Im Einsatz gegen Schnee und Eis
Karl-Heinz Schick ist schon seit fast 30 Jahren für den Streu- und Räumdienst in Mechernich im Einsatz – Die Agentur ProfiPress begleitete den passionierten Landwirten bei einer seiner Touren durch die verschneite Winterlandschaft, die nicht ohne Hindernisse blieb
Mechernich – Es ist März, eigentlich steht der Frühling schon vor der Tür. Doch es ist kalt. Sehr kalt. Dicke, weiße Flocken rieseln vom Himmel hinunter auf den Mechernicher Bauhof. Karl-Heinz Schick, Landwirt, ist heute wieder für den Räumdienst im Einsatz, steht dort mit seinem „Fendt“-Traktor und füllt seinen orangen leuchtenden Anhänger mit Streusalz. Rund zwei Tonnen des weißen Goldes verfährt der 63-Jährige auf einer Tour. Denn er ist einer von vielen Helfern, die selbst im dichtesten Schneetreiben die Mechernicher Straßen von Schnee und Eis befreien.

Es ist nicht die erste Tour. Im Einsatz ist er bereits seit Mitternacht, aufgrund des dichten Schneefalls hatten ihn Mitarbeiter des städtischen Bauhofes, rund um Chef Rainer Metternich, aus dem Bett geklingelt. Die Tour führt von Mechernich über Strempt nach Hostel, Glehn, Bergbuir und Bleibuir. Das ist heute sein Bezirk. Parallel sind einige Fahrzeuge mit „Auftragnehmern“ in anderen Ortschaften des Stadtgebietes unterwegs. Gemeinsam hatten sie während dichter Schneefälle in der Nacht schon fleißig gestreut, sodass der Schnee auf den Straßen bereits spürbar angetaut ist. Dennoch berichtet das Radio schon morgens von vielen Unfällen im ganzen Kreis Euskirchen.

In der engen Fahrerkabine des Traktors ist es sehr warm. Schnell beginnen die Scheiben anzulaufen. Schick öffnet das Fenster und der eisige Hauch der umliegenden Winterlandschaft zieht durch das Fahrzeug, als er sich auf den Weg ins dichte Schneetreiben macht.
Auch sein Sohn Stephan packt heute mit an. Er ist in einem kleineren Traktor unterwegs, denn er ist heute für die Räumung der Bürgersteige in seinem Bezirk zuständig. Die Mitarbeiter des städtischen Bauhofes würden aber noch zahlreiche andere Winterdienstarbeiten übernehmen. Beispielsweise die Streuung von Bushaltestellen und, natürlich, ein ständig wachsames Auge auf das Wetter zu haben.

Von alten Traktoren und Hindernissen
Der Motor röhrt auf und er lässt den Bauhof hinter sich. Langsam aber sicher bewegt er sich in Richtung Strempt. Er erzählt von seiner Liebe für alte Traktoren, als er den Schnee rechts und links in die Straßengräben verschwinden lässt – und wieder Platz für die weniger wetterfesten Verkehrsteilnehmer schafft, die sich schon geduldig in einer Schlange hinter ihm versammelt haben.
„Ich habe zwölf der schönen alten Stücke“, erzählt er lächelnd. Schon lange ist er stolzes Mitglied der „Lückerather Traktorfreunde“ in seinem Heimatort. Hier lebt er mit seiner Lebensgefährtin. „Vor 70 Jahren hatten die Trecker noch eine ganz andere Qualität“, bemerkt er, „das hat man heute nicht mehr. Dafür werden aber auch ganz andere Anforderungen an die Fahrzeuge gestellt.“

Und schon ist das erste Etappenziel erreicht. Karl-Heinz Schick ist geübt und bewegt seinen Traktor sicher durch die engsten Gassen – und sorgt somit dafür, dass niemand zuhause eingeschneit wird. Kein Wunder. Im Einsatz gegen die Naturgewalten ist er schließlich schon seit 1994, also fast 30 Jahre. Seitdem er damals aufgrund eines fehlenden Fahrzeuges eingesprungen sei, fahre er mit seinem Traktor jedes Mal wieder gerne raus ins Weiße, sagt er.

Vorbei an eng geparkten Autos sind immer wieder Erschütterungen durch Schlaglöcher und Gullydeckel zu spüren, „die einen gut und gerne mal in parkende Autos ablenken können, wenn man nicht aufpasst“, erzählt er. Selbst für die geübtesten Fahrer birgt eine dichte Schneedecke solche Gefahren. Plötzlich gibt es einen Ruck und er kommt zum Stehen. Ein Teil einer Baustelle blockiert die Straße. „Tja, das ist natürlich ärgerlich, aber sowas kommt immer mal wieder vor“, sagt er. Sein Blick geht nach hinten und er setzt in der engen Gasse problemlos zurück. Weiter geht´s.

