Ein Jahrhundertleben…
Franziska Vogel aus Firmenich feierte 100. Geburtstag – Enkel Andreas und ihre Familie erinnern sich zurück – Von Krieg, Schicksalsschlägen, Begeisterung für Wandern und Kegeln – „Eine Zuhörerin“
Mechernich-Firmenich – Kaum zu glauben: Ein volles Jahrhundert wandelt Franziska Vogel aus Firmenich jetzt auf dieser Welt, und zwar hauptsächlich in Firmenich, Stadt Mechernich. Es war kein einfaches Leben, auf das sie jetzt an ihrem runden Geburtstag zurückblickte.
Die Hundertjährige kennt Leid, Entbehrungen und Prüfungen, aber auch frohe und erfüllte Augenblicke. „Ein Herzinfarkt mit 98, Corona mit 99 und dann sitzt sie wie aus dem Ei gepellt auf ihrem Thron, stößt mit einem Glas Sekt auf ihren 100. Geburtstag an und schenkt dieser Welt ihr Lächeln“, fasst ihr Enkel Andreas Greuel, Fernsehjournalist bei der RTL-Gruppe, für den Mechernicher Bürgerbrief zusammen.
Unter dem Namen Franziska Anna Maria Esser am 19. März 1922 in Firmenich als drittes Kind nach zwei Brüdern geboren, wohnte sie bis vor zwei Jahren noch in ihrer Firmenicher Wohnung. Als ein Herzinfarkt dies leider unmöglich machte, zog sie mit 97 Jahren in das St. Elisabeth Altenheim in Zülpich. Franziska Vogel ist fester Bestandteil der Seniorengruppe der Pfarrgemeinde St. Hubertus, zu der sie auch jede Woche zum Basteln, Erzählen und Spaß haben ging. „Ömchen“, wie sie liebevoll genannt werde, sei bekannt dafür, den besten Apfelpfannkuchen und Reibekuchen zu backen, so Enkel Andreas.
Vom Lazarett zurück ins Elternhaus
1944 heiratete sie Christian Vogel, Hauptfeldwebel aus Embken, in Schwerin. Im Krieg hatte er ein Bein verloren, sie hatte dort als Lazarett-Helferin in der Pflege der Verwundeten gearbeitet. Nach dem Krieg zogen die beiden gemeinsam zurück nach Firmenich und wohnten dort mit ihrem Bruder Peter, seiner Frau und deren Sohn. Christian verstarb bereits 1985, drei Monate nach der Geburt von Enkel Andreas.
Nach Besuch der Volksschule arbeitete „Ömchen“ als Haushaltshilfe im „Café Bonn“ in Euskirchen, was ihr enorm viel Freude gemacht haben muss. Ihr Sohn Matthias, Jahrgang 1945, starb bereits mit 32 Jahren als Dialysepatient, Tochter Helene (geboren 1949) sprang dem Tod auch einmal von der Schippe. Ihr zweiter Sohn Heinz-Peter starb 2001 nach einer langen Lungenkrankheit.
„Das änderte jedoch nie etwas an ihrer lebensfrohen Art“, so Andreas Greuel. Als der SSC Firmenich 1981 eine Wanderabteilung gründete, wurde auch sie Mitglied im Spiel- und Sportclub, in dem sich auch ihre Familienangehörigen engagierten. Als 1992 eine Gymnastikabteilung hinzukam, machten „Ömchen“ und Tochter Helene wiederum mit.
Lebensfroh trotz Schicksalsschlägen
„Eine von Omas größten Leidenschaften war immer das Kegeln in der Gaststätte Hamacher“, erinnerte sich der Journalist Andreas Greuel. Zuerst in der Damen-Kegelgruppe „Se stohn noch“, später dann in der Partnergruppe „Alle Neune“. Neben vielen guten Platzierungen ist sie ganze vier Mal Dorfmeisterin geworden und hat diese Leidenschaft auch an ihre Kinder Heinz-Peter und Helene weitergegeben. Die jährlichen Kegelfahrten hätten sie darüber hinaus an viele schöne Orte in Deutschland, Österreich und in andere Länder geführt, wo sie auch ihrer Wanderlust nachkommen konnte.
Franziska Vogel habe es Zeit ihres Lebens genossen, an der frischen Luft zu sein: Meist in ihrem großen Garten, in dem sie Kartoffeln, Obst und Gemüse anbaute. Nicht selten legte sie auch Hand an im Garten der Tochter, wenn sie das Gefühl hatte, dass das „Beet doch so nicht aussehe“. Im zarten Alter von 90 Jahren entdeckte sie ihre Leidenschaft für „Snooker“ im Fernsehen, schnell war Tennis damit der Rang abgelaufen.
Ihr Enkel Andreas resümierte bei Ihrer 100. Geburtstagsfeier: „Trotz allem, was ihr passiert ist, ist sie einer der demütigsten, dankbarsten und in sich ruhendsten Menschen, die ich je erleben durfte. So viel Energie und Lebensmut in einer Person. Stets zuvorkommend und freundlich, nie bösartig oder aggressiv, immer für einen Scherz zu haben und hilfsbereit. Oma war nie eine Person, die gerne im Vordergrund stand, der Rummel war ihr immer zu viel.“ Das überlässt Franziska Vogel bis heute lieber anderen – sie ist eher eine Zuhörerin, auch als Jubilarin zum 100. Geburtstag.
pp/Agentur ProfiPress