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Eifel-“Nobelpreis” für Zierdens Literatur-Festival

Eifel-“Nobelpreis” für Zierdens Literatur-Festival
Zukunftsinitiative Eifel verleiht zum zweiten Mal den “Eifel-Award” und zwar diesmal am Mittwoch, 9. März, auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin – Empfänger des diesmal gesplitteten Preises ist neben Dr. Josef Zierdens “Eifel-Literatur-Festival” das belgische “CYSTeam”, ein Discobus-System für junge Menschen im Raum Eupen
Eifel/Berlin – “Die Eifel ist ein wachgeküsstes Dornröschen”, sagte der Aachener Städteregionsrat Helmut Etschenberg in seiner Laudatio bei der ersten Verleihung des Eifel-Awards an das literarische Genre des Eifel-Krimis. Stellvertretend nahmen die Krimi-Autoren Ralf Kramp und Michael Preute alias Jacques Berndorf damals diese von Journalisten bereits als “Eifel-Nobelpreis” apostrophierte Auszeichnung 2009 im Hillesheimer Hotel Augustinerkloster entgegen.
Bleibt man bei dem Dornröschen-Bild, dann kommt dem Empfänger des zweiten Eifel-Award, der am Mittwoch, 9. März 2011, auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) verliehen wird, die Rolle des Prinzen zu, der Dornröschen wachküsst. Es handelt sich um Dr. Josef Zierden (56), Literaturwissenschaftler, Gymnasiallehrer, Autor und “Macher” des mittlerweile legendären Eifel-Literatur-Festivals.
Genau genommen ist auch nicht Zierden der Ausgezeichnete, sondern sein Werk, das Festival selbst, das 1992 in Prüm Premiere feierte und mittlerweile alle zwei Jahre Eifel-weit begangen wird und die ganz Großen des deutschsprachigen Literaturbetriebs anzieht.
Den insgesamt erst zum zweiten Mal überhaupt verliehenen Eifel-Award teilt sich das Literatur-Festival mit dem “CYSTeam”, einer nachahmenswerten Initiative in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, die im Raum Eupen/Raeren/Kelmis einen Heimfahrdienst von und für Jugendliche organisiert und verwirklicht hat.
Dieser zweite Eifel-Award zollt der Eifelkonferenz 2010 Anerkennung und Wertschätzung, die diesmal zum Thema “Mobilität im ländlichen Raum” in Heimbach stattfand. Das ostbelgische “CYSTeam” war bei der Konferenz im Heimbacher Jugendstilkraftwerk eines von vielen positiven Beispielen für Mobilität in jener Region, für die die veranstaltende Zukunftsinitiative Eifel die Dachmarke darstellt.
Die Zukunftsinitiative Eifel ist ein Zusammenschluss von zehn Kreisen aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sowie der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und acht Wirtschaftskammern. Sie versteht sich als Kommunikations- und Koordinationsplattform, um die Interessen der Eifel voranzubringen. Sie hat sich vor allem fünf Handlungsfelder auf die Fahnen geheftet, die wahlweise auch für den Eifel-Award preiswürdig sein können: Kultur und Tourismus, Wald und Holz, Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe sowie Technologie und Innovation. Zierdens Literaturfestival ist dem Bereich “Kultur und Tourismus” zuzuordnen, das “CYSTeam” darf als innovativ gelten.
“Die Eifel als Landschaft und
als literarische Landschaft”
Das Eifel-Literatur-Festival und sein Initiator und Organisator Josef Zierden haben die Eifel über Grenzen hinweg bekannt und auch populär gemacht. Dass das einstige “Armenhaus Preußens” heute als hochinteressanter und touristisch top-begehrter Landstrich dasteht, hat die Eifel vor allem drei Standbeinen zu verdanken: ihrer einmalig schönen Landschaft, dem Tourismus und der Literatur.
