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“Nachts kommen da die Elefanten und durchstöbern alles nach Süßem”

“Nachts kommen da die Elefanten und durchstöbern alles nach Süßem”
Rotkreuzler Thomas Schwarzer und der Nettersheimer Wehrleiter Winfried Dederichs waren zweieinhalb Wochen in Sri Lanka – Eifel Aid leistet weiterhin Aufbauhilfe in dem Inselstaat vor der Südspitze Indiens
Kreis Euskirchen/Batticaloa – Auf humanitärer Mission in Sri Lanka waren in den vergangenen zweieinhalb Wochen Winfried Dederichs (58), der Wehrleiter der Nettersheimer Feuerwehr, und der Berzdorfer Thomas Schwarzer (27) vom Roten Kreuz und berichteten jetzt von ihrer Reise. Seit der Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004 leistet das Rote Kreuz Kreis Euskirchen Aufbauhilfe in dem Inselstaat im Indischen Ozean.
Durch die Aktion “Eifel Aid – Wir bauen auf – alle helfen mit” verschiedener Wohlfahrtsverbände, Polizei, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk unter Federführung der Rotkreuzler sind in Sri Lanka neun Kindergärten, zwei Schulen für Menschen mit Behinderungen und eine medizinische Ambulanz aufgebaut worden. Dederichs und Schwarzer schauten vor Ort nach den bestehenden Projekten, um dort weitere Hilfe zu leisten.
Geholfen wurde und wird dort, wo die Not am größten ist. “Während die Westküste gut versorgt und touristisch erschlossen ist, leben an der Ostküste die Ärmsten der Armen”, so Thomas Schwarzer. Dieses Gebiet ist durch den andauernden Bürgerkrieg zwischen der Regierung und den “Liberation Tigers of Tamil Eelam” (LTTE) immer noch schwer belastet.
Noch immer liegen am Küstenstreifen dort, wo früher Fischerhütten standen, die Trümmer der Flutkatastrophe. Winfried Dederichs: “Wir haben jeden Morgen die Kindergärten und Schulen besucht und geprüft, was dort am dringendsten benötigt wird.” Als Geschenke hatten sie von Eifeler Firmen gesponsorte Spielsachen mitgebracht, alle weiteren Materialien wie Hefte und Stifte für die Kinder oder auch Baumaterialien für die Häuser werden von den Ehrenamtlichen in Sri Lanka gekauft.
Zu tun gab es genug, wie Dederichs und Schwarzer berichteten. “Wir haben Dächer repariert, Toiletten instand gesetzt, Wände verputzt und Schaukeln repariert”, so der Nettersheimer Feuerwehrmann. Dabei sei es nicht immer einfach, die passenden Ersatzteile zu besorgen. “Um die Schaukeln sicherer zu machen, brauchten wir Reifen. Aber die werden in Sri Lanka gefahren, bis die Leinenschicht heraushängt – und dieser Rest wird dann auch noch an die Polizei für Straßensperren verkauft”, sagte Dederichs.
In einer Kombination aus Schule und Kindergarten für etwa 60 Kinder gab es nur ein offenes Gebäude, zwar mit Dach, aber ohne Wände. Winfried Dederichs: “Nachts kommen da die Elfenten und durchstöbern alles nach etwas Süßem.” Um die im wahrsten Sinne des Wortes elefantösen Folgen dieser nächtlichen Besuche abzuwehren, packten die Ehrenamtler auch selbst mit an und bauten die Wände auf.
Ein besonderes Projekt ist die Krankenstation (Eifel-Dispensary/Ambulanz), die das Rote Kreuz aufgebaut hat. “Dort werden die Menschen kostenlos mit Medikamenten versorgt”, berichtet Thomas Schwarzer. Weil die meisten kein Geld für Schuhe haben, sind Wunden an den Füßen, die sich schnell entzünden, besonders häufig. Oft müssen auch Wurmkrankheiten behandelt und Impfungen verabreicht werden. Die Ambulanz sei in bestem Zustand, dort würden an jedem Tag viele bedürftige Patienten versorgt. “Leider werden die Medikamente immer teurer”, gibt Dederichs zu bedenken.
Rolf Zimmermann, Geschäftsführer des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen, sagte: “Von den Spenden von etwa 110 000 Euro, die nach der Flutkatastrophe im Kreis Euskirchen zusammengekommen waren, sind noch etwa 30 000 Euro übrig. Eigentlich wollen wir für zehn Jahre Hilfe leisten, aber allein die Ambulanz hat mittlerweile einen Bedarf von rund 12 000 Euro jährlich.” Deshalb hofft der Rotkreuzchef auf weitere Spenden.
“Alle neun Kindergärten in Sri Lanka haben Rotkreuz-Patenkindergärten aus dem Kreis”, sagt der Geschäftsführer. Von dort werden Pakete mit Spielsachen oder auch Geld nach Sri Lanka geschickt. Die Betreuer, das Personal der Ambulanz und die Lehrer und Lehrerinnen der beiden Schülen für Menschen mit Behinderungen sind Einheimische und werden vom Roten Kreuz bezahlt. “Wir wollen schließlich Hilfe zur Selbsthilfe leisten”, so Zimmermann.
Die Schulen sind besonders wichtig: Behinderte werde von den Familien oft zu Hause versteckt und haben so kaum Chancen auf angemessene Förderung und Entwicklung.
Dederichs: “Mit Hilfe privater Spenden konnten wir heute 52 alte Menschen, die von ihren Familien verstoßen wurden, neu einkleiden. Dies war ein besonders ergreifendes Erlebnis.” Es sei einfach toll, wie dankbar die Menschen in Sri Lanka für die Hilfe und Unterstützung aus dem Kreis Euskirchen sind. “Das Leuchten in den Augen der Kinder motiviert immer wieder, hier herunterzufahren”, so der Wehrleiter.
Längst haben sich private Kontakte über die Hilfe von Eifel Aid ergeben, denn Schwarzer war bereits zum fünften Mal vor Ort, Dederichs zum dritten Mal. Rolf Zimmermann: “Er wird dort schon Winnie-Uncle genannt!”
Weitere Informationen und Spendenmöglichkeit unter
www.drk-eu.de

pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

28.10.2008