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Eineinhalb Jahrhunderte Tradition

„Bergkapelle Mechernich“ feiert großes Jubiläum (nach) – Vor 153 Jahren gegründet – Schon Kaiser Wilhelm hörte zu, Halbzeit eines Fußball-WM-Spiels in Mechernich gestaltet und vieles mehr – Musikalische Qualität im Laufe der Jahre immer weiter gestiegen – Trotz Gegenschlägen den Zeiten getrotzt und bereit für die Zukunft

Mechernich – 150 Jahre – ein Jubiläum, das vieles andere in den Schatten stellt. Die „Bergkapelle Mechernich“, die am 16. Januar 1870 als Teil des Mechernicher Bergbaubetriebs („Mechernicher-Bergwerks-Aktienverein“) gegründet wurde, hätte dieses eigentlich schon im Jahre 2020 feiern sollen, die Corona-Pandemie machte damals jedoch einen Strich durch die Rechnung. Nun kann der renommierte Traditions-Musikverein seine Feierlichkeiten endlich nachholen – und hat mittlerweile sogar schon 153 Jahre musikalische Gemeinschaft auf dem Kerbholz. Immer war die Geschichte des Vereins dabei eng mit dem Schicksal des Bergwerks in Mechernich verbunden, das 1957 geschlossen wurde.

Die „Bergkapelle Mechernich“ kann auf über 150 Jahre Tradition und musikalische Qualität zurückblicken. Hier zu sehen: Die heutige Truppe beim diesjährigen „Bergfest“ am Mechernicher Bergbaumuseum. Archivfoto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress
Die „Bergkapelle Mechernich“ kann auf über 150 Jahre Tradition und musikalische Qualität zurückblicken. Hier zu sehen: Die heutige Truppe beim diesjährigen „Bergfest“ am Mechernicher Bergbaumuseum. Archivfoto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Der „Knappen-Harmonie-Verein“ (KHV), so der damalige Name, gründete sich nämlich als Werkskapelle des Mechernicher Bergbaus unter den Gebrüdern Kreuser. Zweck des Musikvereins sei „die Anregung und Belebung des musikalischen Sinnes im Allgemeinen und die und die gegenseitige Aufheiterung seiner Mitglieder durch Aufführung passender Musikstücke im Besonderen“.

Erstes Konzert in 1871

Von den ersten Dirigenten Hack (1870 – 1889) und Heizer (1889 – 1919) ließen sich nicht einmal mehr der Vorname feststellen, dann übernahmen Hermann Virnich und Peter Krupp den Dirigentenstab, gefolgt von Clemens Stoffels (1971 – 1985). Ulrich „Uli“ Poth ist seit 1987 ununterbrochen Orchesterleiter und hält somit den Rekord. Davor schwang sein Bruder Martin kurz den Dirigentenstab.

Wie alles begann: Die „Bergkapelle“ im Jahre 1880, zehn Jahre nach ihrer Gründung. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich - 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress
Wie alles begann: Die „Bergkapelle“ im Jahre 1880, zehn Jahre nach ihrer Gründung. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich – 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress

Das erste öffentliche Konzert des KHV fand am 5. Februar 1871 gemeinsam mit dem Hosteler Gesangverein „Arion“ und dem MGV Kommern statt. Schon damals erntete der Verein positive musikalische Kritiken, so sei er „qualitativ so gut wie eine preußische Militärkapelle“ und erwarb sich rasch den Ruf eines „nebenberuflichen Werksorchesters“. Mit zur Qualität soll auch die „straffe Führung“ der Kapelle beigetragen haben.

Hier ist der Musikverein bei der Einweihung des Vussemer Ehrenmals im Jahre 1952 zu sehen. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich - 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress
Hier ist der Musikverein bei der Einweihung des Vussemer Ehrenmals im Jahre 1952 zu sehen. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich – 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress

Schon wenige Jahre nach ihrer Gründung sei der „gute Ruf des »Knappen-Harmonie-Vereins«“ laut dem Regionalhistoriker und Heimatforscher Peter-Lorenz Könen schon „weit über die Grenzen Mechernichs hin bekannt“ gewesen. Könen widmete der „Bergkapelle“ im Jahre 2015 sogar ein eigenes Buch zu ihrer Geschichte. Diese trat laut ihm schon 1878 beim Gemünder Schützenfest oder 1879 bei einem Gartenkonzert auf der „Hardtburg“ bei Stotzheim auf. Nur wenige der zahlreichen Auftritte, die die Kapelle zu diesem Zeitpunkt schon hingelegt hatte. So trugen die damalig ausschließlich im Mechernicher Bergbau beschäftigten Musiker beispielsweise jeden verstorbenen Kumpel zu Grabe.

