Kupp sieht sich als Visionär
Ortsvorsteher wurde zum neuen Vorsitzenden des Bürgervereins gewählt – Schatzmeister Gottfried Schnitzler: „Die Vermögenslage ist beruhigend“ – Bei der Jahreshauptversammlung wurden auch die Verdienste von Helmut Weiler gewürdigt – Würstchen-Essen hat Tradition
Kall – Nach dem Tod des Kaller Ex-Bürgermeisters und langjährigen Bürgervereins-Vorsitzenden Helmut Weiler im Juni, wählte der Verein jetzt in der Jahreshauptversammlung ein neues Oberhaupt. Die Wahl in der Kaller Bürgerhalle fiel dabei auf Ortsvorsteher Stefan Kupp.
Bei den weiteren Vorstandswahlen des 1984 gegründeten Vereins wurden der stellvertretende Vorsitzende Bert Spilles, Schatzmeister Gottfried Schnitzler, Schriftführer Alois Poth und die Beisitzer Peter Berbuir und Lukas Müller wiedergewählt. Neu im Vorstand ist Nadine Schwendtner, die das Beisitzer-Amt von Uwe Schubinski übernahm. Schubinski verzichtete auf Wiederwahl.

In einem ersten Ausblick auf seine Tätigkeit als Vorsitzender und die Zukunft des Vereins kündigte Stefan Kupp an, auf gute Harmonie, einen respektvollen Umgang und Geduld Wert zu legen. Er trete sein Amt als Visionär und nicht als Bestandspfleger an. Kupp: „Es wird sich vielleicht etwas ändern, aber neue Ziele werden wir im Vorstand gemeinsam verfolgen und diskutieren“. Er freue sich, mit dem Vorstand eine „aktive Gestaltung des Vereins“ anzugehen.
Zum Beginn der Versammlung hatten Vize-Vorsitzender Bert Spilles und Schatzmeister Gottfried Schnitzler an die langjährige Vorstandschaft von Helmut Weiler erinnert, der dem Verein seit 1988 mit vorstand. Im Lauf seiner 36-jährigen Arbeit als Vize-Vorsitzender und Vereinschef habe Weiler mit dem Verein manches Problem erlebt.
„Der Verlust der Gemeinnützigkeit, ein großer Wasserschaden in der Bürgerhalle, anhaltende Probleme wegen Lärmbelästigungen und eine einstweilige Verfügung der AfD auf zwangsweise Anmietung der Bürgerhalle – das alles gab es zu verkraften“, so Gottfried Schnitzler.
Überblick behalten
Helmut Weiler habe in allen Turbulenzen nie den Überblick verloren. Besonders in den vergangenen Jahren habe er sich nur noch ungern über Probleme ärgern wollen. Wie Schnitzler berichtete, denke man im Verein darüber nach, den Platz vor der Bürgerhalle „Helmut-Weiler-Platz“ zu nennen.
Einen Rückblick auf das Geschäftsjahr 2019 hielt Vize-Vorsitzender Bert Spilles. Zum Jahresende habe der Verein 53 Mitglieder gezählt. Insgesamt hätten 22 Veranstaltungen in der Bürgerhalle stattgefunden. Das sei eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr, in dem die Halle nur 14 Mal gebucht worden sei. Ein schwerer Schlag für den Verein sei der plötzliche Tod des Hausmeisters Herbert Reinders im August gewesen.
Mit Alois Poth habe der Verein einen neuen Hausmeister gefunden, mit einer in Kall ansässigen Firma habe man einen Gebäudereinigungs-Vertrag abgeschlossen, teilte Spilles mit. Erfreulich sei die Tatsache, dass das über Jahre hinweg heikle und unangenehme Thema der Lärmbelästigungen durch Veranstaltungen in der Bürgerhalle so gut wie keine Rolle mehr spiele.

Nach einem recht dünnen Jahr 2018, in dem der Verein einen Fehlbetrag von 7300 Euro aus der Rücklage ausgleichen musste, konnte Schatzmeister Gottfried Schnitzler für das Rechnungsjahr 2019 eine freundlichere Bilanz vorlegen. Acht Veranstaltungen mehr als im Vorjahr hätten sich positiv ausgewirkt, so dass ein Überschuss von rund 2100 Euro erzielt worden sei.
Damit könne der Verein keine großen Sprünge machen, aber die Finanzlage verbessern. In den jüngsten Jahren habe sich der Verein mit Investitionen zurückgehalten, es sei jedoch an der Zeit bald die alten Tische zu ersetzen.
Die Vermögenslage, so Schnitzler, sei „beruhigend“ und man brauche sich auch trotz Corona keine Sorgen zu machen. Das bestätigte auch Kassenprüferin Ute Stolz, die Schatzmeister Gottfried Schnitzler bescheinigte, dass er das Geld des Vereins zusammenhalte und hin und wieder „ein bisschen knickerig“ sei.
9000 Euro Corona-Soforthilfe
Vereinsmitglied Hubert Büth, der nach der Gründung des Vereins im Jahr 1984 bis 1988 Vorsitzender war, erinnerte daran, dass die Bürgerhalle 25 Jahre nach der Einweihung im Mai 1987 eigentlich an die Gemeinde Kall übergeben werden sollte. Um so erfreulicher sei die Tatsache, dass der Bürgerverein die Halle über diesen Zeitraum hinaus weiter eigenverantwortlich bewirtschafte.
Schatzmeister Gottfried Schnitzler berichtete der Versammlung über die Situation des Vereins im Jahr der Corona-Pandemie. Bis zu deren Ausbruch im März hätten lediglich die vier Veranstaltungen des Karnevalsvereins in der Halle stattgefunden. Danach seien zehn Großveranstaltungen abgesagt worden, neue Nutzungsverträge seien nicht zustande gekommen.

Dagegen sei die Halle wegen ihrer Größe für Tagungen unter Corona-Bedingungen unter anderem für Rats- und Ausschusssitzungen, Info-Veranstaltungen und den Delegiertentag des Kreisfeuerwehrverbandes genutzt worden. Der Verein habe die Corona-Soforthilfe des Landes in Höhe von 9000 Euro beantragt und bekommen. Schnitzler: „Das rettet uns über die Zeit. Wir können guten Mutes auf das laufende Rechnungsjahr blicken“.
Die günstige Finanzlage des Vereins erlaubte es auch bei der jetzigen Jahreshauptversammlung, eine alte und liebgewonnene Tradition zu pflegen. Seit Jahrzehnten ist es beim Bürgerverein Brauch, seine Mitglieder nach Sitzungsende mit „Bockwurst im Brötchen“ zu verwöhnen.
pp/Agentur ProfiPress