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Bürgermeister mit Bravour in der Bütt

Bürgermeister mit Bravour in der Bütt
Dr. Hans-Peter Schick löste bei der Prunksitzung des Festausschusses Mechernicher Karneval verlorene Wette ein – und Begeisterungsstürme aus – Dreigestirn Prinz Aloys I., Bauer Norbert und Jungfrau “Karla” vergaben üppig Orden – Bürgermeister Schick schickte den Elferrat in unschicklicher Pose auf die Stühle
Mechernich – In ein närrisches Tollhaus verwandelte sich am Sonntag die vollbesetzte Dreifachturnhalle am Schulzentrum. Zu seiner ersten Prunksitzung in der neuen Session bot der Festausschuss Mechernicher Karneval (FMK) seinem jecken Publikum ein Programm, das es in sich hatte. Dabei waren alle im vollbesetzten Auditorium besonders auf die Premiere von Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick als Büttenredner gespannt.
Der Erste Bürger machte seine Sache übrigens ganz hervorragend, wie Sitzungspräsident Björn Wassong am Ende verkündete: “Wenn du nächstes Jahr nicht mehr gewählt werden solltest, kannst du mühelos als Büttenredner Karriere machen!” Schick hatte den Karnevalsauftritt einer verlorenen Wette zu “verdanken”, bei der es dem Festausschuss Mechernicher Karneval gelungen war, mitten im Sommer 700 kostümierte Jecken anlässlich der 700-Jahr-Feier Mechernichs aufzubieten. Hätte der Festausschuss die Wette verloren, wären FMK-Vorsitzender Albert Meyer und seine Mitstreiter zur Stadtreinigung abkommandiert worden.
FMK-Literat Guido Meyer konnte zur sonntäglichen Prunksitzung zahlreiche auswärtige Spitzenkräfte aus den Karnevalshochburgen am Rhein verpflichten. Allerdings kam auch ein bisschen Wehmut auf. Joachim Vossel schritt als Sitzungspräsident am Sonntag ein letztes Mal zur Tat. Albert Meyer verabschiedete ihn mit einem herzlichen Händedruck – und begrüßte Björn, den Sohn von Mechernichs Vize-Bürgermeister Peter Wassong als neuen “Chef im Ring”.
Björn Wassong aus Weyer ist auch Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft “Weyerer Blömche” und als Büttenredner mit allen karnevalistischen Wassern gewaschen. Er führte auch in Mechernich gleich versiert und sehr souverän durch das weitere Programm.
Dabei hagelte es erst einmal Orden aus den Händen des aufmarschierenden Dreigestirns: Prinz Aloys I., sein Bruder und Bauer Norbert und die liebliche Jungfrau Karla zeichneten vor allem die Musiker für ihre Treue aus. Auf ihre “Blos d´r jet”-Kapelle können sich die drei Majestäten immer verlassen. Der Liebreiz von Jungfrau Karlheinz Schmitz kommt allerdings auch nicht von ungefähr, sondern von fachkundiger Hand. Doris Poth vom Stylingstudio “Haarwerk” aus Mechernich sowie ihre Mitarbeiterinnen Irina Kuhn und Stephanie Bartsch hatten für Schmitzens jungfräulichen Look verantwortlich gezeichnet – und wurden ebenfalls mit Orden geehrt.
Weitere Auszeichnungen verteilte Dieter Milz vom Regionalverband der rheinischen Karnevalisten, unter anderem auch an Mechernichs Ortsvorsteher Günter Schulz, der sich mit seinem Mammutprogramm zur 700-Jahr-Feier große Verdienste erworben hatte.
Der Journalist Bernhard Romanowski schreibt im “Kölner Stadt-Anzeiger”: “In der Prunksitzung stand noch das Einlösen einer verlorenen Wette an. Bürgermeister Hans-Peter Schick hatte dagegen gehalten, als der Festausschuss für den Sommer letzten Jahres ankündigte, 700 verkleidete Jecken auf dem Rathausvorplatz aufmarschieren zu lassen.
Seinen Wetteinsatz lieferte der Verwaltungschef am Sonntag mit einer pointenreichen Büttenrede über den Arbeitsalltag in Rat und Verwaltung ab. Dafür erhielt Schick nicht nur viel Zwischenapplaus, sondern auch einen tosenden Beifall zum Abschluss seines Auftritts. Erst nach einer Zugabe wurde der Bürgermeister von der Bühne entlassen.
Hans-Peter Schick begann seinen Auftritt in Reimform mit einem großen Schuss Selbstironie in Hinblick auf sein Lampenfieber, das ihn angesichts seines ersten nicht ernst gemeinten Auftritts vor einer so großen Öffentlichkeit denn doch befallen hatte: “Nun steh ich hier, ich armes Schwein/ Mir schlottern nicht nur Arm und Bein/ Ich bin ganz kribbelig, nervös/ vom Kopf bis zu den jrooßen Fööß”.
