„Roter Faden“ für Doppelort
Im Planungsausschuss wurde ein Rahmenplan für die städtebauliche Entwicklungsperspektive Firmenich-Obergartzem vorgestellt – 40 Hektar Fläche soll demnach „behutsam“ in mehreren Bauabschnitten erschlossen werden – Zentrale Mitte mit mindestens viergruppiger Kita und dreizügiger Grundschule – Politik nahm die Pläne zur Kenntnis und sprach sich einstimmig für eine Bürgerwerkstatt aus – Satzveyer Grundschule könnte umziehen
Mechernich/Firmenich-Obergartzem – Der Doppelort Firmenich-Obergartzem mit über 2.000 Einwohnern besitzt als ausgewiesener dritter Siedlungsschwerpunkt im Mechernicher Stadtgebiet gutes Entwicklungspotential. Den Rahmenplan für die städtebauliche Entwicklungsperspektive stellte Bernd Niedermeier vom Aachener Planungsbüro MWM gemeinsam im zuständigen Planungsausschuss am Dienstagabend vor.
Als erste Ideen zur Realisierung wurden diverse Varianten und Szenarien skizziert. Allen gemeinsam ist eine zentrale Mitte des Baugebiets mit Kita, Grundschule und Sporthalle sowie Dorfgemeinschaftshaus. Die Politik nahm das vorgestellte Grobkonzept zur Kenntnis und stimmte einstimmig einer Bürgerinformationsveranstaltung zu, nach der das Konzept noch weiter ausgearbeitet werden soll.
Der vorgelegte Rahmenplan diene als roter Faden für die kommenden Jahrzehnte, so Schiefer eingangs: „Ich vergleiche das immer gerne mit einem Puzzle, das man macht. Man muss zu Beginn schon ungefähr wissen, wo die einzelnen Steine hinkommen, um am Ende ein vernünftiges Bild entstehen zu lassen.“ Da helfe eine Vorlage, an der man sich entlangpuzzle, enorm: „Ich muss im Prinzip wissen, wo ich hinwill.“
Panzerstraße: Haupterschließung
Aus dem Gebietsentwicklungsplan heraus, der aus dem Jahr 2003 stammt, waren bereits Flächen zur Bebauung in der Größenordnung von rund 20 Hektar vorgesehen, die bis dato aber noch nicht entwickelt wurden. Die Stadt Mechernich will in Absprache mit der Bezirksregierung die Entwicklung ganzheitlich und nachhaltig angehen und nimmt mit dem zukünftigen Regionalplan der Bezirksregierung, der voraussichtlich ab etwa 2025 gelten soll, ein Areal von insgesamt 40 Hektar (inklusive der bereits bestehenden 20 Hektar) ins Visier. Das Plangebiet wird süd-östlich begrenzt durch die Panzerstraße, die laut Planer ein „sehr gutes Rückgrat“ für die Erschließung bieten könne.
Niedermeier zeigte Varianten auf, die sich durch gerade oder gebogene Linien in der Straßenführung unterscheiden. Viel Wert werde auf Begrünung und hohe Freiraumqualität gelegt. Feuerwehrgerätehaus und Sportanlagen könnten zentral bleiben, aber auch an den Rand verlagert werden. Denkbar ist auch ein Bereich, auf dem räumlich gebündelt, Parkplätze, Bushaltestellen und Park-and-Ride-Zone für Schule, Sport oder Kita vorgehalten werden. Dieser könnte Richtung Feuerfest positioniert werden. „Das alles ist aber nicht in Stein gemeißelt“, betonte Schiefer.
Behutsame Entwicklung
In behutsamen Schritten soll vorgegangen werden und das Gebiet nur sukzessive erschlossen werden. Schiefer dazu: „Die 40-Hektar-Fläche werden wir nicht von heute auf morgen entwickeln.“ Niedermeier spricht konkret von mindestens fünf Entwicklungs- und Bauphasen, die weit bis in die nächste(n) Generation(en) reichen würden und fügte hinzu: „Klar ist aber: „Der zentrale Bereich mit Schule und Kita würde den ersten Bauabschnitt bilden. Inklusive der notwendigen Infrastruktur.“
In die Planung integriert ist der Umzug der Satzveyer Grundschule in den Doppelort, wie Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick im Gespräch mit dem Bürgerbrief erläuterte: „In Satzvey besteht länger schon ein dringender Erweiterungsbedarf, der an diesem Standort aber definitiv nicht umgesetzt werden kann. Deshalb wäre der Umzug nach Firmenich-Obergartzem in einen Neubau mit deutlich besserer Anbindung eine gute Lösung und wichtige Weichenstellung für die Zukunft.“ Das Gebäude der bisherigen Grundschule Satzvey könnte dann in die dort bestehende Waldorfschule, die Erweiterungsbedarf hat, integriert werden. Auch die viergruppige Kita würde nach der Container-Zwischen-Lösung, die aktuell errichtet wird, in einen Neubau einziehen. Die Grundschule würde dreizügig geplant. „Wo junge Menschen und Familien hinziehen, müssen wir solche Infrastrukturen räumlich nah vorhalten“, so das Credo Schiefers.
Im Planungsentwurf des Wohngebiets sind Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser als Bebauungstypen vorgesehen. Aber auch auf verdichtete, ökologisch nachhaltige Bebauung lege die Stadt wert, erklärte Schiefer im Ausschuss, sodass auch zwei bis dreigeschossige, barrierefreie Mehrfamilienhäuser oder seniorengerechtes Wohnen erlaubt sein könnten. Eine Variante lässt sogar Visionen wie „besondere Wohnformen“ im ehemaligen Fabrikgebäude Feuerfest zu, die von Seniorenwohnungen bis Loft-Wohnungen reichen könnten. Im Gebiet liegt außerdem die Trasse der Kreisbahn, die sich laut Planer Niedermeier sehr gut als Fuß-/Radwege-Verbindung eignen würde.
„Wir können uns sehr gut vorstellen, das Baugebiet über Radschnellwege an den Bahnhof in Satzvey anzubinden“, so Schiefer: „Also eigene Wege, die eine gewisse Breite und Bedienungskomfort aufweisen, die einladen, auch mal schneller zu fahren.“ Wie der Entwicklungsraum zukünftig allgemein gestaltet werden kann, in diese Diskussion sollen die Bürger von Firmenich-Obergartzem eingebunden werden. Schiefer schlug dazu einen Workshop vor.
pp/Agentur ProfiPress