Für den Kaiser gespielt

Die Reputation des Musikvereins steigerte sich auch in den weiteren Jahrzehnten kontinuierlich, bis schließlich das Fest kam, dass „alles in den Schatten stellte“, wie Könen betont. Am 18. Oktober 1911 besuchte nämlich niemand anderer als der deutsche Kaiser Wilhelm die Schleidener Schlosskirche. Hier reisten aus Mechernich etwa 1000 Bergknappen samt KHV an und muszierten entlang des hochwohlgeborenen Weges.

Der Marsch zum Festplatz des „Bergfestes 1955“ auf im Mechernicher Eifelstadion. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich - 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress
Der Marsch zum Festplatz des „Bergfestes 1955“ auf im Mechernicher Eifelstadion. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich – 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress

Die einzelnen Musiker verdienten sich in dieser Zeit hier und dort eine Mark dazu, teilweise in nächtelangen Auftritten oder bei Kirmessen samt mühsamen Fußmärschen beispielsweise von Strempt nach Schmidt, bevor es zur Zwölf-Stunden-Schicht wieder in die Grube ging, wie der Zeitzeuge Martin Bauer einst erzählte.

Hier legte die Kapelle zumindest den musikalischen Grundstein für die Aufstockung der Talsperre Schwammenauel im Jahre 1956. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich - 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress
Hier legte die Kapelle zumindest den musikalischen Grundstein für die Aufstockung der Talsperre Schwammenauel im Jahre 1956. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich – 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress

Musikalisch noch weniger bereit hielten die nächsten Jahre und Jahrzehnte, die beiden Weltkriege erschwerten das Leben drastisch. So wurde die Kapelle das ein oder andere Mal zum „ruhenden Verein“, die Nazis zwangen die Musikkapelle sogar dazu, in brauner Uniform aufzuspielen.

Halbzeitshow bei Fußball-WM

Trotz aller Hürden der Geschichte, mal mehr, mal weniger Musikern, beiden Weltkriegen und Wirtschaftskrisen bestand der Verein fort, teils sogar nur mit acht bis zehn Musikern.

1951 kam dann alles wieder ins Rollen, diesmal unter dem heutigen Namen „Bergkapelle Mechernich“. Seitdem begleitete der Musikverein bis heute zahllose Veranstaltungen in Mechernich, Umgebung und teils weit darüber hinaus, zum Beispiel bis nach Berlin. Darunter die traditionellen Mechernicher Berg- und Brunnenfeste, Hochzeiten, Festzüge, Dorffeste und natürlich auch eigene Konzerte.

Gruppenfoto der „Bergkapelle“ vor dem Kreiskrankenhaus, 1965. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich - 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress
Gruppenfoto der „Bergkapelle“ vor dem Kreiskrankenhaus, 1965. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich – 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress

Kaum zu glauben: Im Jahre 1954, der Fußball-Weltmeisterschaft rund um das bis heute bekannte „Wunder von Bern“, richtete die „FIFA“ das Länderspiel Portugal gegen Holland im Mechernicher „Eifelstadion“ aus. Die Pause wurde von niemand anderem als den Musikern der „Bergkapelle“ gestaltet. Neue Uniformen im Stil wie er bis heute besteht folgten beim Bergfest 1955, 1956 begleitete die musikalische Truppe auch beispielsweise die Grundsteinlegung zur Aufstockung der Talsperre Schwammenauel.

