Nepal-AG wird in Berlin ausgezeichnet
Nepal-AG der Mechernicher Gesamtschule gehört zu Siegerprojekten des Children Jugend hilft! Preises 2020 – Auszeichnung in Berlin mit Empfang in Schloss Bellevue – Mehrtägiges Camp mit Experten zu Fundraising und Projektmanagement – Mechernicher Schüler engagieren sich für Patenkinder und Behindertenheim in Nepal
Mechernich – Sie ist keine gewöhnliche Schüler-Arbeitsgemeinschaft, die Nepal-AG der Gesamtschule der Stadt Mechernich. Vor fünf Jahren entstand sie aus einer Welle der Hilfsbereitschaft heraus, als Nepal von einer ganzen Serie schwerer Erdbeben erschüttert wurde. Inzwischen sichern die aktuell 22 Schüler der Nepal-AG die Schulbildung von 37 Patenkindern und setzen sich für eine Verbesserung der Lebensumstände in einem nepalesischen Behindertenheim ein. Für ihr ehrenamtliches Engagement wird die Nepal-AG nun in Berlin mit dem „Children Jugend hilft! Preis 2020“ ausgezeichnet – als eines von deutschlandweit acht Siegerprojekten.
Der Wettbewerb der Kinderhilfsorganisation „Children for a better world“ zeichnet die bundesweit beispielhaftesten Projekte aus, mit denen sich Kinder und Jugendliche für andere Menschen einsetzen. „Pack es an“ lautete das Motto der Ausschreibung – und unter diesem Aspekt hat die Nepal-AG der Mechernicher Gesamtschule einiges zu bieten.
Vor fünf Jahren fing alles ganz klein an mit dem Verkauf von selbst gestalteten Glückwunsch- und Weihnachtskarten. Inzwischen ist die Auswahl der selbstgemachten Produkte, die zugunsten des Nepal-Projektes verkauft werden stetig gestiegen. Der Renner sind Wachskerzen, gestaltet mit den Farben der für Nepal typischen Gebetsfahnen. Aber auch im Textilgestaltungsunterricht und von der Oma eines Schülers selbst genähte Handytaschen, Kosmetiktäschchen oder Schlüsselanhänger werden gerne gekauft, wenn die Schüler sie an ihren Verkaufsständen beim Schulfest, beim Weihnachtsmarkt im LVR-Freilichtmuseum Kommern oder sogar beim jährlichen Nepal-Tag der Deutsch-Nepalischen Gesellschaft in Köln anbieten.
Schul-AG und Ehrenamt
Die Produkte stellen die Mitglieder der Nepal-AG selbst her. Dazu braucht es viel Zeit, häufig auch außerhalb der regulären Schulzeit am Wochenende. Hinzu kommen stetige Kuchen- und Waffelverkäufe in der Schule. Die Nepal-AG ist eben nicht „nur“ eine schulische Arbeitsgemeinschaft, sondern auch ein echtes Ehrenamt.
Jedes Jahr braucht es allein schon einen Spendenbetrag in Höhe von 3.700 Euro, um die Schulbildung der 37 Patenkinder in Kirtipur (nahe der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu) zu sichern. Pro Kind bringt die Nepal-AG 100 Euro pro Jahr auf, mit denen nicht nur die Schulgebühr von rund 25 Euro bezahlt wird, sondern auch Schuluniformen und Unterrichtsmaterial sowie täglich ein warmes Mittagessen. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen liegt in Nepal, einem der zehn ärmsten Länder der Welt, derzeit bei 290 Euro im Jahr.
Alle Spenden, die die Nepal-AG darüber hinaus generieren kann, fließen in die Unterstützung von jungen Menschen mit Behinderung in einem Heim in Techo, ebenfalls unweit von Kathmandu. Da Menschen mit Behinderung in Nepal nur sehr geringe staatliche Unterstützung bekommen (als Nahrungsmittel werden beispielsweise nur Reis und Linsen zur Verfügung gestellt), fehlt es den jungen Menschen am Nötigsten. Die Mechernicher Schüler spenden neue Unterwäsche, Bettdecken und Überzüge, Küchenutensilien und Essgeschirr oder Lebensmittel wie Nudeln, Säfte oder Süßigkeiten.
