Selbst mit anpacken
Das neue Team der Kreisbereitschaftsleitung hat viele Pläne für ein zukunftsfähiges Rotes Kreuz im Kreis Euskirchen
Kreis Euskirchen – Mit einem Durchschnittalter von 31 Jahren ist das neue Team der Kreisbereitschaftsleiter und ihrer Stellvertreter beim Roten Kreuz im Kreis Euskirchen ziemlich jung. Gleichzeitig kann das Quartett aber zusammen 52 Jahre Erfahrung in der Rotkreuz-Arbeit vorweisen. „Uns war schon klar, worauf wir uns einlassen – wir machen das hier nicht erst seit gestern“, betont Timo Prinz, einer der beiden stellvertretenden Bereitschaftsleiter.
Gewählt wird die Kreisbereitschaftsleitung alle drei Jahre vom Kreisbereitschaftsausschuss. Wahlberechtigt sind die Bereitschaftsleiter der zehn Ortsvereine sowie die Zugführer der Einsatzeinheiten und die Vertreter der Fachdienste. Erstmals gibt es ab dieser Wahl nicht nur einen, sondern zwei Kreisbereitschaftsleiter: Kerstin Brandhoff aus Kall (36 Jahre alt, DRK-Bereichsleiterin für Soziales, Migration und Flüchtlingshilfe) und Lars Klein aus Lommersum (29 Jahre alt, Rettungssanitäter bei der DRK-Rettungswache Zülpich sowie Bachelor für Notfall- und Krisenmanagement).
Und erstmals gibt es auch nicht einen, sondern zwei Stellvertreter: Timo Prinz aus Zülpich (33 Jahre alt, Referent für Grundsatzfragen im Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen) und Daniel Heinz aus Dom-Esch (26 Jahre alt, Elektro-Ingenieur im Außendienst). Wiedergewählt wurden Kreisbereitschaftsarzt Christoph Thomaßen aus Zülpich (36 Jahre alt, derzeit in Weiterbildung zum Allgemein- und Viszeralchirurgen im Marienhospital Euskirchen; hat vor kurzem die Qualifikation zum leitenden Notarzt erlangt) und Kreisschirrmeister Herbert Schmitz aus Euskirchen (69 Jahre alt, Rentner, Kreisschirrmeister seit 45 Jahren).
Eigentlich sollte die Wahl am 20. Juli stattfinden, doch mit der Hochwasserkatastrophe im Kreis Euskirchen gab es stattdessen eine „vorgezogene Feuertaufe“, wie Christoph Thomaßen es nennt. „Die ersten 72 Stunden waren wir alle hier im Rotkreuz-Zentrum, danach in einem zwölf-Stunden-Schichtsystem. Insgesamt haben wir hier drei Wochen mit ganz großer Mannschaft gearbeitet“, erzählt Lars Klein.
Tatsächlich bringt das Ehrenamt der Kreisbereitschaftsleitung einiges an Verantwortung mit sich. Unter anderem muss sie die Tätigkeiten und Belange der Bereitschaften koordinieren und leiten, den guten Austausch zwischen Haupt- und Ehrenamt sowie die Kommunikation zwischen den Gemeinschaften sicherstellen.
Der Kreisschirrmeister sorgt für die Ausstattung der Bereitschaften mit Fahrzeugen und Gerätschaften nach dem anerkannten Stand der Technik. Der Kreisbereitschaftsarzt überwacht die Qualifikation und Weiterbildung der ehrenamtlich im Sanitäts- und Rettungsdienst mitwirkenden Rotkreuzler und fungiert als Bindeglied zwischen dem Kreisverband und den in Bereitschaften und Einsatzeinheiten tätigen Ärzten.
Auf die Frage nach der Motivation für ihr ehrenamtliches Engagement sind sich die Mitglieder der Kreisbereitschaftsleitung einig. „Mir liegt sehr viel am Roten Kreuz und um es zukunftsfähig aufzustellen muss man eben auch selbst mit anpacken“, sagt Kerstin Brandhoff. Daniel Heinz pflichtet ihr bei: „Wir können uns in die zweite Reihe setzen und zusehen oder die Sache selbst in die Hand nehmen und die Themen, die uns bewegen, selbst in Angriff nehmen.“
Dabei hat sich das Team einiges vorgenommen. Sie wollen den Kreisverband neu strukturieren, modern ausrichten, die einzelnen Gemeinschaften näher zusammenrücken, Kommunikationsstrukturen verbessern und Planungsprozesse standardisieren. Lars Klein: „Gleichzeitig muss aber alles verständlich und handhabbar sein – und zwar für alle unserer mehr als 1.000 ehrenamtlichen Helfer.“ Timo Prinz: „In den vergangenen Jahren wurde viel richtig gemacht, aber es gibt auch noch Luft nach oben wenn es darum geht, gut und effizient zusammenzuarbeiten.“
„Die Hochwasserkatastrophe hat uns außerdem gezeigt, dass wir mehr zu den Urwurzeln des Roten Kreuzes zurück müssen, zu einem breit aufgestellte Sanitäts- und Betreuungsdienst“, sagt Kerstin Brandhoff. Dieser Meinung ist auch Timo Prinz: „In der Vergangenheit lag der Fokus häufig auf dem Sanitäts- und Rettungsdienst. Aufgrund diverser Entwicklungen – auch der Gefährdung durch die Folgen der Klimaveränderung – sollten wir unsere Schwerpunkte verlagern und mehr Menschen für den Betreuungsdienst, also die soziale Betreuung und Verpflegung während der Einsätze, begeistern.“
Vier Wochen nach der Wahl in die Kreisbereitschaftsleitung hat das Team sich bereits einiges vorgenommen. „Jetzt steigen wir in die konkrete Projekt- und Strategieentwicklung ein“, sagt Timo Prinz. Dass der Einstieg mit einer Art „Wiederbeginn“ des gesellschaftlichen Lebens nach der Corona-Pandemie zusammenfällt, ist sicher eine Herausforderung, könnte für die Zukunftspläne der neuen Kreisbereitschaftsleitung aber auch von Vorteil sein.
pp/Agentur ProfiPress