Meiler ohne Fest und Braten
Köhlermeister Gerd Linden und seine Mitstreiter laden am Wochenende 7./8. Oktober zur Holzkohlenernte an den Kermeterrand bei Düttling im „Städtedreieck“ Mechernich, Heimbach, Schleiden
Mechernich-Bergbuir/Düttling – „Ein Kohlenmeiler ist ein erdbedeckter Holzhaufen, der von einem Köhler in Brand gesetzt wird, um Holzkohle zu erzeugen“: Wenn es so einfach wie im Lexikon ginge, wäre alle Kunstfertigkeit der Köhler nur Blendwerk. Nichts wäre es mit Romantik und Sinnenfreude eines uralten Handwerks, mit dem aus schwerem Holz leichte Kohle mit extremem Brennwert gemacht wird.
Seit 15 Jahren zelebrieren Köhlermeister Gerd Linden und seine treuen Gefährten „auf dem“ Düttling am Stadtrand von Mechernich die hohe Kunst des Meiler-Brandes. Das Entzünden und das jährliche „Meilerfest“ mit „Köhlerbraten“ und dem dunklen, aber gehaltvollen Bier „Schwazze Käerl“ sind Publikumsattraktionen.
In der Zeit der Eisenerzverhüttung im Schleidener Tal gab es im Kermeter mehr als 1000 Meilerplätze. Buchen, wie sie früher zwischen Gemünd, Heimbach und Voißel schon in Urwäldern gediehen, werden für die von Gerd Linden und Team betreuten Meiler schon seit fast 40 Jahren gefällt, auf Stücke geschnitten, gerissen und zu Meterscheiten gespalten, kunstvoll kreisförmig aufgestapelt, mit Waldgrassoden bedeckt und schließlich mit Erde überzogen und angezündet.
Vize-Bürgermeister Kornell dabei
Bei einem normalgroßen Meiler weichen die Köhler 14 Tage nicht von ihrem vor sich hin kokelnden Bauwerk, um Tag und Nacht eingreifen zu können. Die Sauerstoffzufuhr darf nicht hermetisch abgeriegelt, muss aber minutiös überwacht werden.
Übung im Übernachten in mit Soden gedeckten Köhlerhütten haben außer ihm selbst auch Köhlermeister Gerd Lindens Söhne Daniel, Ingo und Markus, deren Frauen und „Köhlerliesel“ Ellen, Jenny und Kerstin, deren „Oberliesel“ Andrea Esser, deren Freund Markus „Bienchen“ Schmitz, ein Imker, „Köhlerbube“ Gerd „the Bird“ Gabrys, Guido, Günter Müller sowie Senior Jakob Gresser aus Bergbuir.
Beim Entzünden des Meilers mit Hilfe von im Parabolspiegel gebündelter Sonnenstrahlen am letzten Septembersamstag war auch der Mechernicher Vize-Bürgermeister Günter Kornell zugegen, ebenso eine Menge Kinder und Schaulustige.
Erst setzten die „Pänz“ Papier und nitrierte Rohrkolben mit Sonnenergie in Brand, dann die Köhler mit beidem ihren dieses Jahr recht kleinen Meiler. Linden: „Wir verkohlen 2023 nur die Holzreste von 2022. Das Holz ist durch die lange Lagerung extrem trocken, deshalb endet die Verkohlungsphase voraussichtlich bereits 48 Stunden vor der Ernte am Samstag.“
Die Kohlenernte ist dann für 10 bis 15 Uhr angesetzt, von 15 bis 17 Uhr wird das Schälen von Eichenlohe gezeigt. Besuchern werden Kaltgetränke, und Samstag und Sonntag, 7. und 8. Oktober, ab 14 Uhr auch Kaffee und Kuchen serviert. Der Weg zum Meiler und zu den Parkflächen ist von der B 258, Ortsdurchfahrt Düttling, ausgeschildert.
Start vor 40 Jahren in Kommern
Mitte der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts ließ sich Gerd Linden, damals noch Landwirtschaftsmeister im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern, von den letzten „schwarzen Männern“, die noch Köhlereiwirtschaft in der Region betrieben, in Aufbau und Meiler-Führung unterweisen.
Die ersten Meiler brannte Linden seit Mitte der achtziger Jahre Jahr für Jahr im Mechernich-Kommerner Freilichtmuseum ab, seit 2008 zusätzlich alle zwei Jahre im Mai/Juni am Kermeter-Rand in der Nähe seines Heimatdorfes Düttling. Außerdem war Gerd Linden bereits zweimal als „Wanderköhler“ beim Forstamt in Essen im Einsatz und 2022 mit seinem Sohn Daniel beim „größten Waldfest Deutschlands“ in Müschenbach im Westerwald.
Der Düttlinger Meiler 2023 ist außer der Reihe dazugekommen, weil nicht alles herbeigeschaffte Buchenholz in den Meiler 2022 gepasst hatte. Ein Meilerfest mit größeren Lustbarkeiten findet deshalb dieses Jahr nicht statt. Wer Düttlinger Naturholzkohle käuflich erwerben möchte, sollte zwölf Euro pro Fünf-Kilo-Säckchen mitbringen.
pp/Agentur ProfiPress