Persönlich vor Ort
Dabei hat die Nepal-AG keine Partnerorganisation im Hintergrund. Tatsächlich reist die Lehrerin und Mitgründerin der Nepal-AG, Catherine Hofstetter, jedes Jahr auf eigene Kosten nach Nepal, um das gesammelte Geld persönlich den Familien der Patenkinder zu übergeben. „Wir können das Geld nicht einfach überweisen. In Nepal gibt es soviel Korruption, da würde das Geld nicht bei den Familien ankommen“, erklärt die Lehrerin, die selbst schon seit 2001 ein Patenkind in Nepal hat.
Höhepunkt für die Mechernicher Schüler war schließlich die Nepal-Reise in den Osterferien 2019. Auf eigene Kosten reisten zehn Schüler der Nepal-AG zusammen mit Catherine Hofstetter und drei weiteren Lehrkräften in den Himalaya-Staat, um dort persönlich die Spenden an ihre Patenkinder zu übergeben und bei der Renovierung des Behindertenheims tatkräftig mit anzupacken. So lernten sie endlich ihre etwa zwei Jahre jüngeren Patenkinder kennen, mit denen sie vorher schon Briefe ausgetauscht hatten.
Im Behindertenheim „Bal Mandir“ in Techo gab es schließlich viel zu tun: Küche, Speiseraum, Schlafräume und Toiletten mussten renoviert werden. Die Schüler strichen Wände und Möbel, verlegten neuen Fußboden, dichteten die Zimmerdecken mit Maschendraht gegen tierische Besucher ab und verlegten Fliesen in der Küche. Zu guter Letzt stifteten sie der Pflegerin, die sich neben einem Koch allein um die 14 behinderten Jugendlichen kümmert, eine Waschmaschine. Bis dahin musste die Wäsche nämlich immer per Hand gewaschen werden…
Entwicklung miterleben
Lehrerin Catherine Hofstetter ist bei der Nepal-AG eines besonders wichtig: „dass das Nepal-Projekt weiter geht!“ Die Schüler sollen die Entwicklung erleben, die sie mit ihrem Einsatz anstoßen. Schon jetzt haben einige ihrer Schüler zugesagt, die Nepal-AG auch nach ihrem Schulabschluss weiter zu unterstützen. Uneingeschränkte Unterstützung erfährt die engagierte Lehrerin auch von der Schulleitung der Mechernicher Gesamtschule. „Für alle unsere Aktionen hatten wir den Rückhalt unserer Schulleitung – das ist nicht selbstverständlich. Hier stehen Schüler, Lehrer und Eltern gemeinsam hinter der Hilfe für Nepal.“
Unter 97 Bewerbern wurde die Nepal-AG nun zu einem von acht Siegerprojekten ernannt. Das Projekt erhält damit einen zweckgebundenen Förderpreis von 800 Euro, mit dem die Schüler neues Bastelmaterial für ihre Verkaufsprodukte kaufen können. Der eigentliche Hauptgewinn ist aber die Teilnahme am Children Jugend hilft! Camp in Berlin. Im Oktober dürfen fünf Schüler der Nepal-AG an dem Camp teilnehmen, an denen Profis ihnen projektbezogen nützliches Wissen rund um Fundraising, Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit vermitteln wollen.
Als Höhepunkt soll es in Berlin einen Gala-Abend geben, wo die Siegerprojekte feierlich ausgezeichnet werden. Außerdem werden die Schüler auf Schloss Bellevue von Elke Büdenbender, der Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, empfangen. Catherine Hofstetter: „Ich weiß, was die Schüler geleistet haben – das ist einen Preis wert.“
pp/Agentur ProfiPress