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300 Jahre alte Bockwindmühle steht seit 50 Jahren in Kommern

300 Jahre alte Bockwindmühle steht seit 50 Jahren in Kommern
Besonderer Geburtstag im LVR-Freilichtmuseum Kommern – Mühle aus Spiel wurde in Handarbeit abgetragen und auf dem Museumsgelände wieder aufgebaut – Filmdokument im Waldhaus gezeigt
Mechernich-Kommern – Rund 300 Jahre alt ist die “Mühle aus Spiel” (Landkreis Düren), seit 50 Jahren steht sie allerdings in Mechernich – und zwar im LVR-Freilichtmuseum Kommern. Museumsdirektor Dr. Josef Mangold lud deshalb am Mittwochvormittag zur “Geburtstagsparty” ein – und neben vielen Gästen aus Mechernich wie dem Kommerner Ortsvorsteher Johannes Ley oder Vize-Bürgermeister Peter Wassong waren aus Spiel gleich 60 Bürger angereist, um “ihre” Mühle im Freilichtmuseum zu bewundern.
Doch ehe es zu der alt-ehrwürdige Mühle ging, berichtete Dr. Mangold im nahegelegenen Waldhaus über ihre Herkunft: “Spiel liegt in der Jülicher Börde, nordöstlich von Jülich. Der Ort gehörte bis 1794 zum Herzogtum Jülich, hatte 1828 ganze 283 Einwohner.” Die ehemals nordöstlich des Dorfes gelegene Mühle ging 1928 in den Besitz von Heinrich Lieven über und blieb bis 1958 im Familienbesitz. Mangold: “Dann kam der LVR, dann kam das Rheinische Freilichtmuseum!”
Und was dann geschah, hatte die Frau des damaligen Museumsdirektors Dr. Adelhart Zippelius, Hanna Maria Zippelius, auf 16-Millimeter-Film aufgenommen und somit das aufwendige “Translozieren”, also den Abbau am Originalort und Wiederaufbau im Kommerner Museum, für die Nachwelt erhalten. Die 15-minütige Dokumentation konnte somit auch den gut 100 Zuschauern bei der Geburtstagsfeier im Freilichtmuseum gezeigt werden.
Mit purer Muskelkraft hatten die Arbeiter das gewaltige Unternehmen bewältigt, wandelten ungesichert in schwindelerregenden Höhen und mussten auch schon einmal den Vorschlaghammer ansetzen, um ein widerspenstiges Bauteil aus seiner Verankerung zu lösen. Kommentar aus dem Zuschauerraum: “Die Berufsgenossenschaft war damals nicht dabei!” Dafür aber ein Museumsteam mit Herz: Beim Abbau wurde ein Eulennest gefunden, die jungen Vogel wurden natürlich gerettet.
Zum 50. Geburtstag der Mühle in Museumshand durfte auch ein Richtfest nicht fehlen. Die Geburtstagsschar wechselte dazu direkt zur Bockwindmühle, wo Museumszimmermann Edgar Lauterbach den Richtspruch verlas und von der Galerie der Mühle nach dem Trinkspruch zielgenau das Glas rund zehn Meter tiefer am Mühlstein zerschellen ließ – denn Scherben bringen eben Glück.
Vizebürgermeister Peter Wassong war der Erste, der die auf einem drehbaren Hauptständer aufgebockte Mühle erklomm. Unter den Besuchern war auch die Tochter des ehemaligen Mühlenbesitzers, Silke Thiele, geborene Lieven, mit ihrem Mann Christian und Tochter Jil. Silke Thile: “Das ist schon beeindruckend, den Film und die Mühle hier zu sehen.” Vor einiger Zeit hatte sie zusammen mit weiteren Familienmitgliedern der Mühle bereits einen Besuch abgestattet. Auch Michael Buschbell, Ortsvorsteher von Spiel, und Bürgermeister Jürgen Frantzen der übergeordneten Gemeinde Titz, waren begeistert und stolz, die Spieler Mühle im LVR-Freilichtmuseum zu besuchen. Bürgermeister Frantzen: “Das ist wunderbar hier. Spiel war landwirtschaftlich geprägt und ist es auch heute noch, aber natürlich hat irgendwann die Industrialisierung eingesetzt. Aber hier kann man noch die Geschichte erleben, das ist toll!”
Museumsdirektor Mangold verriet, dass ihm Adelhart Zippelius, der auch unter den Besuchern war, noch weitere Schätze vermacht hat: “Wir haben acht Filme bekommen!” Man darf also auf weitere historische Sternstunden des 51 Jahre jungen Freilichtmuseums gespannt sein.

Manfred Lang

03.12.2009