„Einsätze werden extremer“
Der Weg führt durch Roggendorf, über die verschneite Landstraße bis nach Hostel – und der Schneefall macht keine Anstalten, zu stoppen. Im kleinen Ort auf dem Berg schippen die Anwohner schon kräftig, ab und zu muss Schick um sie herum manövrieren.
Er erzählt: „Wetter wie dieses ist im März schon ungewöhnlich.“ Doch gerade in den letzten Jahren habe sich das Wetter oftmals verändert. Wahrscheinlich ein Zeichen des Klimawandels. „Unsere Einsätze sind weniger geworden, dafür aber extremer. Entweder es liegt nichts, oder wir versinken sozusagen im Schnee. Das spürt man schon deutlich, gerade nach so langer Zeit.“

Zielsicher führt der Weg weiter über für „Normalos“ schier unpassierbare, wie von einer dicken Schicht Puderzucker überzogene Feldwege und Wirtschaftswege – Allrad sei Dank ist das kein Problem. Es geht vorbei an einem weiteren gelben Ortsschild: Glehn.
Auch hier wieder: Steile Passagen und enge Gassen. Mittlerweile sind auch Eltern mit ihren Kindern unterwegs, samt Schlitten im Anschlag. Quer durch das Örtchen führt der Weg weiter bis zum Feuerwehrgerätehaus. „Hier ist natürlich auch wichtig, die Einfahrt und Zuwege passierbar zu halten. Denn Notfälle kann es gerade bei diesem Wetter immer geben!“, mahnt er.

Und auch für die kleinsten Bürger wird gesorgt. Millimetergenau passiert Schick das Tor des Glehner Kindergartens und dreht hier seine Runden, bis alles wieder frei von der mittlerweile schon hohen Schneedecke ist. Er erzählt: „Für die Stadt sind im Moment insgesamt sechs Fahrzeuge unterwegs. Vorher wird das Team von den zuständigen Mitarbeitern »gebrieft«, also über die Strecke und Wetterverhältnisse aufgeklärt.“ Mitarbeiter des Bauhofes machten dafür im Vorfeld nachts immer wieder „Wetterkontrollen“, um auf drohende Schneefälle vorbereitet zu sein. Ist dies der Fall, werden die verfügbaren Fahrer sofort eingeschaltet.
Schick verlässt Glehn wieder auf Feldwegen, umgeben von geradezu unberührter Winteridylle. Definitiv auch ein Lohn für die Arbeit der Auftragnehmer.

Die Kritiker sind zufrieden
Das nächste Ortsschild zieht vorüber: „Bergbuir“. Wieder windet er sich durch die teils engen Straßen, als zwei Männer am Straßenrand aus dem Schnee hervortreten. „Oh, da sind die Kritiker“, sagt Schick schmunzelnd. „Die Beiden haben früher den Winterdienst gefahren und schauen natürlich jetzt auch genau, ob ich das hier auch gut mache.“ Die Daumen gehen in die Höhe – und er hat wohl bestanden.

Über die mittlerweile freie Landstraße geht es nun den Berg erst hinauf, dann zum Bleibuirer Friedhof und in den Ort hinab. Die letzte Station. Er kommt problemlos durch, doch das sei leider nicht immer so. Einen Apell hat Schick an die Mitbürger: „Nachts kommt es schon mal öfter dazu, dass ungünstig geparkte Fahrzeuge unseren Weg blockieren. Gerade wenn alle noch zuhause sind und schlafen. Es wäre gut, darauf zu achten, wenn Schnee gemeldet ist, uns Platz zu machen, damit wir zu allen hinkommen.“

Die letzte Straße ist geräumt, das Salz entfaltet seine Wirkung und Schick tritt die gemächliche „Heimreise“ zum Bauhof an. Der Schnee lässt auf den letzten Metern durch die „Peterheide“ langsam nach. Schick kommt zum Stehen und verlässt die Kabine nach rund zwei Stunden wieder. Eigentlich heißt es jetzt, Streusalz „nachtanken“. Mittlerweile haben sich aber auch viele seiner Kollegen hier versammelt. Die Profis werden sich schnell einig: „Brauchen wir nicht, lohnt sich nicht mehr“.

Feierabend also. Bald, wenn die Sonne wieder scheint und der Frühling kommt, wird der passionierte Landwirt mit seinem Traktor wieder auf seinen Äckern unterwegs sein. Wenn ihn dann aber das nächste, für Autos undurchdringliche Schneetreiben wieder auf die Straßen ruft, ist er wieder bereit, damit es für alle heißt: „Freie und sichere Fahrt!“
pp/Agentur ProfiPress