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Ein afrikanischer Priester in Mechernich

Ein afrikanischer Priester in Mechernich
Während der Papst aus Deutschland in Afrika weilt, ist Father Cletus Uhinga bei der Communio in Christo zu Gast – Der Pfarrer aus Tansania hat durch die Berichte seiner Gemeindemitglieder eine klare Position zu der Benutzung von Kondomen
Mechernich – Durch den Papstbesuch ist “Afrika” gerade in aller Munde. Ein afrikanischer Priester ist zurzeit in der Eifel zu Besuch: Father Cletus Uhinga (43) aus Tansania besucht für zwei Wochen die Mechernicher Communio in Christo. Der katholische Priester ist nicht nur in seiner Pfarrei aktiv, sondern leitet auch ein katholisches Krankenhaus St. Francis in Ifakara mit 371 Betten für 500 000 Menschen in der Region. In dem Krankenhaus werden unter anderem Patienten mit HIV-Infektionen betreut. “Von zehn Einwohnern sind drei infiziert”, so der Pfarrer.
Seit Cletus Uhinga mit der Communio in Christo in Kontakt kam und bei früheren Besuchen in Mechernich den sanften und liebevollen Umgang mit Aids-Kranken in der Langzeitpflege und im Hospiz “Stella Maris” gesehen habe, berichtete er seinen Gemeindemitgliedern davon. “Das hat bei uns einiges verändert, früher hat man Aids-Kranke gehasst und ausgestoßen. Jetzt werden sie in den Kleinen Christlichen Gemeinschaften der Pfarrei gepflegt.”
Die Kleinen Christlichen Gemeinschaften, Zusammenschlüsse von neun bis zwölf Familien mit jeweils etwa zehn Mitgliedern, treffen sich zwei Mal in der Woche, um gemeinsam zu beten und zu singen, aber auch um Probleme anzusprechen und zu lösen. Bei jedem Treffen wird eine Kollekte gesammelt, die bedürftigen Mitglieder der Gemeinschaft zu Gute kommt – etwa, wenn jemand krank ist und die Medikamente nicht bezahlen kann.
In Mechernich hörte Father Cletus auch über die Reaktionen auf die Äußerungen des Papstes bei seinem Afrikabesuch zum Umgang mit Kondomen. “Es ist immer leichter, von außen auf die Probleme anderer zu schauen als mit ihnen zu leben”, so der Priester. Als Seelsorger kennt er die Geschichten vieler Aidskranker. Und er konstatiert: “Kondome betrügen mehr, als dass sie nutzen.” Denn ein großes Problem wäre beispielsweise die Lagerung. “In Tansania werden Kondome oft in der prallen Sonne liegengelassen oder in der verrauchten Hütte. Auch mit dem Haltbarkeitsdatum nimmt man es nicht so genau.”
Das würde zu einer trügerischen Sicherheit führen, die allzu oft zu einer weiteren Ausbreitung der schrecklichen Krankheit führte. Und selbst wenn die Kondome korrekt benützt werden, böten sie keine hundertprozentige Sicherheit. “Im Grunde gibt es drei Möglichkeiten, sich zu schützen: Eine ist es, abstinent zu leben. Meine Leute sagen dazu oft: Wir sind keine Priester, warum sollen wir das tun”, berichtet Pfarrer Uhinga mit einem Schmunzeln.
Deshalb weißt er als zweite Möglichkeit auf die Vorteile der Monogamie hin. Wenn sich ein Paar kennen lernt und mehr daraus werden soll, empfiehlt er einen Aidstest. Wenn beide negativ sind, sich wirklich lieben und treu bleiben, sei das der sicherste und beste Weg. Und zwar nicht nur vom religiösen und spirituellen Standpunkt aus, sondern auch vom praktischen – um eben eine Ansteckung mit Sicherheit auszuschließen.
Und damit kommt der Pfarrer zur dritten Möglichkeit. In Tansania gelte es bei manchen immer noch als eine Form von Reichtum, viele Frauen zu haben. Wenn jemand weder zu sexueller Enthaltung noch zur Monogamie bereit sei, sondern mit mehreren Partner verkehren wolle, sei ein vorheriger Aids-Test auch dann die sichere Methode. “Das ist nicht die kirchliche Position. Aber wenn jemand in dieser Form leben will, ist nicht das Kondom, sondern der Test die wirklich sichere Lösung”, so Father Cletus.
“Wenn man in einer Gemeinschaft mit Aids-Kranken lebt, wird man keine Kondome predigen”, sagt der Priester. Denn wie er von vielen Menschen erfahren habe, würden Kondome oft nur am Anfang einer Beziehung benutzt. “Aber wenn Kondome nicht immer oder nicht richtig benutzt werden, helfen sie nicht, oft ist dann sogar das Gegenteil der Fall – die Menschen fühlen sich sicherer, sind es aber nicht.” Wenn sie sich testen ließen und monogam lebten, könnte man das viele Geld, das für Kondome ausgegeben wird, besser einsetzen.
Bei seinem Besuch in Mechernich könne er diese Sorgen für zwei Wochen ein wenig vergessen. “Zuhause muss ich mich vor lauter Arbeit oft dazu zwingen, wenigstens fünf oder sechs Stunden zu schlafen. Manchmal komme ich nicht einmal zum Essen”, berichtet Pfarrer und Krankenhausdirektor Cletus Uhinga. “Hier bei der Communio in Christo fühle ich mich einfach sehr wohl, ich lerne mehr über die Spiritualität des Konvents und die Wichtigkeit des Communio-Lebens, eines Lebens des Miteinanders und Füreinanders. Und ich habe hier genügend Zeit zum Beten.”
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

28.03.2009