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“Daten pendeln, nicht die Menschen”

“Daten pendeln, nicht die Menschen”
Eifelkonferenz 2010 verabschiedet elf Leitlinien zur Mobilität im ländlichen Raum – Tourismus, regionale Produkte, Schiene und Straße und vor allem der A-1-Lückenschluss und schnelle Datenautobahnen spielen darin eine Rolle – Großes Lob für Gastgeber Kreis Düren und dessen Landrat Wolfgang Spelthahn – Staffelholz-Übergabe an den Eupener Ministerpräsidenten Karl-Heinz Lambertz für die Eifelkonferenz 2011 in St. Vith – Das auf “Mobilität” aufbauende Thema ist dann die berufliche Aus- und Weiterbildung in der Eifel
Eifel/Heimbach – Die Eifelkonferenz 2010 im Jugendstilkraftwerk Heimbach endete am Wochenende mit einem wichtigen und symbolträchtigen Akt. Die Vertreter von zehn Eifeler Landkreisen aus zwei Bundesländern und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens sowie der acht Handwerks- Landwirtschafts- und Industrie- und Handelskammern der Zukunftsinitiative Eifel unterzeichneten im Blitzlichtgewitter der Fotografen einen Elf-Punkte-Katalog zur Mobilität im ländlichen Raum.
Es war die Quintessenz der jüngsten Eifelkonferenz zum gleichen Thema. Vor der symbolträchtigen Unterzeichnung, an der sich auch Vertreter der Kommunen beteiligten, lud Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz die knapp 400 Kongressteilnehmer schon jetzt zur “Eifelkonferenz 2011” nach St. Vith ein.
Thema im dortigen Kongress- und Messezentrum “Triangel” wird die berufliche Aus- und Weiterbildungssituation in der grenzüberschreitenden Eifel sein, ein Thema, das auf dem Mobilitätsaspekt der Eifelkonferenz 2010 in Heimbach (Kreis Düren) aufbaut. “Und mit entscheidend sein wird, ob es sich in 50 Jahren noch lohnt, in der Eifel zu leben”, so der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens am Freitag bei der Übergabe des Eifelkonferenz-Staffelholzes von Dürens Landrat Wolfgang Spelthahn an ihn.
In den elf “Leitlinien der Zukunftsinitiative für eine nachhaltige und zielgruppenorientierte Mobilität im ländlichen Raum”, so der vollständige Titel des Papiers, wurden völlig verschiedene Mobiltätskriterien für die Eifel entwickelt und berücksichtigt. So geht es darin nicht allein um eine vernünftige Verkehrsanbindung auf Straße und Schiene, sondern auch um Wirtschaftssysteme wie rollende Supermärkte oder Online-Bestellungen, die das Angebot zur Nachfrage bringen, auch wenn die auf dem Dorf sitzt.
“A1 unverzichtbar”
Das A und O in der künftigen Arbeitsplatzentwicklung könnte eine ausreichende Breitbandverkabelung der Eifel werden, so dass viele Pendler vielleicht nicht mehr pendeln müssten, wenn sie ihre Arbeit auch vom EDV-Arbeitsplatz zu Hause tun könnten, so Dr. Joachim Streit, der Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm: “Daten und Fakten können in Zukunft pendeln wenn die Datenautobahn schnell genug ist – und nicht mehr zwangsläufig die Menschen.”.
Unverzichtbar, auch das zeigte sich bei der vom Kreis Düren ausgerichteten Eifelkonferenz 2010, ist und bleibt der A-1-Lückenschluss, von dem die ganze Eifel einschließlich Ostbelgiens und des deutschen wie luxemburgischen Teils des Wirtschaftsraumes Trier profitieren würden.
“Die Trierer warten auf den Anschluss an die Rheinschiene”, lautete die übereinstimmende Auskunft zweier Wirtschaftsministeriums-Vertreter aus Düsseldorf und Mainz, Oliver Wolff (NRW) und Dr. Dirk Seifert Rheinland-Pfalz), in einer von der Journalistin Claudia Zimmermann im Jugendstilkraftwerk spannungsreich moderierten Podiumsdiskussion. Dabei betonte Dirk Seifert auch, dass sich nach dem Lückenschluss entlang der A 1 eine blühende Entwicklungsachse durch den gesamten Eifelraum ziehen werde.
Dass es elf und nicht, wie ursprünglich vorgesehen, zehn Leitlinien geworden sind, begründete Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz in einer Pressekonferenz humorvoll: “Zehn wären nicht eiflerisch gewesen, im Angesicht der bevorstehenden Karnevalssession sind elf Leitlinien schon in Ordnung!” Hier sind sie im Original-Wortlaut:
1) Die Sicherung und Gewährleistung der Mobilität für die Bevölkerung und die Wirtschaft ist eine notwendige Voraussetzung für gute Lebens- und Wirtschaftsbedingungen. Das gilt auch und gerade für den ländlichen Raum, stellt aber angesichts der demografischen Entwicklung sowie der Finanzsituation der Kommunen eine zunehmend größere Herausforderung dar.
Die Sicherung und Gewährleistung der Mobilität muss in enger Abstimmung und gemeinschaftlich mit den zuständigen Straßenbaulastträgern und den Dienstleistern im öffentlichen Personennahverkehr geplant und umgesetzt werden.
Straßen-, Rad-, Schienen- und Breitbandnetz
2) Die Wirtschaftsregion Eifel benötigt eine gut ausgebaute, zukunftsorientierte Verkehrsinfrastruktur. Dies erfordert neben der Bestandserhaltung die grenzüberschreitende Schließung bestehender Lücken im Straßen-, Radwege- und Schienennetz. Dabei sind die besonderen Mobilitätsbedürfnisse der Landwirtschaft zu berücksichtigen.