Musikalische Begleiter der Zeitgeschichte

Ein herber Rückschlag für Mechernich war Stilllegung des Bergbaus im Jahre 1957. Doch man verzagte nicht und gründete gleich im nächsten Jahr die „Vereinigung der Berg- und Hüttenleute in Mechernich“. Der Zweck des Vereins war „die Pflege der berg- und hüttenmännischen Tradition im Mechernicher Bergbaugebiet und die Fortführung der bisher schon bestehenden Bergkapelle der Gewerkschaft Mechernicher Werke“. Und schon bald spielte man in alter Manier sogar beispielsweise für eine Fernsehübertragung des WDR in Heimbach.

So sah die Belegschaft der Musikkapelle im Jahre 1995 aus. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich - 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress
So sah die Belegschaft der Musikkapelle im Jahre 1995 aus. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich – 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress

In den 1960ern traten immer mehr Musiker, die zuvor keine Mechernicher Bergleute gewesen waren, dem Verein bei. Eine „neue Generation“ an Schülern, darunter auch Peter-Lorenz Könen, trat ein um ein Instrument zu erlernen. Auch der Stil der gespielten Stücke änderte sich. Nun waren nichtmehr nur schwere klassische Stücke und Märsche, sondern neues, der Zeit entsprechendes Material bestehend aus Schlager, Medleys, Potpourris oder Egerländer Musik im Repertoire der Kapelle, das sich bis heute natürlich auch nochmal deutlich erweitert hat.

Zum „Herbstkonzert“ der „Bergkapelle“ schmiss sich Dirigent Uli Poth passend zum bunten musikalischen Repertoire in die Rolle des „King of Rock’n’roll“, Elvis Presley. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich - 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress
Zum „Herbstkonzert“ der „Bergkapelle“ schmiss sich Dirigent Uli Poth passend zum bunten musikalischen Repertoire in die Rolle des „King of Rock’n’roll“, Elvis Presley. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich – 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress

Es folgten weitere „legendäre“ Auftritte. So weihte man beispielsweise die Mechernicher Barbara-Kapelle im Jahre 1962 mit ein, untermalte die Verschwisterung Mechernichs mit seiner Partnerstadt Nyons in 1967 musikalisch, so auch die Landesgartenschau 1972 im Mühlenpark, gemeinsam mit dem „MV Cäcilia Floisdorf“. 1975 folgte das „Fest der Feste“, die erste kommunale Neugliederung, Mechernich wurde zur Stadt und „Glück auf“ zur Stadthymne, selbstverständlich durch die „Bergkapelle“ zum Besten gegeben.

Die Städtepartnerschaft zwischen Mechernich und Nyons wird auch durch Auftritte der Bergkapelle in der französischen Stadt immer wieder bestärkt. Hier im Jahre 2008. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich - 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress
Die Städtepartnerschaft zwischen Mechernich und Nyons wird auch durch Auftritte der Bergkapelle in der französischen Stadt immer wieder bestärkt. Hier im Jahre 2008. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich – 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress

1980 feierte man beispielsweise sein 110-jähriges Bestehen mit einem zweitägigen Fest in der Mechernicher „St. Barbara-Schule“, ab 1986 wurde die neu gebaute „Glück-Auf-Halle“ am heutigen Besucherbergwerk zum Proberaum. 1997 folgte schließlich die erste professionell im Studio aufgenommene CD.

Optimistisch in die Zukunft

Und auch bis heute, dem eigentlich schon 153. Jahr ihrer Gründung, darf die Mechernicher Bergkapelle bei keinem offiziellen Anlass fehlen. So begeisterte sie auch beispielsweise wieder bei den diesjährigen traditionellen Berg- und Brunnenfesten oder begleitete die „Goldene Hochzeit“ von Mechernich und Kommern im vergangenen Jahr zur Freude hunderter Besucher.

Die „Bergkapelle“ im Jahre 2012. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich - 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress
Die „Bergkapelle“ im Jahre 2012. Repro: Henri Grüger/„Bergkapelle Mechernich – 145 Jahre Leben in Tradition“/Peter-Lorenz Könen/pp/Agentur ProfiPress

Die talentierten Musiker sind heutzutage wieder bunt gemischt, von alt bis jung ist alles dabei. Und so scheint auch die Zukunft des Vereins für die nächsten Jahre und Jahrzehnte gesichert zu sein. Auf die nächsten eineinhalb Jahrhunderte!

pp/Agentur ProfiPress