Rotkreuz-Museen feiern Silberne
Ehrenamtliche hatten sich vor 25 Jahren zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen – Museumsverantwortliche aus der ganzen Republik tauschten sich drei Tage lang in Vogelsang aus – Familiäre Stimmung und historischer Input mit Schwerpunkt auf die NS-Geschichte des Ortes
Schleiden-Vogelsang – Über 160 Jahre ist es her als der Schweizer Geschäftsmann Henry Dunant spontan die Versorgung von Verletzten während der Schlacht von Solferino (Italien) organisierte. Unabhängig von der Nationalität – im Namen der Menschlichkeit. Im Laufe der Jahrzehnte folgte eine beispiellose Erfolgsgeschichte: Bei zahlreichen Krisensituationen stand das Deutsche Rote Kreuz jedem zur Hilfe, der sie benötigte – egal ob im fernenKriegsgebiet oder beim Hochwasser in der Eifel.

So ist es nur folgerichtig, dass gewisse Gegenstände, Briefe, Einsatzkleidung und noch so vieles mehr in Erinnerung gehalten und ausgestellt werden müssen. Über die Republik verteilt entstanden daher aufgrund der historischen Verantwortung einzelner diverse Rotkreuz-Museen. „Nach Jahrzehnten eifriger Sammeltätigkeit und enormen Zeitaufwands neben dem Hauptberuf oder der eigentlichen ehrenamtlichen Rotkreuztätigkeit hat ihr Engagement letztlich im Jahre 2000 zu diesem Zusammenschluss geführt“, schreibt die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Rotkreuz-Museen, die jetzt das silberne Jubiläum gemeinsam in Vogelsang begingen.
Angereist aus ganz Deutschland
Insgesamt sind es 13 Museen, die bundesweit allesamt ehrenamtlich geleitet werden, mit der Aufgabe, „das materielle Erbe einer mehr als 160-jährigen Rotkreuz-Tradition zu sammeln, zu bewahren, zu erforschen und zu präsentieren“. Somit sind die in den Museen tätigen Menschen nicht speziell ausgebildet, „sondern Laien mit Liebe zur Rotkreuzgeschichte.“ Eben genau die Personen, die anhand von alten Relikten eigene Geschichten so erzählen, dass die Besucherinnen und Besucher auf eine Zeitreise in die Vergangenheit geschickt werden.

Und von diesen DRK-Geschichtsbegeisterten versammelten sich einige zur Tagung in Vogelsang ip, dessen DRK-Museum sich ausgiebig mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzt. „Vogelsang ist ein NS-Täterort. Und wir, aus der Sicht des Roten Kreuzes, greifen Ereignisse nochmal anders auf, als die deutsche Geschichte“, so Rolf Zimmermann, Leiter des DRK-Museums und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Rotkreuz-Museen.

So hat jedes Museum auch seine eigenen Schwerpunkte – eben so individuell wie die Personen dahinter und deren Geschichten und im Kontext des Standortes. So gibt es im DRK-Museum Luckenwalde beispielsweise jährliche Ausstellungen zu Themen wie „Rotes Kreuz und Blaues Blut“, erläuterte Museums-Leiter Harald Albert Swyk. Dabei geht es um Adlige und ihre Verbindung zum Roten Kreuz. Dafür erhielt man sogar eine Bildergalerie aus dem monegassischen Königshaus, das seit Gründung des Roten Kreuzes in Monaco als Schirmherr wirkt.
Außerdem ist der langjährige Verbandsvorsitzender des Kreises Fläming Spreewald auch stolz auf Ausstellung wie „Helfer auf vier Pfoten – Rettungshunde“.

