Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

AllgemeinStadt Mechernich

Kriminelle Kids kriegen die Kurve

Hilfsprogramm für straffällig gewordene Kinder und Jugendliche auch in der Stadt Mechernich – Von der schiefen Bahn wieder runterholen und Intensivtäterkarrieren verhindern

Mechernich/Kreis Euskirchen – Die NRW-Initiative „Kurve kriegen“ soll junge Menschen, die auf die schiefe Bahn zu geraten drohen, wieder Halt und Orientierung verschaffen. Ihr Abdriften in so sogenannte Intensivtäterkarrieren soll so verhindert werden. Für die Stadt Mechernich und den Kreis Euskirchen wurde die Initiative jetzt von Landrat und Polizei vorgestellt.

Polizeidirektor Harald Mertens (vorne v.l.), Landrat Markus Ramers und Jugendamtsleiter Benedikt Hörter sowie Yvonne Dederichs (hinten v.l.), der aus Mechernich stammende Kripochef Ulrich Linden, Steffen Lenze und Lara Tefehne unterzeichneten den Kooperationsvertrag zur Initiative „Kurve kriegen“. Foto: Frederic Scholl/WoSpie/pp/Agentur ProfiPress
Polizeidirektor Harald Mertens (vorne v.l.), Landrat Markus Ramers und Jugendamtsleiter Benedikt Hörter sowie Yvonne Dederichs (hinten v.l.), der aus Mechernich stammende Kripochef Ulrich Linden, Steffen Lenze und Lara Tefehne unterzeichneten den Kooperationsvertrag zur Initiative „Kurve kriegen“. Foto: Frederic Scholl/WoSpie/pp/Agentur ProfiPress

Nur sechs bis zehn Prozent aller tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen sind für die Hälfte aller registrierten Straftaten in dieser Altersklasse verantwortlich. „Pänz“ testen ihre Grenzen aus und Teenager schlagen schonmal über die Stränge. Viele von ihnen werden im fortgeschrittenen Lebensalter aber nicht wieder straffällig.

Das sagte der aus der Stadt Mechernich stammende Euskirchener Kripo-Leiter Ulrich Linden während einer Pressekonferenz. Bei der Kampagne gehe es aber nicht um diese halbwegs „normale“ Laufbahn, sondern um die jungen Leute, „die kein Maß kennen“, so Linden wörtlich.

Mit 25 Jahren 100 Opfer

Intensivtäter hinterlassen bis zu ihrem 25. Lebensjahr durchschnittlich bereits 100 Opfer, die sie bestehlen, ausrauben, verprügeln oder anderweitig schädigen. Damit gehen etwa 1,7 Millionen Euro an sozialen Folgekosten einher, sagte Wolfgang Wendelmann, der beim NRW-Innenministerium für die Initiative „Kurve kriegen“ zuständig ist.

Diese Intensivtäterkarrieren will die Initiative verhindern getreu dem Motto: „Frühe Hilfe statt späte Härte“, so der Redakteur Frederic Scholl im Euskirchener WochenSpiegel.  „Unsere Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 18 Jahren. Der besondere Fokus liegt auf den Strafunmündigen unter 14, die mit mindestens einer Gewalttat oder drei Eigentumsdelikten polizeilich in Erscheinung getreten sind und deren Lebensbedingungen derart risikobelastet sind, dass ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität droht“, schrieb Yvonne Dederichs von der Polizeibehörde.

Die lange Opferliste eines erst 25jährigen Intensivstraftäters wurde anonymisiert gezeigt, als für die Stadt Mechernich und den Kreis Euskirchen die Initiative „Kurve kriegen“ vorgestellt wurde. Foto: Frederic Scholl/WoSpie/pp/Agentur ProfiPress
Die lange Opferliste eines erst 25jährigen Intensivstraftäters wurde anonymisiert gezeigt, als für die Stadt Mechernich und den Kreis Euskirchen die Initiative „Kurve kriegen“ vorgestellt wurde. Foto: Frederic Scholl/WoSpie/pp/Agentur ProfiPress

Durch ein umfassendes und frühzeitiges Risikoscreening von Polizei und pädagogischen Fachkräften können laut „Kurve kriegen“ kriminalitätsgefährdete Kinder und Jugendliche identifiziert werden, noch bevor ihre „Karriere“ Fahrt aufnimmt.

Neben strafrechtlichen Auffälligkeiten werden dabei auch soziale Risikofaktoren wie schwierige Familienverhältnisse, häusliche Gewalt, Schulverweigerung oder mangelndes Selbstwertgefühl unter die Lupe genommen. Da die Teilnahme an der Initiative freiwillig ist, müssen Erziehungsberechtigte ihr Einverständnis zum Datenaustausch zwischen den Kooperationspartnern geben.

Ziel lautet Verhaltensänderung

„Liegt das Einverständnis vor, können wir aktiv werden und ermitteln, wie das Ziel erreicht werden kann, dass die Kids nicht mehr straffällig werden“, sagte Steffen Lenze, pädagogische Fachkraft der Diakonie. Zu seinen Aufgaben und denen seiner Kollegin Lara Tefehne gehört es, passgenaue Maßnahmen zu treffen, um individuelle Ressourcen der jungen Menschen zu fördern und persönliche Fähigkeiten zu verbessern. Das Ziel lautet Verhaltensänderung.

Rund zweieinhalb bis drei 3 Jahre dauert die Teilnahme an der Initiative „Kurve kriegen“. Tausend Absolventen haben in Nordrhein-Westfalen bisher erfolgreich teilgenommen. 40 Prozent davon werden nach der Teilnahme an „Kurve kriegen“ nicht mehr straffällig. Bei den restlichen 60 Prozent halbiert sich die Anzahl der Straftaten durch die Teilnahme an der Initiative.

Das bundesweit einmalige Programm ist mittlerweile in 40 von 47 Kreispolizeibehörden in Nordrhein-Westfalen etabliert. 2023 ist ein weiterer Ausbau beabsichtigt. Aktuell werden etwa 650 Kinder und Jugendliche betreut.

www.kurvekriegen.nrw.de

pp/Agentur ProfiPress