Ritternachwuchs kämpft jetzt mit
Konflikt der Konfessionen und Religionen ist diesmal ein Randaspekt bei den Satzveyer Mittelalterspielen
Mechernich-Satzvey – „Würde ich nicht so eine schwere Rüstung tragen, würde ich längst in der Luft schweben, so stolz bin ich“, schwärmt Pierre Krohne kurz vor der Aufführung der Satzveyer Ritterfestspiele. Zum ersten Mal sollte seine Tochter Moana eine wichtige Rolle vor tausenden Besuchern spielen.
„Seit sie ein kleines Mädchen war, haben wir sie jedes Jahr zu den Spielen mitgenommen“, so der stolze Ritter-Papa weiter: „Zu sehen, dass sie das gemeinsame Hobby genauso feiert, wie wir, ist unbeschreiblich schön“, so Pierre Krohne.
An der Seite der 17-jährigen Hobbydarstellerin stand der ein Jahr ältere Marvin Stauber, der seit seiner achten Lebenswoche zu den Stammgästen auf Burg Satzvey zählt. „Diese Faszination lässt sich nur schwer beschreiben“, sagte seine Mutter Steffi dem Reporter Cedric Arndt von der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft. Sie findet das Publikum in der Stadt Mechernich „warmherzig und lustig“: „Da stand es für meinen Mann und mich schnell fest, dass wir auch unseren Sohn daran teilhaben lassen wollen…“
Christentum nähergebracht
Wie sehr sich der inzwischen gar nicht mehr so kleine Nachwuchs mit dem Hobby identifiziert, bewiesen die jungen Akteure in der großen Arena. Als Protagonisten des ersten Teils erzählten sie in der neuen Show „Norn“ die Geschichte junger Wikinger bei ihrem ersten großen Raubzug. Trotz anfänglicher Erfolge und großer Beute nahm dieser Beutezug ein unerwartetes Ende und ein geliebtes Mitglied der Truppe fiel in der Schlacht.
Statt den Tod fand der Krieger „Aegir“ jedoch schwer verletzt Obhut bei einem Fürstbischof, der ihm – entgegen dessen nordischer Tradition – den christlichen Glauben näherbrachte. Damit konfrontiert, brach über die übrigen Mitgliedern der Wikingertruppe bei ihrem Wiedersehen mit dem totgeglaubten Freund ein Gefühlschaos ein. „Wir versuchen, unsere Geschichten immer mit einer gewissen Moral zu verbinden. Dieses Mal spielt der Konflikt zwischen den Religionen eine große Rolle“, erklärte der Organisator Marc Schwarz im „Kölner Stadt-Anzeiger“ und in der „Kölnischen Rundschau“.
Es gelang den Freunden aber, einige actionreiche Stunts später wieder zueinander zu finden. Wagemutig führten sie ihre Schlachtrösser durch eine Flammenwand oder duellierten sich mit Lanze und Schild beim Tjost. Mit lautstarken Jubelrufen für die Helden und nicht weniger lauten Buhrufen für Bösewichter begleiteten die Zuschauer die Handlung.
„Hobby“ Scharfrichter
Auch abseits der Arena hielten die Ritterfestspiele das Publikum in Bann. Seit über einer Woche campierten 42 Gruppen aus ganz Deutschland in dem weitläufigen Gelände und sorgten mit ihren prunkvollen Rüstungen und Kleidern für mittelalterliche Atmosphäre.
Zahlreiche Handwerker ließen sich über die Schulter schauen und boten ihre Waren an, humorvolle Vorführungen gab es auf der Hofbühne. „Schon bevor wir uns kennengelernt haben, sind wir beide unabhängig voneinander jedes Jahr zu den Ritterspielen gereist“, berichtete die als Schankfrau verkleidete Petra Höller-Roth.
„Zu zweit dem Hobby nachgehen zu können, ist doppelt schön“, so Ehemann Werner Höller, der am Wochenende in der Gewandung eines Scharfrichters unterwegs war: „Wir gehören zwar keinem Verein an, es macht uns aber Spaß, in Rollen zu schlüpfen und in das Ambiente einzutauchen.“ Die Ritterfestspiele Satzvey sind an den Wochenenden 2./3. und 9./10. September erneut zu sehen. www.burgsatzvey.de
pp/Agentur ProfiPress