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Reizen, ramschen, rechnen

Der Kommerner Peter Reuter (73) ist und lebt Skatsport – Der langjährige Bundesfunktionär des Deutschen Skatsportverbandes, Organisator von „Skat-Reisen“ in Zusammenarbeit mit dem Mechernicher Traditions-Reisebusunternehmen „Schäfer-Reisen“ und Erfinder des wohltätigen Prominenten-Skattisches der Stadt Mechernich wurde jetzt in einem Portrait im „Kölner Stadt-.Anzeiger“ vorgestellt – Starke Rückgänge an Spielern und Vereinen beklagt

Peter Reuter vor seiner Pokalsammlung. Foto: Günter Hochgürtel/KStA/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich-Kommern – Skat wurde um 1820 in der „Skatstadt“ Altenburg (Thüringen) aus dem Kartenspiel Schafkopf entwickelt. Im Jahre 1886 fand der erste deutsche Skatkongress mit mehr als 1000 Teilnehmern in Altenburg statt. 1899 wurde der Deutsche Skatverband mit Sitz in Altenburg gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1953 der Sitz des Verbandes nach Bielefeld verlegt. 2001, elf Jahre nach der Wiedervereinigung, kehrte er wieder zurück nach Altenburg.

Ein beliebter Zeitvertreib war Skat auch für den berühmten Komponisten Richard Strauss, und so komponierte er auch eine Skatpartie in seiner Oper Intermezzo. Im Kreis Euskirchen gab und gibt es Skatvereine in Dollendorf, Krekel, Bronsfeld, Uedelhoven, Zülpich, Kommern und Euskirchen. Der momentan stärkste Klub sitzt in Weilerswist.

Profispieler gibt es im Skat im eigentlichen Sinne nicht, auch wenn bei Turnieren Preisgelder im höheren vierstelligen Bereich nicht gerade selten sind. Im privaten Bereich wird in der Regel um wesentlich kleinere Beträge gespielt. Dennoch gibt es auch unter den Skatbrüdern Gauner, die versuchen, beim Spiel zu betrügen. Deren Namen werden auf einer Schwarzen Liste veröffentlicht, sie dürfen an keinen Turnieren des Verbands mehr teilnehmen.

Einer prominentesten Skatfunktionäre im Kreis Euskirchen und weit darüber hinaus ist der Mechernicher Peter Reuter. Der Mann, der jahrzehntelang im Präsidium des deutschen Skatsportverbandes Dienst tat, ist auch Organisator des Prominenten-Skattisches der Stadt Mechernich und von Skatreisen in Zusammenarbeit mit dem Mechernicher Traditions-Reisebusunternehmen „Schäfer-Reisen“.

Der ebenfalls aus der Stadt Mechernich stammende Redakteur Günter Hochgürtel hat Reuter und dem Skatsport jetzt im „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine große Hommage gewidmet. Titel: „Reizen, ramschen, richtig rechnen“. Darin geht es auch um den faktisch feststellbaren Rückgang des Skatspiels. Junge Leute wissen kaum noch, was Skat ist. Sie spielen lieber am Computer.

„Der 73-jährige Kommerner ist ein Skat-Urgestein und war 20 Jahre lang im Vorstand des Deutschen Skatverbands (DSKV) aktiv“ schreibt Hochürtel über Peter Reuter: „Er spielte mit dem von ihm gegründeten Verein »Herz Sieben ’80 Kommern« zeitweise in der Bundesliga und wurde sogar Deutscher Vizemeister bei den Senioren.“ In goldenen Zeiten hatte der Deutsche Skatverband 37 000 Mitglieder, heute sind es noch 23 000 – Tendenz stark rückläufig. Analog geht auch die Zahl der Vereine zurück.

