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Kein Gold-Zug im Bleiberg

Angeblicher Fund von Nazi-Gold im Mechernicher Bergwerksmuseum war das Abfallprodukt einer Romanrecherche des evangelischen Pfarrers und Buchautors Dr. Michael Stöhr

Mechernich/Waldenburg – Bei dem Gold-Zug von Wałbrzych (auch Panzerzug von Wałbrzych oder Nazi-Zug von Wałbrzych genannt) soll es sich um einen gepanzerten, seit dem Zweiten Weltkrieg vermissten Sonderzug in einem Stollen nahe der polnischen Stadt Wałbrzych (Waldenburg, Niederschlesien) handeln, der von Nationalsozialisten geraubtes Gold, Kunstschätze oder Industriematerialien transportiert haben soll.

Die Schilderung von dem Gold-Zug kam erstmals in den 1970er-Jahren auf. Es gibt weder historische Belege für die Existenz eines solchen Zuges, noch wurden andere Beweise für das Vorhandensein veröffentlicht. Breite internationale Medienaufmerksamkeit erfuhr die Schilderung über den Gold-Zug 2015, als zwei Hobbyforscher ihn entdeckt zu haben glaubten, und 2016, als nach ihm gegraben wurde.

Das war aber nicht in Mechernich, wie in unserem gestrigen Aprilscherz behauptet. Ausgedacht hat sich die Geschichte der im Aprilscherz aufgeführte „Kronzeuge“ Dr. Michael Stöhr, seines Zeichens evangelischer Pfarrer und Krankenhausseelsorger in Mechernich.

Real und doch alles nur Illusion: Bergbauveteranen am Großmodell der Mechernicher Bergwerksanlagen, von links Museumsleiter Günter Nießen, Alfred Schink und Fritz Hunsicker. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Stöhr ist unter die Buchautoren gegangen, seit er 2016 in praktischer Theologie promovierte und im Rheinbacher CMZ-Verlag seinen lesbaren 423-Seiten-Wälzer „Hiobs Trost“ veröffentlichte. Seither widmet sich der inzwischen 61-Jährige schriftstellerisch Kurzgeschichten und einem Krimi. Auf die alte Geschichte vom Gold-Zug in Waldenburg stieß der Mechernicher bei seinen Recherchen für den Kriminalroman. Die Idee mit dem Aprilscherz war praktisch ein Nebenprodukt…

Ursprungsgeschichte entschärft

Natürlich musste die Stadt auch ihr Okay geben, damit die geflunkerte Story auf der ob ihrer Seriosität bekannten städtischen Webseite erscheinen konnte. Dafür war es erforderlich, Stöhrs Ursprungsgeschichte etwas zu entschärfen und aus dem eigentlichen abgesperrten Bergschadensgebiet ins Bergbaumuseum zu verlegen, damit keine Goldsucher sich animiert fühlen sollten, an verboitener und möglicherweise einsturzgefährdeter Stelle selbst zu suchen…

Dr. Michael Stöhr ist seit 1990 Pfarrer in Mechernich. Er wurde am 19. Mai 1960 als Franz-Michael Stöhr in Eschwege/Nordhessen als Sohn einer Köchin und eines Polizisten geboren. Stöhr ist mit einer Pfarrerin, Sigrid Frentzen-Stöhr, verheiratet, seine Tochter Lisa ist Ärztin.

Buchautor Dr. Michael Stöhr mit seinem lesbaren 423-Seiten-Theologiewälzer „Hiobs Trost“. Jetzt erfand der 61-jährige Mechernicher Krankenhausseelsorger aus Ergebnissen seiner Krimiromanrecherchen einen Aprilscherz um den „Goldzug von Waldenberg“. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Er machte 1979 in Troisdorf Abitur, war als Wehrpflichtiger Funker bei der Bundeswehr, was ihn von den Naturwissenschaften zu den Geisteswissenschaften brachte, weil er – atypisch – mit Kameraden in der Freizeit Schach spielen und philosophieren lernte. Danach studierte Michael Stöhr Theologie und Philosophie in Bonn und Heidelberg.

1986 war er Vikar in Köln-Marienburg, 1988 Pastor in Hürth und seit 1990 Gemeindepfarrer in Mechernich. Michael Stöhr absolvierte im Lauf der Jahre Zusatzausbildungen in Seelsorge unter Einbeziehung der Tiefenpsychologie nach Adler und eine mehrjährige therapeutische Ausbildung in Individualpsychologie.

Michael Stöhr ist unter anderem Krankenhausseelsorger, Beauftragter für Weltanschauung und Sekten, er engagiert sich für Flüchtlinge, im Förderverein Kreiskrankenhaus und im Vorstand der gemeinnützigen Mechernich-Stiftung.

pp/Agentur ProfiPress