„Gute Zusammenarbeit strahlt aus“
Gespräch zwischen Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie sowie stellvertretende Ministerpräsidentin, und verschiedenen Institutionen aus dem Kreis Euskirchen wie dem DRK rund um Flutnacht 2021 – Erfahrungen und Lehren für die Zukunft besprochen
Euskirchen – „Erst einmal möchte ich Ihnen allen meinen tief empfundenen Dank und Respekt aussprechen. Sie haben selbstlos Menschen in großer Not geholfen – und das teils bis heute“, betonte Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie sowie stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, bei einem „Austausch mit der lokalen Zivilgesellschaft“ in Euskirchen.
Ein Thema stand dabei im Fokus des Gesprächs: die verheerende Flutkatastrophe von 2021 im Kreis Euskirchen und ihre Folgen bis heute. Zwischendrin aß man gemeinsam ein Stück Kuchen bei einer Tasse Kaffee, bevor es im Anschluss zur Eröffnung der Euskirchener Maikirmes ging.
Mit dabei im historischen „Café Albert Kramer“ inmitten der Innenstadt waren Vertreterinnen und Vertreter des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen, der Caritas, der Malteser, des Rotary-Clubs, der Diakonie, der Feuerwehr sowie Vertreter aus Politik und Verwaltung um Bürgermeister Sacha Reichelt und Klaus Voussem MdL.
„Weniger Bürokratie!“
„Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Welche Lehren haben Sie daraus gezogen und was könnte man in Zukunft ändern?“, fragte Ministerin Neubaur in die Runde.
„Wir müssen anfangen, uns besser vorzubereiten, um im Angesicht der Gefahr schnell handeln zu können“, betonte beispielsweise Angelika Eimermacher vom Roten Kreuz. Denn Hochwasser werden gerade im Angesicht des Klimawandels immer wahrscheinlicher. Sie fuhr fort: „Dazu zählt auch, den Menschen beibringen, wie sie sich selber schützen können – angefangen bei Kindern. So zum Beispiel Katastrophenschutzübungen, mehr Aufklärung oder in Erster Hilfe stets fit zu bleiben.“
Ganz verhindern kann man Katastrophen jeglicher Art meist nicht, da waren sich die Beteiligten einig. Hier pochte man darauf, regionale Ressourcen im Ernstfall schnell nutzbar zu machen, beispielsweise Firmen. Erst dann sollte man darauf schauen, dass Hilfe von außen kommt. Unternehmen und Privatpersonen hätten hier auch Eigenverantwortung und müssten sich soweit es geht vorbereiten.
Eine weitere große Forderung war der Abbau der Bürokratie, Fristverlängerungen für diverse behördliche Anträge und klare Vorgaben, was im Ernstfall zu tun ist. Neubaur nannte hier das „Once-only-Prinzip“, also beispielsweise bei Anträgen zum Wiederaufbau oder ähnlichem nur einmal alle Daten eingeben zu müssen. Wie Mitarbeiterinnen der Diakonie nämlich betonten, hätten manche Betroffene bis heute „funktioniert“, seien an den unnötig komplizierten Anträgen aber schließlich verzweifelt.
Hier zeige sich wieder: Viele Betroffene leiden bis heute unter traumatischen Erlebnissen, die tief sitzen und beispielsweise bei regen wiederhochkommen. Die Katastrophe habe „viele Seelen verletzt“. Hier gelte es auch, psychologische Hilfe zu leisten – gerade bei Kindern.
Einfache Systeme gefordert
So forderte man auch ein einfaches Online-System, in dem man mit drei Fragen, die es zu beantworten gilt, alle wesentlichen Infos übermitteln könne. Möglich sei dies, wenn auch nicht einfach – nur müsse es umgesetzt werden. Und das möglichst schnell. Hier gelte es wenige „Barrieren“ einzubauen und beispielsweise Systeme zu entwickeln, mit denen man Auszahlungen oder abrufbare Dokumente im Ernstfall einfach möglich machen kann. Und vor allem: die Menschen über all diese Dinge im Detail zu informieren.
Im Großen und Ganzen sei man in den Hilfsorganisationen aber mit den ersten 48 Stunden während und nach der Flutkatastrophe im Kreis Euskirchen zufrieden gewesen, obwohl es keine „Blaupause“ gab. Man habe sich schnell koordinieren können, gegenseitige Hilfe kam auch aus der Bevölkerung, niemand sei lange alleine gelassen worden und man habe viel gelernt.
Schließlich sei Neubaur mit ihrer Kollegin Ministerin Ina Scharrenbach einer Meinung: man müsse am Ball bleiben und immer „eine Schippe drauflegen, um die Risiken zu minimieren“. Sie dankte für die vielen wichtigen Anregungen und lobte vor allen Dingen die gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Institutionen im Kreis Euskirchen, die nicht selbstverständlich sei und deren Wirkung, die „bis in die Politik ausstrahlt“.
pp/Agentur ProfiPress