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Auf der Jagd nach dem Ichthys

Auf der Jagd nach dem Ichthys
Über 200 Literaturbegeisterte kamen in die Kultur- und Freizeitfabrik Zikkurat, um gemeinsam mit dem mehrfach preisgekrönten Autor Norbert Scheuer den Roman “Überm Rauschen” zu feiern
Mechernich-Firmenich – Die Kultur- und Freizeitfabrik Zikkurat war am Mittwoch Austragungsort von gleich drei Großveranstaltungen, einem Treffen der Gesellschafterversammlung der Eifel Tourismus GmbH, einem Wirtschaftsforum, das von der Bezirksregierung Köln ausgetragen wurde und zu dem auch die neue Regierungspräsidentin Gisela Walsken erschien sowie der Kulturveranstaltung “Ein Buch für die Stadt”, die in diesem Jahr erstmals außerhalb von Euskirchen stattfand.
Mehr als 200 Gäste kamen am Abend in die Z4, sie erlebten einen kurzweiligen Abend mit einem sehr interessanten Podium. Neben Norbert Scheuer, dessen Roman “Überm Rauschen” im Mittelpunkt der Diskussionen stand, saß dort Dr. Helmut Mörchen, Literaturwissenschaftler und langjähriger Leiter der Kurt-Schumacher-Akademie in Bad Münstereifel, Werner Berens, Autor von Prosa und Fachliteratur sowie passionierter Fliegenfischer, der Scheuer bei den technischen Fragen des Fliegenfischens beraten hatte sowie Helmut Zerlett, der Kölner Musiker und Produzent, der als Bandleader der Harald-Schmidt-Show große Bekanntheit genießt.
Moderiert wurde das Gespräch vom bewährten Gespann Christine Badke vom “Kölner Stadt-Anzeiger” und Manfred Lang von der Agentur “ProfiPress”. Nach einem Grußwort der stellvertretenden Bürgermeisterin der Stadt Euskirchen, Christiane Loeb, hatte der Bürgermeister der Stadt Mechernich, Dr. Hans-Peter Schick, die Aufgabe, den Abend zu eröffnen.
“Wir freuen uns, mit der Kultur- und Freizeitfarbrik Zikkurat in der Stadt Mechernich einen schönen Veranstaltungsort für Musik, Lesung und Gespräche zur Aktion »Ein Buch für die Stadt« anbieten zu können. Mechernich ist immerhin hinter der Kreisstadt die zweitgrößte von insgesamt elf Kommunen im Kreis – und Mechernich liegt in der Tat genau zentral in der Mitte dieses Kreises Euskirchen”, so Schick.
Der Bürgermeister vergas es auch nicht, sich herzlich beim Hausherrn Johann Heinrich Wolf zu bedanken, einem für die Stadt und weit darüber hinaus wichtigen Visionär, Mäzen und Investor, der hier aus der alten Steinzeugfabrik von 1882 einen Knotenpunkt für Kunst und Kultur, für Freizeit und Unterhaltung geschaffen hat.
Über Scheuers Roman urteilte Schick: “In diesem Buch schafft es Norbert Scheuer bereits zum 5. Mal, sich der Eifel – und exemplarisch besonders seiner Heimatgemeinde Kall literarisch so zu bedienen, dass im Spannungsfeld zwischen realem Ort und dichterischer Fiktion eine neue Realität entsteht. Einer Realität, in die viele »Kalls« und »Mechernichs« einfließen und sie nachvollziehbar werden lässt, egal wo die Geschichte gelesen wird.” Scheuers Roman sei eine Geschichte von Verlieren, Suchen, Finden und Verpassen.
“Helmut Mörchen lobte die Komplexität der Scheuer’schen Texte und interpretierte sie als ein Kontinuum, wie es auch die Wellen des Flusses bilden. Figuren wie Vincentini, ein Handlungsreisender, der mit dem elektrischen Akupunkturgerät »Perseus« über die Dörfer zieht, tauchen immer wieder auf: im Buch »Kall Eifel«, im Roman »Überm Rauschen« und bald auch – so viel verriet Scheuer – in seinem neuen Werk”, berichtet Heike Nickel im “Kölner Stadt-Anzeiger”.
Helmut Mörchen hielt Scheuers Roman vor allem für ein aufschlussreiches Buch zum Thema “Erinnern und Erzählen”. Heike Nickel weiter: “Im Laufe des Gesprächs tauchte immer wieder der Vergleich des Fliegenfischens mit der Suche nach dem Glück im wahren Leben auf. Fischer seien oft Menschen, die wissen wollten, ob das, was sie inszenieren, zu der gewünschten Wirkung führe. Dass dies stets im Ungewissen liege, mache beides gleichermaßen zu einer spannenden Sache.”
Der Journalist und Diakon Manfred Lang hatte auch eine spirituelle Lesart des Romans gefunden. Er interpretierte den Fluss als das Leben, “darin lebt (oder auch nicht?) – unerkannt jedenfalls – der uralte mystische Fisch Ichthys, ein Synonym für Gott”, so Lang, der aufzeigen konnte, dass der Ichthys im Roman ein uraltes christliches Symbol und ein Name für Gott sei. Die griechischen Buchstaben seien eine Abkürzung für “Jesus Christus Gottes Sohn, Retter und Erlöser.” Somit könne man den Ichthys im Roman auch als “Synonym für Gott oder auch nur für das Glück, dem wir nachjagen, ohne es zu erreichen” lesen.
Es wurde jedoch nicht nur viel interpretiert an diesem Abend, Scheuer, der sich selbst einen Agnostiker nennt, gewährte auch Einblicke in seine Arbeit. So sei es ihm fremd, mögliche Bezüge zu mythischen, biblischen oder auch literarischen Vorbildern beim Schreiben zu konstruieren. “Wenn die Prämissen der Geschichte und ihre Logik stimmen, dann hat alles, was folgt, seine Richtigkeit”, so Scheuer. Wenn aber im Nachhinein Interpretationen “funktionierten”, die er selbst nicht für möglich gehalten hätte, dann heiße dies nichts weiter, als dass seine Geschichte stimmig sei.
Helmut Zerlett, der auch Filmmusiken komponiert, assoziierte zu Scheuers Buch »Überm Rauschen« eine sehr zurückgenommene musikalische Untermalung, etwas “Sounddesign” würde reichen meinte er, wenn das Buch einmal verfilmt würde. Was man sich allerdings nicht wünschen sollte, da die Scheuerscher Prosa nicht einfach in Bilder übersetzt werden kann ohne sogleich ihr Bedeutungsuniversum zu verlieren. Mit “Sounddesign” hatten die beiden Musiker Eckhard Radmacher (Flügel) und Wilhelm Geschwind (Piccolo-Double-Bass), die auf Wunsch von Norbert Scheuer für den Abend angeheuert worden waren, hingegen nichts zu tun. Sie hatten sich vom Roman auf ihre Weise inspirieren lassen und boten eine perfekte Symbiose aus Jazz und klassischen Elementen, die die musikalische Form und die improvisatorische Freiheit des Musizierens mit viel Spaß an der Sache vereinten.
Zahlreiche Besucher nutzten zum Abschluss die Gelegenheit, ihr Exemplar des Buches “Überm Rauschen” von Norbert Scheuer signieren zu lassen.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

09.11.2010