„Ihr habt mein Leben verbessert“
Andy aus Ecuador hat sich nach zwölfjähriger Therapie bei der Hilfsgruppe bedankt – Durch die Verpflanzung von Nervensträngen, Muskeln und Sehnen wurde das Leid des Jungen vermindert – Jahrelange Hilfe von Christel Wenzel aus Disternich – Jetzt wieder zurück in der Heimat
Kall/Mechernich/Riobama/Ecuador – Zwölf Jahre lang hat das Schicksal des schwer behinderten und inzwischen 16-jährigen Andreas Castro aus Ecuador die Mitglieder der Hilfsgruppe bewegt. Über zwölf Jahre hinweg hat die Hilfsgruppe mit rund 100.000 Euro auch die zahlreichen Operationen und Therapien des Jungen in Deutschland mitfinanziert. Beim jüngsten Monatstreffen verlas Hilfsgruppen- Vorsitzender Willi Greuel einen rührenden Dankesbrief des Jungen, der mit seiner Mutter Paola nach mehrmaligen Behandlungen in Kliniken in Aachen und Aschau/Chiemgau jetzt wieder nach Ecuador zurückgekehrt ist.

Im Jahr 2009 wurde die Hilfsgruppe erstmals auf das Schicksal des damals dreijährigen Kindes aus Riobama aufmerksam, als der pensionierte Mediziner Ludwig Holstiege aus Bremen und die selbst gehandicapte Christa Wenzel aus Disternich, die in der Zülpicher Innenstadt eine Reiki-Oase betreibt, Sponsoren für die Therapierung des kleinen Jungen suchten. Er hatte von Geburt an deformierte Arme und Beine.

Aachener Chirurgen kontaktiert
Christa Wenzel hatte mit dem im Aachener Franziskus-Hospital tätigen Chirurgen Dr. Michael Becker einen Operateur gefunden, der bereit war, den kleinen Andreas kostenlos zu behandeln. Dr. Michael Becker war damals einer der wenigen Spezialisten, die die Kunst beherrschten, Sehnen, Muskeln und sogar Nervenstränge zu verpflanzen. Christel Wenzel war selbst nach einem schweren Unfall zur Verpflanzung von Muskeln und Sehnen von ihm operiert worden. Sie hatte den Aachener Chirurgen kontaktiert und bei der Hilfsgruppe angeklopft, um um Unterstützung für Andy Castro zu bitten. „Da zu helfen, war für uns keine Frage“, sagt der aus Lückerath stammende Hilfsgruppen-Chef Willi Greuel.

Um Andreas zu therapieren, wurden mehrere Operationen durch Michael Becker erforderlich. Weil der Chirurg den Jungen kostenlos operierte, fielen nur Krankenhauskosten an. Doch auch die konnte die Familie von Andreas nicht aufbringen. In der Hoffnung, dass der Dreijährige seine Arme und Beine irgendwann mal normal bewegen könne, sagte die Hilfsgruppe die Absicherung der Finanzierung für die Operationen und Therapien zu, wobei klar abzusehen war, dass sich die Behandlung über Jahre hinweg ziehen würde. Auch Dr. Ludwig Holstiege setzte seine Spendenaufrufe in seiner Bremer Heimat erfolgreich fort.
Ein tapferer Patient
In den Folgejahren hielt sich Andy, wie der Junge schon bald in der Eifel genannt wurde, mit seiner Mutter Paola mehrere Monate fernab von Vater Patricio und Bruder Donito in Deutschland auf. Mit der Hilfsgruppe traf er erstmals im Mai 2010 zusammen, als er mit seiner Mutter, Dr. Ludwig Holstiege und Christel Wenzel ein Fest in Kommern besuchte.

