Kirmes in erster Linie für Kinder
Aus einer Schnapsidee an der Theke wurde eines der größten Volksfeste der Region mit jährlich Tausenden Besuchern – Ein Beitrag über die legendäre Lückerather Kinderkirmes aus dem Jubiläumsmagazin „50 Jahre Stadt Mechernich“ von Manfred Lang
Mechernich-Lückerath – Nur ein einziges Mal ist das größte Volks- und Kinderfest der Region, die Lückerather Kinderkirmes, ausgefallen – und zwar wie so viele Groß- und Festveranstaltungen im Covid-19-Jahr 2020. Die legendäre Kinderkirmes war in den siebziger Jahren von einem Initiativkreis um den ursprünglich aus der Mechernicher Bergstraße stammenden Hilfsgruppen-Aktivisten Willi Greuel aus der Taufe gehoben worden. Im Jahr 2024 fand sie zum 45. Mal statt.

Nach dem Motto „Kirmes ist nur was für Erwachsene“ begannen die Lückerather in den Anfängen der Kinderkirmes damit, ihre traditionelle Kirchweih im positiven Sinne auf Links zu drehen. Phantasievolle und mit einfachen Mitteln improvisierte Kinderspiele wurden erfunden und eine „Weltmeisterschaft im Pflaumenkern-Weitspucken“ ins Leben gerufen, die jahrzehntelang Aufnahme ins Guinness-Buch-der-Rekorde fand.

Sackhüpfen, Wurfbuden, Ponyreiten, Straßenkegelbahn und Blechbüchsenwerfen konnten die „Pänz“ auf so genannten „Spielkarten“ abarbeiten. Derweil traten Musikkapellen, Zauberer und Kinderliedermacher auf, Prominenz aus Funk und Fernsehen wurde von Willi Greuel und seinen wechselnden Ko-Moderatoren auf die Bühne gebeten und in Gespräche verwickelt.
„Wilder Ritt mit Steckenpferd“
Mit der Zeit wurden aus Hunderten Besuchern am Kirmessonntag, dem dritten Sonntag im September, Abertausende, die alljährlich an den Schossbach fanden, um sich dort bei Fahrten mit der Dorfeisenbahn „Flitsch“, Ponyreiten und Kutschfahrten, Kindertrödel- und Handwerkermärkten, an Bier-, Wein- und Pizzabuden, in der Cafeteria oder auf Karussells und an Spielständen zu vergnügen.
„Wilder Ritt auf dem Steckenpferd“ lautete die Schlagzeile Stephan Everlings zu seiner Reportage über die 45. Lückerather Kinderkirmes 2024 in den in der Stadt Mechernich erscheinenden Kölner Tageszeitungen. Inzwischen haben andere das Erbe von Willi Greuel und Ortsvorsteher Theo Schoddel übernommen. Auch Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der mit seiner Familie im benachbarten Bescheid wohnt, gab sich die Ehre.

Es gab Kinderspiele jeder Art, Musik und Clownerie zu erschwinglichen Preisen, dazu selbstgebackene Kuchen, Kaffee, Kaltgetränke, deftige Imbissmöglichkeiten und gute Unterhaltung auf der großen Bühne. Moderator Heinz-Rolf Meyer sagte dem Reporter: „Wir haben den Fokus wieder auf die »Pänz« gerichtet und bei den Kinderspielen aufgerüstet!“
Zum Beispiel mit einem Steckenpferd-Parcours, auf dem es verschiedene Hindernisse zu bewältigen gab. Verzichtet werden musste dagegen auf die „Flitsch“, mit der die Kinder jahrzehntelang durch den Ort und die Umgebung kutschiert wurden. „Aus Sicherheitsgründen kann unsere Traktor-Dampfeisenbahn nicht mehr benutzt werden“, so Meyer: „Sie dient jetzt als Station zum Kinderschminken…“
Prominente Gäste und Musikkapellen
Über 40 Helfer waren am Start und betreuten die einzelnen Stände und Buden. Sie kamen nicht nur aus Lückerath selbst, sondern auch von befreundeten Vereinen aus der Umgebung.

Auf der Showbühne agierten der Musikverein Sistig unter der Leitung von André Diefenbach, Kinderliedersänger Uwe Reetz, die Schulband „GAT the Sound“ vom Turmhof-Gymnasium Mechernich unter der Leitung von Peter Kalff, der Musikverein Reifferscheid mit dem Jagdhornbläserkorps unter der Leitung von Hermann-Josef Kesternich, die Saxophongruppe „Saxoton“ und der Alleinunterhalter Achim Pütz.
Zu Besuch waren in 45 Jahren auch Kingsize Dick, „Mutter Beimer“ aus der Lindenstraße, der französische Flic Harald Hartmann, 80-Euro-Waldi, die WDR-Maus, Käpt’n Blaubär & Hein Blöd und die „Biene Maya“, nicht zu vergessen bekannte Musikformationen wie die „Dreiborn Drums and Pipes“, Uwe Reetz & Kinder, „The Wild Bobbin’ Baboons“, „The Rookies, Suenos“, „Kerk und Band“, Alphorntrio, „De Vente“, die Ratsherren Unkel, „Lückenfüller“, „De Schlingele“ und „Emely“.
pp/Agentur ProfiPress