Am Boom der Letzteren seit Ende der achtziger Jahre haben das Eifel-Literatur-Festival und sein “Motor” Josef Zierden, im Hauptberuf 56jähriger Studiendirektor für Deutsch und Geschichte am St.-Matthias-Gymnasium Gerolstein, maßgeblichen Anteil. Dr. Sigfrid Gauch, Ministerialrat a. D. und bis 2010 Literaturreferent des Landes Rheinland-Pfalz, sagte in seiner Laudatio auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin: “Josef Zierdens Interessen gehen in zwei Richtungen: Die Eifel als Landschaft und auch als literarische Landschaft nach außen hin bekannt zu machen und zugleich die zeitgenössische Literatur in diese Landschaft hinein zu holen.”
Scherzhaft fügte der langjährige Weggefährte Zierdens und des Eifeler Festivals hinzu, dass es Zierdens innigster Wunsch gewesen sei, die Autoren seiner Lieblingsbücher endlich einmal persönlich kennen zu lernen: “Um sich diesen Wunsch zu erfüllen, erfand Josef Zierden das Eifel-Literatur-Festival. Ich war dabei. Wir versuchten von Anfang an, es uns schön zu reden, uns vorzumachen, Josef Zierden würde es den Anderen zuliebe tun.” Im Anschluss an seine launigen Worte übergab er den Award an Zierden. Ihm schloss sich die Erste Kreisbeigeordnete Monika Fink an, die anstelle des erkrankten Landrates Dr. Joachim Streit (Eifelkreis Bitburg-Prüm) die dazugehörende Urkunde überreichte.
1994 hatte Zierden das Eifel-Literatur-Festival aus der Taufe gehoben. In den Jahren 1994, 96 und 98, der “Pionierzeit”, wie sie von Zierden bezeichnet wird, war das Festival zeitlich auf die Dauer einer Woche begrenzt. Zierden hatte es nach eigenem Empfinden immer wieder mit Widerständen zu tun. Ein Verlag beschied eine Anfrage nach einem Autor mit der spöttischen Bemerkung, was denn die Eifel bitteschön mit Literatur zu tun habe.
Siegfried Lenz, Martin Walser,
Mario Adorf und Herta Müller kamen
Mit dem Jahr 2001 sei das Festival dann “in eine neue Dimension” gekommen, erinnert sich Dr. Josef Zierden. Zum einen fanden mit Siegfried Lenz, Martin Walser und Mario Adorf international gerühmte Autoren den Weg in die Eifel, zum anderen wurde das Festival nunmehr auf die Laufzeit von Mai bis November erweitert.
Das war eine kluge Entscheidung, die den Nerv der Zuschauer genau getroffen hat, wie sich beim bislang letzten Festival 2010 gezeigt hat: Das neunte Eifel-Literatur-Festival war mit über 15.000 Besuchern bei 28 Veranstaltungen das bisher erfolgreichste seiner Geschichte. Zudem wurde im Frühjahr und im Herbst 2010 erstmals ein Festivaljournal mit Interviews und Hintergrundinformationen herausgegeben. Von der Zeitschrift “buchjournal” wurde das Festival im Januar 2010 zu den zwölf wichtigsten Literaturevents des Jahres gezählt.
Aber Josef Zierden, der seit 2006 auch Vorsitzender “Literaturbüros Eifel” und Mitherausgeber der Literaturreihe “Schrittmacher” für junge rheinland-pfälzische Autoren ist, nennt noch einen ganz anderen Aspekt “seines” Festivals: “Die Literatur hat die Eifel als kulturelle Einheit begriffen.” Früher habe die Veranstaltung an der Prümer Kreisgrenze geendet. Das sei gottseidank mittlerweile anders: “Wir heißen nicht nur Eifel-Literatur-Festival, sondern sind es auch.”
Schließlich finde das literarische Großereignis heute in allen zehn Landkreisen der Zukunftsinitiative Eifel statt. Ein weiterer, nicht unerheblicher Nebeneffekt sei, dass sich das Festival bei den Verlagen und, noch wichtiger, bei den Autoren herumgesprochen habe. So habe Elke Heidenreich Senta Berger gegenüber das Festival in den höchsten Tönen gelobt, wie Zierden weiß. Und der in Berlin lebende russische Schriftsteller Wladimir Kaminer habe nach seiner Einladung zum Festival gestrahlt: “Endlich komme ich auch mal dran.”
