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Osttangente. “80 Prozent Innerortsverkehr”

Osttangente. “80 Prozent Innerortsverkehr”

Bürgerinitiative “Gegen den Ostring” legte Medienvertretern das Gutachten eines Professors vor, das die Trasse aus ökologischen Gründen ablehnt – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: “Bevor da eine Schaufel Erde bewegt ist, wird die Veränderung der Verkehrsströme nach dem Bau der B-477-Untertunnelung des Bahnhofsberges abgewartet”

Mechernich/Kommern – Beide im Stadtgebiet Mechernich und im Kreis Euskirchen erscheinende Tageszeitungen berichten über ein Gutachten, das die Bürgerinitiative “Gegen den Ostring” in Auftrag gegeben hat. Bernd Rudolph, einer der Sprecher der nach eigenen Angaben 2000 “aktive und inaktive” Mitglieder zählenden Initiative, die sich demnächst als Verein konstituieren will, sagte der Presse, die Planungen der Osttangente basierten auf einem mittlerweile “überholten Verkehrsgutachten aus dem Jahre 2001”.

Seine These, wonach sich die Rahmenbedingungen eines Umgehungsbaus in den vergangenen sieben Jahren stark verändert hätten, untermauerte Rudolph exemplarisch mit Pendlerpauschale, Lkw-Maut und gestiegenen Spritpreisen. Rudolph, der selbst einige Semester Verkehrswissenschaften studiert hat, legte laut Medienberichten ein Gutachten vor, das er, wie er betonte, aus eigener Tasche bezahlt habe. Als Gutachter habe er den Universitäts-Professor Dr. Ing. Bernhard Steinauer von der RWTH Aachen gewonnen.

Erschließung der zusammenwachsenden
Ortslagen von Kommern und Mechernich

Steinauer habe im Frühling eine Begehung durchgeführt und sich die Situation vor Ort betrachtet. Im Ergebnis, so schreibt der Redakteur Michael Schwarz in der “Kölnischen Rundschau”, lehne Steinauer die Osttangente “aus ökologischen Gründen” ab. “Es bleibt festzuhalten, dass durch die Ostvariante der noch sehr gut erhaltene Lebensraum im geplanten Trassenkorridor nachhaltig gestört werden würde”, heißt es laut “Rundschau” in dem achtseitigen Schriftstück des Gutachters.

Dr. Michael Thalken vom “Kölner Stadt-Anzeiger” sagte Bernd Rudolph, die Osttangente werde als “völlige Fehlplanung” gewertet. Dieses Urteil fußt auf der Annahme, dass die Straße für den überörtlichen Verkehr da sein soll. Tatsächlich verfolgen die Mechernicher Stadtväter den Bau aber mit dem Ziel, die in der Vergangenheit versäumte verkehrstechnische Erschließung der in diesem Bereich zusammen wachsenden Orte Mechernich und Kommern nachzuholen.

Dessen ungeachtet sagte BI-Sprecher Bernd Rudolph im “Kölner Stadt-Anzeiger”: “Lediglich ein Prozent des übergeordneten Verkehrs wird diese Straße überhaupt nutzen.” Von einer “überregionalen Bedeutung” der Strecke könne daher keine Rede sein. Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick sagte der Agentur ProfiPress, die Straße diene in allererster Linie der verkehrstechnischen Erschließung eines in den vergangenen 15 Jahren extrem expandierenden Siedlungsbereichs: “Sie wird zu 80 Prozent innerörtlichen Mechernicher Verkehr aufnehmen.”

Hätten die Verantwortlichen vor anderthalb Jahrzehnten eine Erschließungsstraße mit Brücke über Bahn und Veybachstraße in Richtung Vierwege und Autobahn gebaut, dann wäre der Siedlungsschwerpunkt Kommern-Süd/Mechernich-Nord/Kommern verkehrstechnisch längst erschlossen “und kein Mensch würde heute über eine Osttangente reden”, so Dr. Hans-Peter Schick.

