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“Glaube spielt dabei keine Rolle”

Die Anzahl der Feuerbestattungen nimmt auch in unseren Breitengraden immer mehr zu
Während diese Art der Bestattung früher aus religiösen Gründen verpönt war und mehr oder weniger als Protest gegen die Kirche angesehen wurde, gibt es mittlerweile immer mehr Menschen, die die Feuerbestattung vorziehen. Mit dem Glauben der Menschen hat dies jedoch nichts zu tun, sind sich die Eifeler Pfarrer sicher.
“Die Feuerbestattung ist in der Eifel voll durchgeschlagen”, meint Schleidens Pfarrer Philipp Cuck. Selbst in kleineren, traditionsbewussten Pfarrgemeinden sei die Zahl der Feuerbestattungen gestiegen. Diesen Trend kann such der Mechernicher Bestatter Jörg Ernst bestätigen. Den Hauptgrund dafür sieht Ernst in den Kosten. “Wenn man den Erwerb und die Pflege der Grabstelle in die Kostenrechnung mit einbezieht, ist eine Feuerbestattung viel günstiger”, so Ernst gegenüber der Aachener Kirchenzeitung.
Auf insgesamt rund zwanzig Prozent schätzt der Kaller Pfarrer und noch amtierende Regionaldekan Hajo Hellwig den Anteil der Feuerbestattungen in der Eifel. “In den vergangenen Jahren hat es einen leichten Anstieg gegeben”, so der Domkapitular Hellwig. Laut den Auswertungen des evangelischen Mechernicher Pfarrers Michael Stöhr hat der Anteil der Feuerbestattungen in den vergangenen 18 Jahren enorm zugenommen. Während sich zu seiner Anfangszeit als Pfarrer und Krankenhausseelsorger in Mechernich rund einviertel der Menschen für eine Feuerbestattung entschieden hätten, würden mittlerweile über 70 Prozent diese uralte und traditionsreiche Bestattungsform bevorzugen.
Denn bereits 3 000 Jahre vor Christi hat es solche Einäscherungen gegeben. Vor allem im Römischen Reich war diese Bestattungsform sehr populär und auch Caesar hat seinen Leichnam kremieren lassen. Durch die französische Revolution wurde die Feuerbestattung ab 1789 als Kampfmittel gegen den christlichen Auferstehungsglauben propagiert. Während dies jedoch zunächst ohne Erfolg blieb, sorgten die Freimaurer, Freidenker, Marxisten und Nationalsozialisten für den Durchbruch der Feuerbestattung. Dies führte auf Seiten der Kirche natürlich zu einer Ablehnung dieser Bestattungsform.
Heute sind es weniger weltanschauliche, sondern vielmehr ökologische und finanzielle Gründe, die den Ausschlag für eine Feuerbestattung geben. “Der Glaube spielt nur eine untergeordnete Rolle”, ist sich Pfarrer Wieslaw Kazcor, der geistliche Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) “Heiliger Hermann-Josef” Steinfeld, sicher. Bei manchen seien es finanzielle Gründe, die den Ausschlag für eine Feuerbestattung geben. “Andere haben vielleicht keine Angehörigen mehr oder wollen mit der Grabpflege niemandem zur Last fallen”, glaubt der Steinfelder Pater, der erst kürzlich in seiner Gemeinde in Kall-Sötenich ein Urnengräberfeld eingeweiht hat. “Die Feuerbestattung ist mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden”, glaubt Wieslaw Kazcor.
Dies sieht auch der Kaller Pfarrer Hajo Hellwig so. “Ob Feuer- oder Erdbestattung: Ich stehe beidem neutral gegenüber”, erklärte Hellwig. Zwar habe er sich noch nicht konkret mit dem Thema beschäftigt, aber für ihn selber käme jedoch eher eine Erdbestattung in Frage. “Ich habe jedoch auch schon Menschen kennen gelernt, die allein schon bei dem Gedanken, irgendwo unter der Erde zu liegen, Panik bekommen”, berichtet Hellwig aus seinen Erfahrungen.
Während Pater Wieslaw Kazcor, Philipp Cuck und Hajo Hellwig sowie der evangelische Pfarrer Michael Stöhr in ihren Gemeinden einen Anstieg der Feuerbestattungen erkennen können, ist die Tendenz im Mechernicher Stadtgebiet nach Einschätzungen von Pfarrer Erik Pühringer eine andere. “In den letzten 10 bis 15 Jahren waren Feuerbestattungen sehr gefragt”, sagt Pühringer. Der ausschlaggebende Grund sei dabei meist das Finanzielle gewesen. Seitdem die Stadt Mechernich die Beisetzungskosten jedoch angepasst habe, sei die Anzahl der Feuerbestattungen in seinem Pfarrverbund zurückgegangen. Der künftige Regionaldekan der Region Eifel denkt und hofft, dass es noch mehr Kommunen der Stadt Mechernich nachmachen und die Beisetzungskosten senken.

Manfred Lang

27.08.2008