Von herausragender Bedeutung für die Eifel ist der Lückenschluss der Autobahn A 1. Es müssen daher alle Anstrengungen unternommen werden um deren zügige Fertigstellung zu realisieren.
3) Nur über eine flächendeckende und möglichst gleichberechtigte Ausstattung des individuellen und des öffentlichen Verkehrs wird die Erschließung und die Erreichbarkeit der Eifel für Bewohner, Touristen und Wirtschaft gewährleistet. Dabei müssen die Chancen der multimodalen Verknüpfung aller Verkehre zur optimalen flächendeckenden Erschließung des Raums für die Bewohner, Touristen und die Wirtschaft ergriffen und umgesetzt werden. Bei der Entwicklung von Siedlungsraum und Gewerbeflächen muss die Entwicklung insbesondere von ÖPNV-Achsen mit berücksichtigt werden.
4) Der Ausbau von e-Dienstleistungen sowie die Schaffung alternativer Arbeitsplatzmodelle können Wege überflüssig machen und in hohem Maße vorhandene Mobilitätsdefizite der Bevölkerung ausgleichen. Um dies zu gewährleisten ist eine flächendeckende und leistungsfähige Breitbandversorgung sicherzustellen.
5) Die demografische Entwicklung erfordert eine zielgruppenspezifische Orientierung der Mobilitätsdienstleistungen für die Bevölkerung (z. B. Barrierefreiheit, Anpassung an die Konzentration öffentlicher Infrastruktur). Dies gilt insbesondere für die Leistungen des öffentlichen Nahverkehrs. Hier sind unter Einbeziehung der lokalen Unternehmen des Bus-, Taxi- und Mietwagengewerbes alternative Bedienungsformen zu entwickeln. Das ehrenamtliche Engagement zur Mobilitätssicherung ansonsten immobiler Mitbürgerinnen und Mitbürger erfährt dort, wo weder durch die öffentlichen Nahverkehrsträger noch durch unternehmerisches Engagement ein ausreichendes ÖPNV-Angebot gewährleistet werden kann, eine besondere Wertschätzung.
6) Auch öffentliche Verwaltungen und private Betriebe profitieren durch Vernetzung und Mitnutzungsmöglichkeiten von alternativen Verkehrsangeboten und innovativen Mobilitätsdienstleistungen (z.B. Car-Sharing, Vermittlung von Mitnahmemöglichkeiten, Jobticket, Verlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene). Diese können zudem zusätzliche Beschäftigung schaffen.
Aspekt Umweltfreundlichkeit
7) Die Mobilität der Zukunft sollte effizient im Sinne von Umweltschutz und Ressourcenverbrauch sein. Um das Ziel einer CO2-neutralen Mobilität zu erreichen bedarf es alternativer Antriebskonzepte, Mobilitäts- und Verkehrsmanagementmaßnahmen, Vernetzung von Mobilitätsdienstleistungen sowie neuer Infrastrukturen für den Personen- und Wirtschaftsverkehr.
8) Die Werbung für umweltfreundliches und umweltschonendes Mobilitäts- und Fahrverhalten als Offensive für eine neue Mobilitätskultur muss auch für den ländlichen Raum weiter forciert werden. Das nach wie vor ausgeprägte Verhalten der ländlichen Bevölkerung, mindestens innerörtliche Wege per Fahrrad oder zu Fuß zurück zu legen, kann Anregung und Vorbild für die intelligente Kombination der Inanspruchnahme verschiedener Verkehrsmittel sein.
9) Mobile Dienstleistungsangebote sind in besonderer Weise geeignet, unzureichende Mobilität in der Fläche auszugleichen. Sie leisten im ländlichen Raum einen wichtigen Beitrag zur Deckung von Gütern des täglichen Bedarfs (z. B. rollende Supermärkte) sowie zur Daseinsvorsorge (z. B. Bücherbus, rollende Sparkasse) und sind deshalb zu fördern.
10) Die Belange des am Naturerlebnis orientierten Eifeltourismus sollen bei der ÖPNV-Planung als zusätzlicher Aspekt berücksichtigt werden, soweit es im Rahmen der eigenwirtschaftlichen Verkehre leistbar ist. Zudem soll der Eifeltourismus durch alternative Verkehrsangebote (z.B. Fahrradverleihsysteme) gestärkt werden.
11) Durch den Bezug regionaler Produkte lassen sich Verkehrsströme reduzieren und damit einhergehende Kosten sowie Ressourcenverbrauch senken. Hierzu leistet die Regionalmarke Eifel einen wichtigen Beitrag.
Positives Echo
Die Eifelkonferenz 2010 hat sowohl bei den Teilnehmern als auch in den Medien ein ausgesprochen positives Echo ausgelöst. Der Gastgeber Kreis Düren sowie der Hauptsponsor des Markts der Möglichkeiten, das Kompetenzzentrum ACC-EC (Aachener Competence Center – Electronic Commerce), in dem die AGIT (Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer mbH) der Hauptpartner ist, wurden in den höchsten Tönen gelobt. Und das galt sowohl für die Eifelkonferenz selbst, wie auch für den Markt der Möglichkeiten und die praxisnahe Präsentation von Mobilitätsbeispielen.
Auch das wurde deutlich: Es gibt noch Abstimmungsbedarf unter den einzelnen Kreisen und Kammern. Die Eifel-Identität müsse noch wachsen, berichteten Tagungsgäste – und zwar offenbar weniger zwischen deutschsprachigen Belgiern und Deutschen, als vielmehr zwischen Angehörigen der beiden beteiligten Bundesländer. Doch seien alle Beteiligten guten Willens und auf dem richtigen Weg.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

09.11.2010