Insgesamt waren Vertreter von acht Rotkreuz-Museen aus Geislingen, München, Essen, Luckenwalde, Nürnberg, Westfalen-Lippe, Beierfeld , Bergstraße und Vogelsang vor Ort sowie Verbandsvertreter aus den Niederlanden. Außerdem am Start waren Dr. Volkmar Schön, Vizepräsident des Deutschen Roten Kreuzes, Dr. Petra Liebner, Leiterin der Abteilung historische Kommunikation des DRK-Generalsekretariats in Berlin, Leusel Meyer, Landesverband Saarland, Christiane Schlieper, Vizepräsidentin DRK-Landesverband Nordrhein, Karl Werner Zimmermann, Vorsitzender DRK-Kreisverband Euskirchen, sowie Klaus-Dieter Beppler, Internet-Beauftragter der Arbeitsgemeinschaft.
Zudem waren Martin Krumsdorf und Gabriel Bücherl, Betreiber des DRK-Podcasts „7 gute Gründe“ mit dabei und fingen dabei Stimmen, Geschichten und Impressionen ein. Die werden Teil der nächsten Folge, die am 23. September auf allen üblichen Plattformen erscheinen wird.
Ganzes Wochenende zusammen
So konnten die beiden Podcaster miterleben, wie die insgesamt 32 Anwesende von Freitagabend bis Sonntagmittag viele, schöne gemeinsame Stunden verbrachten. Am Freitagabend ging es mit einem gemeinsamen Essen los, das überging in einen gemütlichen Eifelabend samt Tauschbörse.
Der Samstag stand dann ganz im Zeichen der Tagung und dem Rundgang durch das Rotkreuz-Museum vogelsang ip. Darauf folgte der Jubiläumsempfang, bei dem Christiane Schleier, Vizepräsidentin DRK-Landesverband Nordrhein, und Karl Werner Zimmermann, Vorsitzender DRK-Kreisverband Euskirchen, Grußworte an die Arbeitsgemeinschaft richteten.

Rolf Zimmermann gestaltete den Hauptteil der Veranstaltung. Dabei warnte er vor dem Aussterben der Erinnerungshäuser. „Viele Sammler und Museumsleiter sind inzwischen hochbetagt, so dass manche Museen bereits schließen mussten.“ Bei seiner Präsentation über die bisherigen 24 Treffen fiel auf: Viele Museen und fast noch wichtiger – viele Personen aus den vergangenen Jahren – sind heute nicht mehr im Bunde.

Den bereist verstorbenen Mitgliedern wurde ein Moment des Gedenkens gewidmet. Mit den Worten „Menschen die bei uns bleiben, wir halten ihr Andenken in Ehren“ gedachte man Rolf Ellinger (Geislingen), Manfred Schemeit (Albstadt), Gerhard Gebuhr (Nürnberg), Christoph Brückner (Luckenwalde), Reinhard Westerbeck (Essen) und dem erst kürzlich verstorbenen Hans-Joachim Trümper (Berlin).

Oft seien mit diesen Sammlern und Museumsenthusiasten auch wichtige Zeugnisse der Vergangenheit verschwunden, auch wenn die anderen Museen ihr Bestes geben, einen großen Teil davon abzukaufen. Daher appellierte Rolf Zimmermann an die aktuellen Museumsleiter, frühzeitig ihre Nachfolger zu finden und ihre Erfahrungen und Geschichten an die nächste Generation weiterzugeben. Zimmermann selbst gibt den Stab des Handels bereits langsam an Simon Jägersküpper weiter und damit sein Herzensprojekt bereits in jüngere Hände – ohne ganz loszulassen.

Um Loslassen ging es dann am letzten Tag des Treffens. Nach einer Führung durch Vogelsang zu der ausgiebigen Dokumentation der Zeit des Nationalsozialismus’ verabschiedeten sich die Verantwortlichen der Museen am Mittag dann wieder in die verschiedenen Ecken Deutschlands – bis sie dann auch im nächsten Jahr wieder in einem der insgesamt 13 bundesweiten DRK-Museen tagen.
Jakob Seibel/pp/Agentur ProfiPress