Liebe für eine friedvolle Welt
Giora-Feidman-Sextett berührt und bewegt mit Klezmer-Musik die Menschen beim Lit.Eifel-Konzert im „GAT“ – Zuhörer singen gemeinsam isrealisches Volkslied, das in wunderbarer Weise Verbundenheit ausdrückt und Frieden auf Erden wünscht
Mechernich – Die Klezmer-for-Peace-Musik von Giora Feidman ist ein Geschenk. Der Klang der Musik bewegt und berührt die Gäste in der Aula des Gymnasiums Am Turmhof. Feidmans Musik geht unter die Haut und landet da, wo der Mensch sie braucht, schnurstracks, ohne Umwege in der Seele.
„Darum sind wir hier, um Liebe mit Euch zu teilen, für den Frieden auf dieser Welt”, bekennt der 81-Jährige weltbekannte Klarinettist den Gästen des Konzertes, das in Kooperation mit der Lit.Eifel stattfindet. Präsentiert wird an diesem Abend auch die Biografie Feidmans, mit dem Titel: „Du gehst, du sprichst, du singst, du tanzt: Erinnerungen.“ Am eigens aufgebauten Büchertisch konnte man schmökern und erhielt einen Einblick in das spannende Leben des Künstlers.
Leise Töne sind aus dem Mittelgang zu hören, als Feidman das Konzert eröffnet. Ton für Ton vereinnahmt er seine Zuhörer, lockt sie, während er langsam die Klarinette spielend nach vorne geht. Mit den ersten Klängen hat der in Israel lebende Mann das Publikum bereits mitgenommen – in die Welt der Menschlichkeit.
Auf den Punkt und doch sanft harmonisch, steigen die fünf anderen Musiker mit in das Spiel ein. Das Stück wird lebhaft, frech, fast fröhlich. Viele Gäste wippen im Takt der Musik mit. 350 Menschen lauschen gespannt der fremdländischen und doch vertraut klingenden Musik. Die Begeisterung für den ersten Spielabschnitt mündet in tosendem Applaus.
Feidman und seine ebenso hochklassigen Mit-Musiker bieten ein bewegendes, mitreißendes, zu Herzen gehendes und zum Teil aufwühlendes Programm. „Da bekomme ich Gänsehaut“, sagt eine Zuhörerin zu ihrer Sitznachbarin.
Mehr als einmal bringt Feidman seine Zuhörer mit seinen verschmitzten Kommentaren zum Lachen, aber er schuf auch ganz besonders anrührende Momente, als er mit den Besuchern das israelische Volkslied „Shalom Chaverim“ singt, das in wunderbarer Weise Verbundenheit ausdrückt und Frieden auf Erden wünscht. Die Aula ist erfüllt von den Stimmen der Gemeinschaft. Nachspüren, fühlen und genießen ist angesagt.
„Sie singen alle so wunderschön. Wir sind verbunden im Singen. Was für eine wundervolle Welt“, freut sich Feidman. Dessen Fähigkeit Klezmer mit verschiedenen Musikstilen von Jazz bis Tango zu kombinieren ist einzigartig. Und mit seinen 83 Jahren baut Feidman immer noch Brücken, musikalisch, aber vor allem menschlich.
Schon Feidmans Großvater und Vater haben ihr Leben der Musik gewidmet. Auch Giora Feidman sieht es als Bestimmung an, friedensstiftende Musik in die Welt zu tragen. Und wie er dem Mechernicher Publikum verrät, setzt sich die Familientradition weiter fort.
Denn Hila Ofek, die Enkelin Feidmans ist Teil des Sextetts, das in Mechernich auftritt. Hörbar hat sie die besondere Gabe ihres Großvaters geerbt, die Instrumente zum „Singen“ zu bringen. Sie zaubert Harfentöne, so klar, so fließend und begeistert im „Duett“ mit ihrem Saxofon-spielenden Mann Andre Tsirlin. Ungewöhnliche Klänge ertönen von der Rahmentrommel, die der türkisch-stämmige Musiker Murat Coskun auf höchstem Niveau spielt. Das Konzert regt zum Nachdenken an.
Zwischendurch setzt sich Feidman, genießt dann die Qualität „seiner“ Musiker wie auch die Atmosphäre im Saal. Er blickt glücklich ins Publikum, er spürt, saugt förmlich auf, wie der Klang der intensiven Klezmer-Musik sich unaufhaltsam in den Herzen ausbreitet und diese erwärmt. Dankbar verneigt er sich vor dem Publikum. Das antwortet ihm mit stehenden Ovationen.
Dankbar ist auch Kerstin Fischer aus dem Westerwald. Nach dem Konzert geht sie zu ihm ins Foyer, wo der publikumsnahe Feidman noch mit den Besuchern plaudert. Sie überreicht ihm ein Glas mit selbstgemachter Erdbeer-Marmelade.
Sie habe schon mehrfach Konzerte Feidmans besucht, sagt sie und fügt erläuternd hinzu: „Er ist ein Mensch, der so viel gibt. Ich wollte ihm mit meiner Marmelade einfach auch eine Kleinigkeit geben – von dem, was ich kann.“
pp/Agentur ProfiPress