„In den 60er- und 70er-Jahren gab es kaum ein Familienfest, an dem  nicht unmittelbar nach dem Mittagessen die Karten hervorgeholt wurden“, schreibt der „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Skat wurde meist in exklusiven Männerrunden gekloppt, befeuert von Bier und Schnaps, eingehüllt in eine permanente Rauchwolke der damals noch wesentlich zahlreicheren Zigaretten- und Zigarrenraucher.“

Von den Jüngeren beherrsche kaum einer noch das Reizen, Stechen und Ramschen. Poker, unter anderem durch Prominente wie Boris Becker im Fernsehen promotet, sei bis zum Nachwuchs durchgedrungen. „Das kann man ja auch in einer halben Stunde lernen“, merkt Peter Reuter an. Der pensionierte Versicherungskaufmann hat unzähligen Leuten Skat spielen beigebracht. „Am besten, man liest sich die deutsche Skatordnung durch und spielt dann die ersten Runden mit offenen Karten“, rät er Anfängern.

Natürlich blutet ihm wie seinem in Skatkreisen ähnlich erfolgreichen Sohn Frank das Herz angesichts der Tatsache, dass den Skatvereinen die Mitglieder quasi wegsterben. Man habe schon versucht, Skat-Arbeitsgemeinschaften an Schulen zu etablieren, aber der Erfolg hänge nun einmal vom Engagement der Lehrer ab.

Diejenigen Vereinsmitglieder, die sich alle vierzehn Tage um 18.45 Uhr zum Stammtisch im Restaurant „Eifeltor“ im Erholungspark Mühlenthal treffen, kennen sich schon seit Jahr und Tag. Es gelingt kaum einmal, neue Mitspieler hinzuzugewinnen. Vor etlichen Jahren war das noch ganz anders, als der Klub „Herz Sieben ’80 Kommern“ bis zu 30 Mitglieder hatte. Selbst eine Abspaltung unter dem Namen “Die Goldenen Asse” konnte den Verein damals nicht wirklich in Schwierigkeiten bringen.

„Skat hat eine lange Tradition und ist ein sehr komplexes Spiel, bei dem man seinen Kopf richtig zusammenhalten muss“, beschreibt Frank Reuter die Vorzüge seines Lieblingsspiels. Ausgefuchste Könner wie die beiden Reuters wissen nach dem zweiten Zug, welche Karten der Gegner auf der Hand hat. Um die Konzentration, speziell das „Nachhalten“ der gefallenen Karten, möglichst lange hochzuhalten, ist Alkohol während eines Turniers sowieso verpönt.

Aber das nachlassende Interesse am Skat steht natürlich auch in Zusammenhang mit dem allmählichen Verschwinden der Gaststätten. „In den 60er-Jahren gab es in Kommern elf Kneipen, und in fast allen wurde geskatet“, erinnert sich Peter Reuter. Übrig geblieben seien jetzt gerade mal drei Wirtshäuser, und die obligatorische Skatrunde beim Frühschoppen nach dem Hochamt gebe es kaum noch.

Eine Idee, wie das variantenreiche Kartenspiel wieder ins Bewusstsein der Jungen gerückt werden könnte, haben Vater und Sohn Reuter leider nicht. „Das müsste vom Vorstand des Deutschen Skatverbands ausgehen. Aber der ist ähnlich überaltert wie der gesamte Mitgliederstamm“, gab der 73-Jährige im „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu bedenken.

Seinen Fähigkeiten beim Kartenspiel hat der Kommerner nicht nur einen mit Siegerpokalen vollgestapelten Kellerraum zu verdanken, sondern auch Reisen rund um den Globus. Die Reuters, seit langem ein eingespieltes Team, waren schon zum Reizen in Kanada, Dubai, auf den Kanaren und in ziemlich jedem Land rund um das Mittelmeer.

Natürlich braucht man gute Karten und vermutlich auch ein bisschen Glück, um ganz vorne mitzuspielen. In dieser Hinsicht klebt Frank Reuter in den letzten Wochen das Pech an den Händen: „Ich hatte wirklich durchgängig schreckliche Blätter.“ Aber irgendwann wende sich das Blatt im wahrsten Sinne des Wortes und spiele ihm ein paar Asse und Bauern zu, da ist er sicher.

Wer Interesse hat, Skat nicht nur im Familienkreis, sondern im Verein und auf Turnieren zu spielen, kann sich an Peter Reuter und den Kommerner Klub „Herz Sieben ’80“ wenden. Der ist sogar auf Facebook vertreten, hat immer noch 16 Mitglieder, darunter fünf Damen, die Rommé spielen.

pp/Agentur ProfiPress