Kein Wunder, dass sich zwischen Zierden und vielen Autoren starke Bindungen entwickelt haben. “Darüber könnte ich mittlerweile Bücher schreiben”, sagt Zierden. Dass Zierden den richtigen Riecher für Autoren und deren Entwicklung hat, zeigt eine Episode mit Herta Müller. Der Nobelpreis-Trägerin für Literatur hatte Zierden bereits 2008, auf einer Rückfahrt nach einer Veranstaltung in Mayen, prophezeit: “Sie bekommen den Nobelpreis. Wenn ihn jemand verdient hat, dann Sie.” Ein Jahr später war es dann soweit. Natürlich kam Herta Müller 2010 zum Eifel-Literatur-Festival . . .
Wo die mit der Preisverleihung des Eifel-Award verbundene Skulptur hinkommt, ist für Dr. Josef Zierden bereits klar: “Der Preis erhält einen zentralen Platz in meinem Arbeitszimmer.” Und dass die Auszeichnung auch die Verpflichtung beinhaltet, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, macht Zierden im Nachsatz ebenfalls deutlich: “Den Preis stelle ich zwischen die Bücher der Autoren, die im kommenden Jahr zu uns kommen werden.”
Fahrdienst von und für junger
Leute zu attraktiven Veranstaltungen
Den zweiten Eifel-Award erhielt das ostbelgische “CSYTeam”. Das ist eine Abkürzung für “Center Young Service Team” und steht für ein Mobilitätsprojekt, das auf beispielhafte Art eine Lösung für die motorisierte Beweglichkeit junger Menschen im ländlichen Raum entwickelt hat. Es handelt sich dabei um einen Heimfahrdienst für Jugendliche, der von jungen Erwachsenen und Jugendlichen organisiert und betrieben wird.
Eine Umfrage unter Jugendlichen der deutschsprachigen ostbelgischen Gemeinde Lontzen war zu dem Ergebnis gekommen, dass die Jugend dieser ländlichen Gemeinde besonders an Wochenenden ein Mobilitätsproblem hatte. Es fand sich eine Gruppe Idealisten, die ein Projekt entwickelten, um den Jugendlichen eine Fahrgelegenheit von den Jugendtreffs der Gemeinde hin zu Veranstaltungen und von dort aus zu einem vereinbarten Zeitpunkt wieder nach Hause zu bieten. Im März 2001 fiel der Startschuss für den eingetragenen Trägerverein “Center Young Service” oder kurz “CYSTeam”.
Mittlerweile dehnt sich der Heimfahrtdienst auch auf andere Gemeinden im Norden der zur Zukunftsinitiative Eifel zählenden Deutschsprachigen Gemeinschaft aus und bringt jährlich bis zu 1.000 Jugendliche sicher zu Veranstaltungen und wieder nach Hause. Die Fahrer des “CYSTeams” müssen nicht nur den erforderlichen Führerschein haben, sondern absolvieren auch ein spezielles Fahrsicherheitstraining bei einer anerkannten Fahrschule.
Inzwischen zählt das Team 37 Mitglieder, wovon 24 geschulte junge Fahrer sind. Das Modell ist übertragbar auf andere ländliche Gemeinden. So kam es 2010 zu ersten gemeinsamen Aktionen mit französischsprachigen Nachbargemeinden der Provinz Lüttich. Auf großes Interesse stieß das Projekt auch bei der Eifelkonferenz 2010 in Heimbach.
Beispielhaft ist zudem die Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft wie Autohändlern und privaten Sponsoren, der öffentlichen Hand und Idealisten, die ihre Freizeit zur Verfügung stellen und bereit sind, sich zu engagieren.
Die Laudatio auf das “CYSTeam” hielt die Ministerin für Kultur, Medien und Tourismus der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Isabell Weykmans. Sie überreichte Alfred Lecerf, Bürgermeister der ostbelgischen Gemeinde Lontzen, den Preis. Die Urkunde händigte ihm dann Günter Rosenke, Landrat für den Kreis Euskirchen, aus.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

10.03.2011