Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

AllgemeinGdG St. Barbara MechernichStadt Mechernich

691,50 Euro zusammengebrabbelt

Altes Brauchtum an Allerheiligen/Allerseelen erinnert an Ablassbräuche: Leute spenden, um im Anschreibe-Buch Gottes Guthaben zu erwerben – Heutzutage werden statt Kerzen für die armen Seelen zu kaufen tumor- und leukämiekranke Kinder unterstützt

Mechernich-Kallmuth – Das, was beim „Allerseelenbrabbeln“, einem alten Brauch in Kallmuth und Lorbach, genau gebetet oder aufgesagt wird, klingt im 21. Jahrhundert kaum verständlich. Der Auftakt ist noch klar: „Gott, grüß Euch in allen Ehren, die Ihr da drinnen seid/ Gott tröste die armen Seelen, die im Fegfeuer sind.“ Es geht also einerseits um die Lebenden in den Häusern, die reihum von der Junggesellen-Brabbel-Gang heimgesucht und um Almosen gebeten werden.

Andererseits geht es aber auch um die, die schon auf dem Friedhof liegen und für deren arme Seelen beim „Brabbeln“ gebetet wird: „De Käez steht op de Bröck/ unn lööch böss en de Baach/ Mir john en Ühre Jaade/ unn zertrödde Ühre Flaas. Wer de Flaas noch plöcke well, der moss jet fröh opstohn, wer et Mädche freie well, der darf net schloofe john.“

Mit von der Partie beim Brabbeln 2024 waren (v.l.) Kai Steffens, André Krüger, Joshua Hals, Raphael Drowe und Konstantin Odenthal, Simon Seidenfaden und Marco Sistig stießen später dazu. Foto: Robert Ohlerth/pp/Agentur ProfiPress
Mit von der Partie beim Brabbeln 2024 waren (v.l.) Kai Steffens, André Krüger, Joshua Hals, Raphael Drowe und Konstantin Odenthal, Simon Seidenfaden und Marco Sistig stießen später dazu. Foto: Robert Ohlerth/pp/Agentur ProfiPress

Noch kurioser ist die vorletzte Strophe: „Jong Fräuche wohr von Ehren/ unn leet de Mahd stohn/ Seij joov oss sebbe Eier/ unn leet oss wedder john/ Mir hann noch fähr ze john“. Der in Kallmuth seinerzeit tätige Regionalhistoriker Karl Guthausen hat 1976 die letzte Strophe auf Hochdeutsch so wiedergegeben: „Die Gabe, die Ihr uns gebet/ die geht Euch selber an/ Der Weg zum ew‘gen Leben,/ da ist kein Zweifel dran.“

Schnittchen von Franziska Vossemer

Danach sagen die Junggesellen noch „Jooden Ovend!“ Nach dem Aufsagen der uneindeutigen und deshalb geheimnisvollen Verse baten die Kallmuther Junggesellen auch dieses Jahr um eine milde Gabe. Es kamen 691,50 Euro zusammen.

Wie Marco Sistig berichtet, folgen die Worte: „Wir danken für die Gaben, die Ihr uns habt getan, sie solln für Eure Seelen bei Gott jeschriwwe stohn.“ Die guten Gaben, die man den Junggesellen für den guten Zweck mitgibt, sollen in Gottes Anschreibe-Buch als „Haben“ verbucht werden. Alter Ablassglauben lässt grüßen.

Mit von der Partie beim Brabbeln 2024 waren Kai Steffens, André Krüger, Joshua Hals, Raphael Drowe, Konstantin Odenthal, Simon Seidenfaden und Marco Sistig. Fast überall erhielten die „Bräbbeler“ einen Schluck zu trinken, Franziska Vossemer hatte halbe Brötchen zur Stärkung belegt.

In alten Zeiten sind von dem Geld, das eingenommen wurde, Kerzen für die armen Seelen gekauft und das Jahr über in der Kirche abgebrannt worden. Seit einigen Jahren stiften die Junggesellen ihre Einnahmen der Hilfsgruppe Eifel für tumor- und leukämiekranke Kinder.

pp/Agentur ProfiPress