasch klar, dass die alte Rivalität zwischen Nachbardörfern noch immer in Anekdoten lebendig ist. Der „Sheriff“ aus dem Nachbardorf Scheven versteht sich nach eigenen Angaben gut mit den Wallenthalern. „Es ist auch ziemlich schwierig bis unmöglich, mit dem liebenswürdigen und zuvorkommenden Kommunalpolitiker »Krach« zu bekommen“, sagt (nicht nur) einer, der ihn gut kennt.
„Ich muss immer noch ein bisschen aufpassen“, witzelt Reiff, wenn er auf das Verhältnis zwischen Schevenern und Wallenthalern zu sprechen kommt. „Vor 50, 60 Jahren konnte man leicht zwischen die Fronten geraten“, erzählt er über die historische Bedeutung einer nun ausgebrannten Fehde.
Bis zur Kommunalen Neugliederung 1970 war Wallenthal Name und Mittelpunkt der Zivilgemeinde, zu der auch das größere Scheven, Dottel und das später zu Mechernich gewechselte Kalenberg gehörten. Heute bilden Scheven, Dottel, Wallenthal und die Wallenthalerhöhe einen Ortsvorsteher-Bezirk.
Zu seinen Lieblingsplätzen in dem mit Wallenthalerhöhe 211 Einwohner zählenden Ort gehört für Hans Reiff unter anderem das Kreuz an der Gabelung Voißeler Straße/Auf dem Driesch. Dort trifft er beim Reporterbesuch für das „WochenSpiegel“-Sonderheft „50 Jahre Gemeinde Kall“ zur Kaller Neugliederung vor 50 Jahren auch Rita Radermacher, Luise Nolten und Uschi Schmitz, die sich um die Instandhaltung des Kreuzes kümmern.
Akkordeonmusik und Tanz im Freien
„Das Kreuz steht hier schon, seit ich denken kann“, so Rita Radermacher, die sich auch als Vorsitzende im örtlichen Theaterverein engagiert. Heinz Heistert, den Hans Reiff „die gute Seele des Dorfes“ nennt, kann sich mit seinen 83 Jahren deutlich länger zurückerinnern als Rita Radermacher, aber auch er kommt zum gleichen Schluss: „So lange ich lebe, steht das Kreuz an der Stelle.“
Früher haben sich auf der Bank die älteren Männer getroffen. Rita Radermacher: „Mein Opa war da jeden Tag, wenn es nicht geregnet hat.“ Ehedem zierten zwei Linden den Platz. Bei einem Umbau 2018 wurde der Dorfplatz dann neu bepflanzt und gepflastert. Die Verbesserung ging auf den energischen Einsatz einiger Wallenthaler zurück, die sich an Reiff gewendet hatten.
Ein ebenfalls beliebter Treffpunkt befindet sich unter der alten Eiche etwas weiter in Richtung Kall. Es gebe Bilder seines Onkels von vor dem Zweiten Weltkrieg, auf dem ein Junge Akkordeon spielt und die anderen versuchen, die weibliche Dorfjugend zum Tanzen zu animieren, erinnert sich Karl-Josef Schmitz, der in der Nähe wohnt.
Zusammen mit Johann Stoff sitzt Karl-Josef Schmitz beim Reporterbesuch, der zu Beginn der Corona-Pandemie stattfand, unter dem Schatten spendenden Eichbaum und sinniert über die alte Zeit, als Wallenthal und andere Dörfer noch nicht zu vorwiegenden Schlafstätten auspendelnder Arbeitnehmer geworden waren. Hans Reiff setzt sich dazu und plaudert mit – er versteht die Mundart, auch wenn er nicht vom Bleiberg stammt.
„Die Eiche soll mindestens 140 Jahre alt sein“, sagt der Ortsvorsteher. Andererseits sei das Gutachten, das dieses Alter festgestellt hat, auch schon wieder 30 Jahre alt. Ehrwürdige Baumart und stattliches Alter halten die Dorfgemeinschaft nicht davon ab, unter den Zweigen beim Plausch das ein oder andere Bierchen zu sich zu nehmen, wenn Zusammenkünfte denn wieder erlaubt sind.
Dorfhalle und Kirche selbst gebaut
Zusammengehörigkeitsgefühl und Lokalpatriotismus spielen im „Tal der Wallonen“, so eine von mehreren Deutungsversuchen des Ortsnamens, eine große Rolle. Schon Anfang der 50er-Jahre bauten die Wallenthaler ihre eigene Dorfhalle. Noch heute wird dort kräftig Kirmes und Karneval gefeiert. Der Theaterverein bringt jedes Jahr ein neues Stück auf die Bühne.
Als weiteres Zeichen für diesen Lokalpatriotismus und den Einsatz der Wallenthaler für ihr Dorf verweist „Sheriff“ Hans Reiff auch auf die Kapelle St. Katharina im Ortskern des ans Mechernicher Stadtgebiet grenzenden Dorfes. „Das haben die Dorfbewohner Anfang der 1960er-Jahre alles selbst aufgebaut und finanziert“, berichtet er. Das Gotteshaus gehört auch nicht dem Bistum, sondern wird von der Dorfgemeinschaft unterhalten. Die Organisation hat der Kapellenverein in der Hand.
Dass Wallenthal auch ein Ort des Wandels ist, zeigt unter anderem der modernisierte Spielplatz. Dort wurden auf dem Gelände zwischen den Straßen Siebertzfeld und Auf dem Driesch neue Geräte aufgebaut. Zum anderen wird der „Pütz“ an der Lückerather Straße erweitert.
pp/Agentur ProfiPress