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Mit Collage Vogelsang verarbeitet

Mit Collage Vogelsang verarbeitet
Mechernicher Hauptschüler erstellen Plakate nach Studientag auf dem Gelände der ehemaligen NS-Ordensburg – Empört über menschenverachtendes Verhalten
Mechernich – Ein Deutscher Soldat aus der Nazizeit zielt mit ausgestrecktem Arm auf den Hinterkopf eines ausgemergelten KZ-Häftlings, der am Rande eines schon halb gefüllten Massengrabes kniet. Dieses Foto war eines von 13 Abbildungen aus dem Leben von deutschen Soldaten in der Zeit des Nationalsozialismus, die Mechernicher Hauptschüler der Klasse 8c jetzt zu einer Collage zusammenstellten. “Mit dieser künstlerischen Aktion wollen wir unseren Studientag auf der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang verarbeiten”, erklärte Klassenlehrerin Gisela Freier beim Besuch des Reporters.
Nicht nur so drastische Bilder wie die Ermordung eines Juden, sondern auch Familienbilder mit einem Säugling oder einen Jungen der Hitler-Jugend mit wehender Fahne bekamen die Schüler zur Auswahl, um sie zum Bild des “Fackelträgers” oder des Reiterreliefs eines “Junkers” auf ein Plakat zu kleben und die Bilder mit passenden Untertiteln zu beschriften. Die überlebensgroßen Reliefs der Figuren hatten sie bei ihrem Besuch in Vogelsang nach einer Führung genau angesehen, um danach in kleinen Arbeitsgruppe zu diskutieren.
Der muskelbepackte “Fackelträger” sollte Vorbild sein für die “Junker”, die in der “Ordensburg” von den Nazis ausgebildet wurden. Doch den Schülern kam ein solches Vorbild sehr fragwürdig vor. “Der zeigt überhaupt keine Emotionen, der sieht aus, als ob er sofort töten könnte”, meinten die Schüler. Aus einer Originalquelle hatten die Jugendlichen den Bericht eines Soldaten gehört, der ein Massaker an 25 000 Juden anzettelte – “wertlose Fresser vernichtet”, wie es im Originalton hieß. Sichtlich betroffen und empört sprachen die Schüler über eine solche menschenverachtende Einstellung.
Die Diskussion führte schnell zu der Frage, ob so etwas wieder geschehen könnte. Nicole: “Da bekommt man Angst vor dem Dritten Weltkrieg!” Luisa sagte: “Man wünscht sich, dass man in so einem System zum Widerstand gehört. Aber die Menschen damals hatten viel Angst. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn so etwas wieder in Deutschland entstehen würde.”
Gisela Freier: “Genau darum geht es: Die Schüler sollen diskutieren, sich austauschen.” Die Klasse hatte sich bereits mehrfach mit dem Thema Judenverfolgung auseinandergesetzt und unter anderem in der Kernstadt Mechernich die erste Stolpersteinaktion initiiert, mit der auf von den Nazis ermordete Mechernicher Juden aufmerksam gemacht wird.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

13.07.2010