GAT von UN ausgezeichnet
Vereinte Nationen zeichnen Mechernicher Schule für ihr außergewöhnliches Engagement zur „Biologischen Vielfalt“ aus – Im artenreichen Naturgarten wird Wissen über Fauna und Flora hautnah vermittelt
Mechernich – Es gibt sie, diese kleinen Oasen, wo die Natur noch Natur sein darf und sogar gemeinhin als Unkräuter diffamierte Pflanzen ungehindert sprießen dürfen. Die Rede ist vom Naturgarten des Mechernicher Gymnasiums Am Turmhof (GAT). Das mit großem Engagement geführte Projekt von den beiden GAT-Lehrerinnen Heidrun Schwarthoff und Maria Abschlag wurde jüngst von der UN-Dekade für Biologische Vielfalt ausgezeichnet.
„Unser Ziel ist, möglichst viele und vor allem junge Menschen für den Schutz der Biodiversität, also den Artenreichtum von Tieren und Pflanzen zu begeistern“, erklärt Andreas Maikranz, der MINT-Koordinator der Schule, in dessen Bereich auch der Naturgarten und damit auch die nachhaltige und naturnahe Bildung am GAT fällt.
In dem Garten, in den die Schüler sogar von manchen Klassenzimmern aus, einen direkten Blick hineinwerfen könne, sieht es tatsächlich ein bisschen wild aus. Das besagte (Un)-Kraut ist umgeben von blühenden Wiesenblumen und Wildstauden. Alte Apfelbaumsorten wachsen und gedeihen in direkter Nachbarschaft. Bienen summen zu später Herbststunde noch herum. Von dem Design eines englischen Rasens, von streng angelegten Beeten oder Ziersträuchern ist dieses Areal weit entfernt.
„Ein Garten muss nicht ordentlich sein“
Ganz bewusst, so Schwarthoff: „Wir wollten mit dem Projekt den Kindern zeigen, dass ein Garten nicht so ordentlich sein muss.“ Denn im GAT-Garten setzt man andere, wichtigere Prioritäten. „Mut zur Wildnis“, lautet das Credo, dass man sich als Nationalparkschule vom nahegelegenen Nationalpark Eifel zu Herzen genommen hat und umsetzt, damit sich möglichst viel Fauna und Flora angezogen und wohl fühlt.
„Wir lassen zum Beispiel in bestimmten Ecken Brennesseln und Disteln stehen, weil sie für verschiedene Insekten sehr wichtig sind“, erklärt Heidrun Schwarthoff und Maria Abschlag ergänzt: „Wir mähen die Wiese höchstens zweimal im Jahr, weil eine Mahd immer eine Katastrophe für den Insektenbestand ist.“ Außerdem bleibe immer ein Teil der Wiese stehen, damit die Insekten einen Rückzugsort haben. Verblühte Blumen bleiben im Winter stehen.
Lehrerinnen haben Imkerausbildung absolviert
Die AG, in der sich die Schüler um den Naturgarten kümmern, erfreut sich großer Beliebtheit. Aktuell zählen die Verantwortlichen rund 20 Kinder, die sich engagieren. Seit zwei Jahren kümmert sich die AG auch um Bienenvölker. Beide Lehrerinnen haben dazu eigens eine Imkerinnen-Ausbildung absolviert und hoffen, die Schüler für diese für das Ökosystem wichtigen Tiere zu begeistern.
„Zusammen mit den Schülern ernten wir den Honig und pflegen die Bienen“, so Schwarthoff. In einem extra hergestellten Schaukasten können die Schüler die fleißigen Völker genau beobachten und auch, was die Königin so macht. Fünf Honig-Bienenvölker hat die Schule bereits. Doch auch die Wildbienen werden nicht vergessen, denn für sie haben die Schüler eine ganze Reihe Insektenhotels aufgestellt. Eine weitere Sandkiste bietet Heimat für Sandbienen.
Die vorhandene bunte Pflanzenvielfalt will man mit der Zeit noch weiter ausbauen. „Man muss auch Geduld haben, wenn man einen Naturgarten aufbauen will“, so Abschlag.
Jennifer Thelen von der biologischen Station lobt den Naturgarten am Rande der Verleihung der Auszeichnung als „sehr unterstützenswertes Projekt“. Es sei „unglaublich wichtig“, dass Lehrerinnen und Lehrer das Wissen an die Kinder weitergeben. Die Biologische Station hatte die Schule auch beraten bei der Auswahl alter Apfelbaumsorten und der Anlage einer Streuobstwiese.
Keine Eintagsfliege
Andreas Maikranz hob in seiner Ansprache aber auch hervor, wie wichtig ein solches Naturschutz-Engagement der Schule sei. Als Biologie-Lehrer habe er leider feststellen müssen, dass das Wissen über Tier und Pflanzenarten in den vergangenen Jahren enorm zurückgegangen sei, weil die Themen immer mehr von den Lehrplänen verschwinden. „Viele wissen gar nicht mehr wie der Baum heißt, der vor der Türe steht“, warnt er und fügt hinzu: „So soll unser Projekt vor allem dazu beitragen, dass dieses Wissen über die Biodiversität zunimmt – in allen Generationen.“ Die Auszeichnung freue ihn daher ganz besonders
Schulleiter Micha Kreitz verwies, dass der Naturgarten keine Eintagsfliege sei. „Nachhaltigkeit sollte eigentlich unser Jahresthema sein.“ Mit dem Zülpicher Franken-Gymnasium sei dazu bereits eine Kooperation vereinbart gewesen, die man dann Corona-bedingt habe absagen müssen. Außerdem bestehe schon lange eine enge Zusammenarbeit mit dem Kölner Zoo und dem Nationalpark Eifel, damit die Schüler in weiteren Projekten mehr über Artenvielfalt erfahren können.
pp/Agentur ProfiPress