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Freude und Frust der Krötenretter

An der Kreisstraße 20 in Eicks installierte der Kreisbauhof ein neuartiges Amphibienleitsystem, das den manuellen Einsatz von menschlichen „Krötenschleppern“ überflüssig macht

Mechernich-Eicks – Konzentriert schaut Jennifer Hack in den Scheinwerferkegel: „Im Autolicht kann man die Kröten auf der Straße am besten sehen. Das sind dann kleine Buckel.“ Wenn der Pkw vorbei ist, heißt es, sich zu sputen. Schnell die Kröten in den Eimer…

Einen Teil der neuen Krötenleitanlage in Eicks begutachten Ulrich Pohl (r.) und seine Mitstreiter. Der Nabu-Sprecher bezeichnet die vom Kreis installierten Querungs-Tunnel als vorbildlich. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

Jennifer Hack und ihr Mann Kai, beide bei der Polizei in Euskirchen beschäftigt, gehören zu jenen Naturschützern, die in diesen Tagen allabendlich unterwegs sind, um Kröten bei ihrer jährlichen Wanderung zu den Laichgewässern zu unterstützen.

Im Taschenlampenlicht oder Scheinwerferkegel der Autos kann man die Kröten auf Straße, Rad- und Gehweg am besten erkennen. „Das sind dann kleine Buckel“, so Jennifer Hack zum Reporter Stephan Everling: „Wenn der Pkw vorbei ist, heißt es allerdings, sich zu sputen. Schnell die Kröten in den Eimer…“ Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

„Wir brauchen dringend Unterstützung“, sagen sie. Seit 2020 betreuen sie einen Streckenabschnitt bei Wildenburg. „Im vergangenen Jahr hat sich Jutta Klar dazugesellt“, schreibt Stephan Everling in der „Kölnischen Rundschau“ und im „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wenn das Wetter regen Betrieb erwarten lässt, greift auch Julia Berners zu Eimer und Taschenlampe, um Kröten und Molche einzusammeln und sicher auf die andere Straßenseite zu bringen.“

Auch dieser Bergmolch wurde von den Helfern gerettet. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

450 Tiere haben sie im vergangenen Jahr in einer Nacht über die Straße transportiert – gleichzeitig wurden fast hundert Amphibien überfahren. „Das ist frustrierend“, gesteht Jennifer Hack. Seit Sonntag hat das kleine Helferteam alleine an der Wildenburg 1677 Amphibien gerettet: Erdkröten, Grasfrösche, Berg-, Teich- und Fadenmolche. Am Freitagabend sogar sieben streng geschützte Kammmolche.

Kreisweit sind dieses Jahr bereits 6500 Amphibien aufgesammelt und sicher über die Straßen getragen worden. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

50 Helfer an 15 Stellen

Ein Schutz, wie er gerade in Mechernich-Eicks fertiggestellt wird, wäre der Traum für die Naturschützer dort oben. An der Kreisstraße 20 zwischen Kommern und Eicks hat der Kreisbauhof auf mehreren Hundert Metern eine Krötenleitanlage gebaut samt mehrerer Querungs-Tunnel. „Das ist, was wir fordern“, so Ulrich Pohl vom Nabu-Kreisvorstand. Er koordiniert 50 Helfer, die an 15 Stellen im Einsatz sind.

In Eimern und anderen Gefäßen werden die Kröten gesammelt und in Richtung Laichgewässern wieder freigesetzt. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

Dass die Helfer, die die Tiere in Eicks bislang davor bewahrt haben, auf ihrem Weg in den Schlossgraben überfahren zu werden, arbeitslos werden, ist für niemanden ein Problem. „An anderen Stellen wird ihr Engagement gebraucht“, schreibt Stephan Everling und zitiert Birgit Pesch mit den Worten: „Die freuen sich, Arbeit ist genug!“ Insgesamt sind 2023 kreisweit bereits mehr als 6500 Amphibien gerettet worden.

An der Kreisstraße von Eicks Richtung Kommern ist das neuartige Krötenleitsystem gut zu erkennen. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

Auch eine neue Stelle ist entdeckt worden. Am Mühlensee in Kommern wurde ein Zaun aufgebaut. Dort sind die Tiere auf dem Weg zum Kundenparkplatz eines Restaurants unterwegs. 60 überfahrene Tiere wurden 2022 in einer Nacht gezählt. „Das Problem ist, dass man nicht alles absperren kann“, so Pohl.

Vier von insgesamt 50 Nabu-Aktivisten, die in diesen Tagen als Krötenretter im Kreis Euskirchen unterwegs sind. Foto: Stephan Everling/pp/Agentur ProfiPress

Ganz unterschiedlich reagieren die Autofahrer nach Angaben der Ehrenamtler auf ihre Arbeit entlang der Straßen: Manche nehmen Rücksicht, fahren langsam oder halten an – andere geben extra Gas. Auch sei in diesem Jahr ein Krötenschutzzaun mutwillig zerstört worden. Wer als „Krötenschlepper“ aktiv werden möchte, kann mit dem Nabu per E-Mail Kontakt aufnehmen: u.pohl@nabu-euskirchen.de

pp/Agentur ProfiPress