Dann kam er auf die verlorene Wette zu sprechen, bei der dem Vernehmen nach ganz schön geschummelt wurde, um den ersten Bürger verlieren zu lassen. Beobachter hatten nachher berichtet, dass auch recht zivil gewandete Zeitgenossen als “kostümiert” registriert worden waren.
Bürgermeister Hans-Peter Schick nahm es jedenfalls mit Humor und reimte: “Ich jrüeße Euch alle hier im Lokal/ Als Büttenredner: Ich hatt keine Wahl/ Karnevalistisch ward neu ich geboren/ Zur 700-Jahr-Feier: Wette verloren/ Ich jrüeße deshalb alle, die da/ Sojar die Wettensieger vom FMKaa/ 700 Narren kostümiert und geschmink(t)/ Mitten im Sommer, das wäre ein Dink(g)/ Jenommen wurd alles, auch unkostümiert/ Hoopsaach, de Börjemeeste die Wette verliert/ Jenommen hat Sheriff Schulz auch nicht zuletzt/ Die Damen vom Kegelclub “Ran an die Klötz”/ Soeben aus Mallorca einjetroffen/ Fünf Nächte lang hatten se durchje – sungen/ Drei warn noch verschollen, was solls?/ Ich jrüeße den Rest mit nem lauten “Gut Holz!”.
Das Bauen des neuen Rathauses mache es erforderlich, das auch in den höheren Etagen der Gürtel enger geschnallt würde, berichtete der Bürgermeister. Deshalb sei das Weihnachtsgeld 2008 noch etwas knausriger ausgefallen als sonst. In einer Mechernicher Gaststätte sei er die Tage darauf angesprochen worden. Ein Bekannter, der bei Ford in Köln arbeitet, habe an der Theke erzählt: “Vom Weihnachtsgeld hann ich me e Auto jekoof, vom Ress fahren ich en de Urlaub . . .”
Der zweite an de Theke, Ingenieur bei der Deutschen Mechatronics in Mechernich habe noch eins draufgesetzt: “Vom Weihnachtsgeld hann mir oss enne Swimmingpool baue losse – unn für der Rest en Weltrees jebuuch.”
“Dodropp saachen ich”, berichtete Hans-Peter Schick dem sichtlich amüsierten Auditorium: “Hüert ens – öss datt kenn schwer Aahnjefferei, watt Ihr do verzällt? Ich hann me vom Weihnachtsjeld ne nöie Rollkrachepullove jejolde.” Fragt der von de Mechatronis: “Und der Ress?” Schick: “Saachen ich: “Dä Ress, du andethalven Doll? Der Ress für der Rollkraachepullove, der hann mir meng Eldere debeijjedohn!”
Desweiteren berichtete der Verwaltungschef vom bevorstehenden Umzug in den ersten Bauabschnitt des neuen Rathauses. Dieser Tage habe man einen Probeumzug gestartet. Dabei hätten alle Beamten jeweils zwei Aktenordner tragen müssen. Nur einen habe er erwischt, der auf jeder Tour nur einen einzigen Ordner dabei gehabt habe. Er habe den Mitarbeiter zur Rede gestellt: “Watt fällt Dir dann enn? Die andere draache zwei Aktenordner unn Du nur eene?” Doch der Mann habe schlagfertig geantwortet: “Leeven Herr Börjemeeste! Watt kann ich dann deführ, datt die andere ze fuul senn, für zweimohl ze loofe?”
Auch berichtete Schick von einem neugeborenen Baby, das vergangene Woche vor dem Gebäude der Euskirchener Kreisverwaltung ausgesetzt worden sei. Landrat Günter Rosenke habe sofort ein Kommunique herausgegeben, um zu untermauern, dass die Kreisverwaltung mit dem neuen Erdenbürger nichts zu tun haben könne.
Denn erstens sei im Euskirchener Kreishaus noch nie etwas mit Lust und Liebe gemacht worden, zweitens noch nie etwas, das Hand und Fuß hatte und drittens mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch nichts, das binnen von nur neun Monaten fertig gewesen wäre . . .
Dr. Hans-Peter Schick lieferte noch eine ganze Menge toller Anekdoten und Pointen und verabschiedete sich schließlich wieder in Reimform, in dem er den Elferrat zu ungeahnten Aktivitäten ermunterte: “Su, datt war et, maaht et joot/ Behaalt vor allem ruhisch Bloot/ Wenn ich jetz hee die Elleferrööt/ Mött Schmackes en de Hengesch trööt/ Denn meine Herren, es wäre gut/ Wenn Ihr Euch mal bewegen tut/ Statt elfmal hier auf Euren Posten/ Wie Jipsfijuren einzurosten/ Also, erhebt Euch, was wir schätzen:/ Steht auf von Euren Sitzesplätzen/ Und nun steigt jeder – ohne Muhl/ Und ohne Hilfe auf den Stuhl.”
Als er sie auf den Stühlen stehen hatte, die Elferräte, fuhr der Bürgermeister fort: “Wunderbar, das macht ihr gut/ Nun bitte eine Wendung tut/ Und zeiget uns wie einst James Bond/ Auch Eure schöne Hinterfront/ Nun steht ihr da, das ist nicht dumm/ Zum Publikum verkehrt herum/ Nun bückt Euch noch, ein Stückchen vor/ Die Hände führt zu jedem Ohr/ Na prima, nun, so bleibt Ihr stehn/ Von hinten lieblich anzusehn/ Und ich geh nun, es war sehr schön/ Alaaf, Helau, Auf Wiedersehn!”

Manfred Lang

12.01.2009