Trotz der zahlreichen Operationen, die sich über Jahre hinweg in Aachen und Aschau hinzogen, erwies sich Andy immer als tapferer Patient. Ihm wurden in Aachen Muskeln aus den Beinen in die Arme verpflanzt, In Aschau wurden die Fehlstellungen der Beine durch mehrere Operationen korrigiert. Am. 11. November 2011 berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger dann: „Es ist geschafft, er kann gehen.“ Damals hatte Andy in der Kinder-Orthopädie in Aschau mit Hilfe eines Kinder-Rollators die ersten Schritte getan hatte.

Weil der Junge im Wachstum war, musste er in regelmäßigen Abständen neue Spezialschuhe bekommen. Hier konnte sich die Hilfsgruppe auf die Unterstützung des Kaller Orthopädie-Schuhmachermeisters Rolf Esser verlassen, der die Schuhe für Andy kostenlos herstellte. Dabei war genaues Messen erforderlich, weil der rechte Fuß von Andy größer ist als der linke.

Doch Andy hat in Deutschland nicht nur Laufen und den Gebrauch seiner Hände gelernt. Schnell erlernten er und Mutter Paola die deutsche Sprache. Schon als Siebenjähriger beherrschte Andy auch das Eifeler Platt in Perfektion. Das hat er von Christa Wenzel gelernt, bei der er und seine Mutter zeitweise gewohnt haben, wenn nicht gerade Operationen in Aachen oder Aschau anstanden. Andys Lieblingsworte auf Platt sind Bottermelchs-Bonnezupp (Buttermilch-Bohnensuppe) oder auch die Klage „Ich han Koppeng“ (Ich habe Kopfschmerzen). Beide beherrscht er in perfektem Eifeler Platt.

Eine tiefe Freundschaft
Zwölf Jahre lang hat Christa Wenzel alle Operationen und Therapien des Jungen in Aachen und Aschau begleitet und selbst viel Zeit und Geld investiert. In dieser Zeit ist eine tiefe Freundschaft zwischen Christel Wenzel und der Familie in Ecuador entstanden. Nach zahlreichen Operationen in Aachen und Aschau und der erfolgreichen letzten Behandlung am Chiemsee ist Andy jetzt endgültig in seine Heimat Ecuador zurückgekehrt. Von dort hat er sich bei Willi Greuel und der Hilfsgruppe für die langjährige Hilfe gedankt. Andy schreibt in guter deutscher Handschrift:

„Lieber Willi, ich möchte dir und der Hilfsgruppe Eifel danken für die Möglichkeit die du mir gegeben hast, mein Leben zu verbessern. Vor 12 Jahren konnte ich sehr wenige Dinge tun und jetzt nach einem langen Weg mit vielen Höhen und Tiefen kann ich kurze Strecken gehen und mehr Dinge alleine erledigen. Ohne dich wäre das alles nicht möglich gewesen. Danke für dieses wunderbare Geschenk, das mein Leben verändert hat und das ich nie vergessen werde. Wir schließen vielleicht ein Kapitel ab und dies ist vielleicht mein letztes Mal in Deutschland, aber ich bin mir sicher, dass wir uns weidersehen werden. Jetzt kann ich nur noch sagen, vielen Dank für die Hilfe, die ihr mir gegeben habt. Bis zum nächsten Mal Freund. Liebe Grüße Andy und Familie aus Ecuador“.

Bei der Hilfsgruppe Eifel ist die Freude groß, dass man dem Jungen aus Südamerika über diese lange Zeit habe helfen können. „Wir haben das der Familie vor zwölf Jahren versprochen, und wir haben unser Versprechen gehalten“, so Willi Greuel. Er sei froh, dass die Familie nach meist fünfmonatiger Trennung wieder in Ecuador zusammen sei, und durch die erfolgreiche Therapierung von Andy eine große Sorge weniger habe. Der jetzt 16-Jährige sei in seinem Heimatland ein erfolgreicher Schachspieler und Mutter Paola nutze ihre hier erlernte deutsche Sprache als Dolmetscherin. Greuel: „Erfolgreicher kann man eine Hilfsaktion nicht abschließen; da hat sich unser Engagement mehr als gelohnt.“




pp/Agentur ProfiPress