Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

Nachrichten

Krematorium geht in Bau

Krematorium geht in Bau
Bereits im Frühling sollen die ersten Einäscherungen stattfinden – Ab Montag rollen die Bagger für das “Zwei-Millionen-Euro-Projekt an – Fünf Jahre lang lag das Projekt auf Eis – Prognostiziert werden bis zum Jahr 2014 an die 3000 Einäscherungen pro Jahr
Mechernich – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick meinte lakonisch: “Gut Ding will Weile haben” und betonte, dass es keine alltägliche Angelegenheit sei, den Spatenstich für ein Krematorium durchzuführen. Schließlich gebe es in Deutschland immer noch recht wenige Verbrennungseinrichtungen dieser Art. Schick begründete dies zum einen mit der Geschichte des Christentums. Die Verbrennung von Leichnamen sei von der Kirche über Jahrhunderte tabuisiert worden, da es der Vorstellung von einer Auferstehung des Menschen entgegen gelaufen sei, den Körper nach dem Tod verbrennen zu lassen. Ja, es sei geradezu Gotteslästerung gewesen, den von Gott geschenkten Körper zu zerstören. Im Mittelalter sei es daher eine besondere Strafe gewesen, die Körper der Ketzer, Hexen und Häretiker zu verbrennen, um ihnen gerade diese Auferstehung unmöglich zu machen.
“Zwar wurde 1878 bereits das erste Krematorium in Gotha errichtet, doch 1886 wurde das Verbrennen von Leichnamen qua päpstlichem Erlass für Christen verboten”, so der Bürgermeister. Erst 1964 habe die katholische Kirche ihr Einverständnis zur Kremierung erteilt, bei den Orthodoxen sei es aber auch weiterhin nicht erlaubt, nur die Griechen hätten das Verbot – allerdings erst 2006 – aufgehoben. Auch in Judentum und Islam sei die Verbrennung bis heute ein Tabu. Schließlich sei das Wort Krematorium aufgrund der Greuel in der Nazizeit in Deutschland grundsätzlich negativ besetzt. “Während in Dänemark 70 Prozent der Bestattungen Feuerbestattungen sind und in der Schweiz 55, sind es in Deutschland gerade einmal 40 Prozent, in ländlichen Regionen sogar meist unter 25 Prozent”, so Schick.
Rein umwelttechnische Bedenken, beispielsweise bezüglich der Abgaswerte, könnten heute ausgeräumt werden. Die Verbrennung gelte als sicheres Verfahren und die Immissionen seien so gering, dass man rein theoretisch ein Krematorium sogar in einem allgemeinen Wohngebiet errichten könne.
Fünf Jahre lang lag das Projekt “Krematorium” auf Eis. Erst im April des Jahres entzog der Rat der Stadt Mechernich den bisherigen Investoren Nikolaus Simon und Horst Werner die Genehmigung für das Betreiben eines Krematoriums und erteilte sie daraufhin den neuen Investoren Ralf Hemmersbach und Axel Schultes.
Aufgeschlossene Ratsvertreter
Hemmersbach war mit seinem Vorhaben zwar schon in Alfter und Swisttal gescheitert, in Mechernich jedoch traf er auf aufgeschlossene Ratsvertreter, die bereits vor fünf Jahren bei nur einer Nein-Stimme dem Bau eines Krematoriums zugestimmt hatten.
Doch aus dem Bau damals wurde nichts. Ein Mitbewerber hatte ein Gerichtsverfahren angestrengt und versucht, der Stadt verbieten zu lassen, eine Bestattungskonzession an die Betreiber zu vergeben. Stattdessen forderte er eine europaweite Ausschreibung. Dadurch geriet das Projekt ins Stocken. Die Banken verloren die Geduld und versagten schließlich einem der potenziellen Investoren ihre Unterstützung. Der Versuch, einen neuen Partner mit ins Boot zu holen, scheiterte 2008. Der Mitbewerber hatte damit sein Ziel erreicht und sich unliebsame Konkurrenz vom Hals gehalten.
Hemmersbach sagte am Mittwochmorgen. “Wir haben nie daran geglaubt, doch noch unser Krematorium irgendwo bauen zu können, wir haben dafür gearbeitet.”
Seine Prognose sieht so aus, dass das Krematorium im ersten Jahr 2200, im zweiten Jahr 2500 und bis zum Jahr 2014 dann 3000 Einäscherungen pro Jahr durchführen wird. “Sollte die Zahl von 4500 Einäscherungen übertroffen werden, so wird man über eine Erweiterung der Anlage nachdenken müssen”, so Hemmersbach. Man starte jedoch erst einmal mit zehn Kremierungen an 200 Arbeitstagen im Jahr. Betrieb auf der Anlage sei jedoch nur zwischen 7 und 17 Uhr. Gewartet werde die Anlage am Wochenende.
Bereits am Montag soll es mit den Bauarbeiten losgehen. In gut vier Wochen soll dann die Bodenplatte des neuen Krematoriums fertig sein. Gleichzeitig wird eine eigene Abbiegespur von der Bundesstraße 477 zum Krematorium gebaut. Gefordert worden war diese vom Landesbetrieb Straßen NRW. Hemmersbach hofft, sollten die Arbeiten gut voran gehen und der Eifeler Winter sich noch etwas gedulden, bereits im April die ersten Einäscherungen an der Elisabethhütte stattfinden können.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

16.11.2010