„Man hilft sich gegenseitig“
In Sötenich ist das Bürgerhaus Dreh- und Angelpunkt für Veranstaltungen – und einer der Lieblingsorte des Bürgervereinsvorsitzenden Heinz Esser
Von Thomas Schmitz
Kall-Sötenich – Das Leben von Heinz Esser war eine Baustelle – zumindest im übertragenen Sinne. Das Haus in der Straße Auf der Höll, in dem er mit seiner Frau lebt, wurde zum Zeitpunkt des Besuchs für das Sonderheft „50 Jahre Gemeinde Kall“ im Mai 2020 renoviert. Und sein „Zweithaus“, das Bürgerhaus in Sötenich, wurde ebenfalls zu dieser Zeit saniert (und wird es immer noch). „Das sind schon meine Lieblingsorte in Sötenich“, sagte der Vorsitzende des Bürgervereins.

Seit sechs Jahren leitet er, der 1968 mit seiner Familie von Köln nach Sötenich gezogen ist, den rund 300 Mitglieder starken Verein, der sich um die Vermietungen und die Unterhaltung des Bürgerhauses kümmert. Und die Sanierung, die in drei Etappen bis einschließlich 2022 durchgeführt wird, ist beherrschendes Thema.

Anfang 2020 hat die Gemeinde Kall hatte die Zusage für Fördermittel über 93.000 Euro aus einem Landesprogramm für die Sanierung des Bürgerhauses erhalten. Das Schöne: Die Sötenicher machen viel selbst. „Es gibt viel Unterstützung aus dem Dorf, auch wenn Corona-bedingt die Arbeiten anders ablaufen, als ursprünglich geplant“, erzählte Esser.
Ausgeprägtes Vereinsleben
Rund 40 Vermietungen zählt das Bürgerhaus vor Corona pro Jahr. Darunter sind viele Vereinsveranstaltungen, etwa die Kirmes, Karneval oder St. Martin. Überhaupt das Thema Vereinsleben: „Das ist in Sötenich stark ausgeprägt“, erklärte Esser. Neben dem Bürgerverein gibt es eine Eifelverein-Ortsgruppe, die Frauengemeinschaft Sötenich/Rinnen, das Männerballett IG Süetenicher Traumtänzer, die IG Weihnachtsbasar, die IG Freunde des Weihnachtsbaums, den Junggesellenverein, die Karnevalisten der Süetenicher Schlipse, den Männergesangverein Liederkranz, den Musikverein, die Sankt-Matthias-Bruderschaft, den Sportverein und den Ü60-Treff – und übergeordnet noch das Vereinskartell. Konkurrenz besteht nicht. Im Gegenteil. „Hier herrscht ein großer Zusammenhalt, die Vereine helfen sich gegenseitig. Das schweißt die Leute zusammen“, berichtete Esser.

Dass die Hilfsbereitschaft groß ist, zeigt noch ein anderes Beispiel. Der Musikverein und der Bürgerverein hatten zu Beginn der Corona-Pandemie in Sötenich und Rinnen mit rund 30 Leuten eine Einkaufshilfe gestartet. „Auch wenn die nicht viel in Anspruch genommen wurde, weil hier die Nachbarschaftshilfe noch so gut funktioniert, haben wir dafür sehr viel Dankbarkeit erfahren. Davon waren wir echt überwältigt“, sagte Esser.

Einen Lieblingsplatz aus seiner Kindheit erreicht man nach einem kurzen Anstieg: das Kriegerdenkmal. „Das war damals, als ich so zehn, elf, zwölf war, ein beliebter Treffpunkt“, erinnerte er sich. Damals konnte man das Denkmal, das mittlerweile zugewachsen ist, noch vom Ort aus sehen. „Das hat uns natürlich interessiert, wir wollten wissen, was das ist und sind immer mit dem Fahrrad hochgefahren, das war schon etwas Besonderes“, so Esser weiter. Unmittelbar unter dem Denkmal befindet sich ein freigelegtes Stück des Römerkanals.
Für Heinz Esser hat Sötenich noch weitere Pluspunkte. Es gibt tatsächlich noch einiges an Gewerbe – von Metzgerei über Hundesalon bis zum Motorradservice.

Doch unweigerlich kam sein Gespräch wieder zurück aufs Bürgerhaus. „Man sieht schon allein an der Mitgliederzahl des Bürgervereins, dass das Dorf hinter dem Bürgerhaus stand und steht“, meinte der Vereinsvorsitzende. 1996 sei die Entscheidung für die Errichtung gefallen. Vorher hatten Feste im Zelt stattgefunden. „Das war teuer und oft auch kalt“, erinnerte sich Esser.
Was den Bürgervereinschef aber besonders freut: „Hier in Sötenich engagieren sich verstärkt wieder junge Leute in den Vereinen. Sie wollen Verantwortung übernehmen. Das zeigt, dass das Zugehörigkeitsgefühl groß ist.“ Auch deshalb ist Sötenich für Heinz Esser als Ort einfach nur eines: lebenswert.
pp/Agentur ProfiPress