Bürgermeister Schick rechnet für die Jahre
2010/2011 mit dem Durchstich Bahnhofsberg

In der Pressekonferenz der BI “Gegen den Ostring” wurde auch konstatiert, Professor Steinauer sei der Meinung, die Stadt Mechernich fordere “nicht nachdrücklich genug” den geplanten Bahnhofsberg-Durchstich (Bundesstraße 477). Dabei könnte dieses Projekt aus den Töpfen von Bund und Bahn bezahlt werden. “Wir sollten den Durchstich daher besser erst abwarten und dann entscheiden, ob die Osttangente danach überhaupt noch notwendig ist”, forderte Nathalie Konias.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick sagte dazu, genau diese Verfahrensweise sei ohnehin vorgesehen. Er rechne um die Jahre 2010/2011 mit dem Bau der B-477-Untertunnelung der Bahnlinie Köln-Trier und anschließend mit reibungsloserem Verkehrsfluss durch Mechernich. Der Agentur ProfiPress sagte Schick: “Bis dahin ist an der Osttangente noch keine Schaufel Erde bewegt worden.” Mithin könne man selbstverständlich erst die Veränderung der Verkehrsströmungen abwarten.

Grundsätzlich verweist Schick an den Kreis Euskirchen als potenziellen “Bauherrn” der Osttangente. Als Bürgermeister halte er allerdings wenig davon, wenn das Problem mangelnder Erschließung der Neubaugebiete im Bereich der zusammenwachsenden Kernorte Kommern und Mechernich nach dem St.-Florians-Prinzip gelöst werden solle. Schick: “Es kann ja wohl nicht so sein, dass man die enorme Verkehrsbelastung bei den Anwohnern von Mechernicher Weg und Schimmelsweg nach dem Motto belässt: “Die sind ja dran gewöhnt!”

In der Pressekonferenz hatte die Bürgerinitiative “Gegen den Ostring” unter anderem auch vorgeschlagen, die innerörtliche Heerstraße in Mechernich für den überörtlichen Verkehr weiter auszubauen und sich dabei auf Gutachter Steinauer berufen. Nathalie Konias von der BI wird im “Kölner Stadt-Anzeiger” gleichwohl mit dem Statement zitiert: “Wir kämpfen auch für die Anwohner vom Mechernicher Weg, die unbestritten unter dem hohen Verkehrsaufkommen leiden.”

Die Osttangente sei für sie aber “nicht die Lösung”, so Konias laut Presseberichten. Die Bürger würden laut RWTH-Gutachten durch deren Realisierung zwar eine, so schreibt der Journalist Michael Thalken, “nicht wahrnehmbare Erleichterung von drei bis vier Dezibel vor der Haustür messen können, hätten aber gleichzeitig im Rücken eine unüberhörbare Neubelastung von 60 bis 70 Dezibel zu ertragen. Denn nicht zuletzt wäre der Ostring auch ein willkommenes Maut-Umfahrungsangebot”.

Stadtverwaltung Mechernich
ist zum Dialog bereit

Die Bürgerinitiative forderte vor den Medienvertretern “intelligente Verkehrskonzepte” und behauptete, “Mechernich hat ausreichend Straßen, man muss diese nur sinnvoller nutzen”. Bernd Rudolph sagte, er sei bereit, aus eigener Tasche ein Gutachten von Professor Steinauer zu finanzieren, das die Verkehrslenkung optimieren könne.

Die “Rundschau” schreibt nach der Pressekonferenz der Bürgerinitiative, der Kreis Euskirchen habe bereits eine 100 000 Euro teure Umweltverträglichkeitsprüfung “auf den Weg gebracht”. Ob die veranschlagten 12,5 Millionen Euro Baukosten reichen würden, sei zwar fraglich, so Bernd Rudolph, der laut Michael Schwarz weiter konstatierte: “Durch die Mauteinnahmen stehen reichlich Mittel für den Straßenbau zur Verfügung.”

Die “Kölnische Rundschau” holte auch eine Stellungnahme der Stadtverwaltung Mechernich ein, die sich dialogbereit zeigte. “Wir sind sehr gespannt, zu lesen, was in der Stellungnahme der Bürgerinitiative steht”, erklärte Stadtplaner Thomas Schiefer. Man wolle sich sachlich mit der Bürgerinitiative auseinandersetzen.

pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

27.10.2008