Schreiner aus Tradition
Ex-Ortsvorsteher und Kripobeamter Theo Schoddel (78) tischlert Mobiliar für den Lückerather Dorfpavillon
Mechernich-Lückerath – Im August 2020 wurde er aufgebaut, Ende September von der Dorfgemeinschaft Lückerath in Betrieb genommen, jetzt im Mai 2021 bekam der Pavillon im Dorfmittelpunkt von Lückerath den letzten Schliff.
Und zwar durch keinen Geringeren als den früheren Ortsbürgermeister Theo Schoddel (78), der in seinem aktiven Berufsleben Polizei- und Kriminalbeamter war, aber zeitlebens dem kreativen Arbeiten mit Holz als Hobby frönte.
In seiner Eigenschaft als ambitionierter Tischler sprach Manfred Kesternich, der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft („Lückerather Kinderkirmes“), Theo Schoddel an.
An drei Samstagen im vergangenen August hatten Kesternich und sein Team aus meist jungen Lückerathern den von der Stange als Bausatz im Internet erworbenen Bewirtungspavillon neben dem neuen vom städtischen Bauhof für 50.000 Euro generalüberholten Kinderspielplatz errichtet.
Bei einem Reporterbesuch des Mechernicher „Bürgerbriefs“ während der Bauphase waren Markus Leinen, Carsten Rang, Alexander Bloch, Matthias, Andreas und Michael Pünder, Niklas Hoss, Maximilian Münster, Manfred, Michael und Matthias Kesternich, Felix Lang und Rudolf Hoss, Schoddels Nachfolger als Ortsvorsteher, an der Baustelle anzutreffen.
Sitzgelegenheiten und Tresen fehlten
Was dem Oktogon auch nach der Überreichung einer 800-Euro-Spende aus dem Förderprogramm „RWE Companius“ durch Konzernmitarbeiter Herbert Fischer aus Schützendorf noch fehlte, das waren Tresen und Sitzgelegenheiten im Innern des offenen Baus.
Beides schreinerte Theo Schoddel jetzt in seiner mit allen technischen Finessen ausgestatteten Privatwerkstatt. „Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben, die Eckpfeiler auszusparen und die Tresenabschnitte mit immer wiederkehrenden Winkeln ins Oktogon einzufügen“, sagte der Vater dreier Kinder und Opa vierer Enkel, zwei Mädchen und zwei Jungen. Oft hätte er während der Arbeiten „eine dritte Hand brauchen können, aber das ging in Corona-Zeiten selbstverständlich nicht“, so der frühere Kriminalpolizist.
Als Material verwendete Schoddel Konstruktionsvollholz der Firma Hilger in Kall, das er aus Balken zu Bohlen als Tresen zusammenleimte. Auch für die Sitzbänke des Bedienpersonals im Pavillon wählte Schoddel einheimische Fichte. Viele Arbeitsschritte hat Theo Schoddel auf Video festgehalten – sein Enkel Philipp hat sie bei youtube eingestellt (https://youtu.be/9epEgU22VOU)
Der 35 Jahre lang amtierende Ortsvorsteher von Lückerath hat in einer Eigenschaft als Hobbyschreiner eine Menge Auftragsarbeiten gemacht, unter anderem Treppen und Geländer, aber auch viele Kreativarbeiten nach eigenen Vorstellungen wie Wegekreuze und Ruhebänke. Er arbeitet nicht nur mit Holz: Auf Wunsch von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick hatte er seinerzeit die symbolische Brückenkonstruktion der Städtepartnerschaft mit Nyons im Girard-Kreisel gemauert.
„Schreinern hat in Lückerath eine lange Tradition, die ich gerne fortsetze“, so Theo Schoddel zum „Bürgerbrief“. Peter Wilden sei der letzte selbständige Schreinerbetrieb im Ort gewesen, davor Anton Wilden, so Schoddel.
Mainacht, Kirmes, Treckertreffen
Der hölzerne Pavillon soll der Dorfgemeinschaft das ganze Jahr über und zu den unterschiedlichsten Zwecken dienen. „Zum Beispiel als Bierstand für die Mainacht, Infozentrale des Traktorentreffens oder Pizzastand während der legendären Lückerather Kinderkirmes“, so Manni Kesternich zum „Bürgerbrief“.
Der Bau des Pavillons und des Mehrgenerationenplatzes seien auch ohne Spielplatzsanierung geplant gewesen. Wegen der städtischen Investition und der ausgefallenen Kinderkirmes 2020 habe man die Maßnahmen vorgezogen. Die Kosten trägt die Dorfgemeinschaft zu hundert Prozent selbst.
Eine Zuwendung über 800 Euro des RWE-Stromkonzerns für die weitere Ausstaffierung des Pavillons überreichte Konzernmitarbeiter Herbert Fischer am Lückerather Kirmessonntag Ende September 2020. Vorsitzender Manfred Kesternich und Ortsvorsteher Rudolf Hoß dankten im Namen der Dorfgemeinschaft.
Alle anfallenden Arbeiten wie Fundamentierung, Verlegung von Ver- und Entsorgungsleitungen, Dachdeckerarbeiten und Pflasterung des Platzes bewerkstelligten die Dorfbewohner freiwillig und in Eigenregie. Den Voranstrich vor dem Aufbau übernahmen die Frauen der Dorfgemeinschaft. Die Pflastersteine kamen vom städtischen Bauhof.
pp/Agentur ProfiPress