Ein Transporter für Julia
Papa Wilfried Sievernich würde mit seiner schwerstbehinderten Tochter gerne mal wieder Ausflüge unternehmen, aber dafür fehlt ein fahrbarer Untersatz – Auf der Suche nach einem kleinen Weihnachtswunder
Mechernich-Weyer/Bad Münstereifel – „Glücklich“, steht in seinem WhatsApp-Status. Dazu das sympathische Bild eines lächelnden Wilfried Sievernich. Ein Wunder bei der Lebensgeschichte. Oder gerade deswegen?
Der Reihe nach. Wilfried Sievernich ist 57 Jahre alt und als beliebter Postbote in Bad Münstereifel bekannt wie ein bunter Hund. Doch was die wenigsten wohl wissen, wenn er Ihnen Briefe und Pakete zustellt: Seit 27 Jahren kümmert er sich aufopferungsvoll um seine schwerstbehinderte Tochter Julia. Gerne würde die beiden mal wieder ein paar Ausflüge gemeinsam unternehmen. Doch leider fehlt ihnen dazu der fahrbare Untersatz.
Bis 2015 hatten die beiden einen Bus, mit dem Julia nicht nur zu Therapien gefahren werden konnte, sondern der die beiden auch zu Ausflügen in den Kölner Zoo oder raus in die Natur brachte. Dann kam das Gefährt nicht mehr über den TÜV und war ohnehin zu klein geworden, weil Julia inzwischen liegend transportiert werden muss. Für einen neuen, behindertengerechten Bus fehlt allerdings das Geld und alle Versuche, Unterstützung zu erhalten, scheiterten.
Vieles gemeinsam durchgestanden
Wilfried und Julia Sievernich lassen sich davon aber nicht unterkriegen. Dafür haben die beiden schon genug zusammen durchgestanden. Tochter Julia ist mit einem selten Gendefekt zur Welt gekommen. „Davon gibt es weltweit nur 1000 Fälle“, berichtet Papa Wilfried. Eigentlich hatten ihr die Ärzte damals nur eine Lebenserwartung von zwei Jahren attestiert.
Sie lagen falsch. Denn Julia ist heute 27 Jahre alt. „Sie ist einfach eine Kämpfernatur“, sagt ihr Vater, der mit Julia seit zwei Jahren in Weyer lebt. „Hier zu wohnen, ist schön und wir sind von den Dorfbewohnern sehr gut angenommen worden“, sagt der 57-jährige, der sich jeden Tag auf zu Hause freut. „Ich habe jeden Tag, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, Glücksgefühle“, sagt Wilfried Sievernich. Seine „Jule“ erzähle ihm dann mit der eigens erlernten Zeichensprache wie großartig der Tag war. Zudem lasse sie sich gerne Geschichten erzählen.
Das alles ist nur möglich, weil Julia Sievernich 24 Stunden rund um die Uhr zu Hause betreut wird. Dank des Intensivpflegeteams Lanzerath aus Bad Münstereifel Wald kann Papa Wilfried sein Versprechen einlösen, dass seine Julia nicht ins Heim kommt. Auch wenn das nicht nur finanzielle Opfer mit sich bringt.
„Jule gibt mir viel Kraft“
Nach 30 Jahren scheiterte die Ehe von Wilfried Sievernich und seiner Frau. Julia hat sehr darunter gelitten, die Mama länger nicht zu sehen und zu hören. Aber offenbar war die Belastung zu groß. Trotz getrennter Wege, kann Julias Mama ihre Tochter jederzeit besuchen und so freuen sich Julia und ihr Papa schon auf Weihnachten, weil sie am ersten Feiertag gemeinsam mit der Mama feiern.
Dann bringt das Christkind meist Bücher für Julia. Dieses Jahr wäre auch mal wieder ein neuer Notfallrucksack fällig, sagt Wilfried Sievernich, der betont, dass „ihm Jule sehr viel Kraft gibt, auch wenn ich sie viel mehr unterstützen muss, als eben ein rundum gesundes Kind“. Nichtsdestotrotz versuche sie, mit ihren Möglichkeiten zu kommunizieren. Sie sei an allem interessiert und liebe nicht nur Karnevalsmusik, sondern auch die Kinderlider von früher.
„Sie hat auch eine gehörige Portion Selbstbewusstsein“, stellt Wilfried Sievernich fest. Das drückt sich etwa darin aus, dass sie ihren Pflegerinnen klar sagt, welche Filme sie schauen möchte oder welche Geschichten vorgelesen werden sollen. Was immer dabei ist, ist ihr kleines Plüschbärchen, das sie auch mal wieder gerne mitnehmen würde auf einen Ausflug mit ihrem Papa. Dafür braucht es aber einen behindertengerechten Transporter.
Direkter Kontakt
Wer Wilfried Sievernich kennt, weiß, dass ihm der Gang in die Öffentlichkeit nicht leichtgefallen ist. Aber für seine Tochter bittet er gerne um Hilfe, weil bislang alle Hilferufe, Briefe und Telefonate erfolglos geblieben sind. Wer mit Ideen, möglicherweise einem fahrbaren Untersatz, der umgebaut werden könnte, oder vielleicht sogar mit Spenden helfen möchte, kann sich gerne an Wilfried Sievernich wenden, Am Pützend 21 a, 53894 Mechernich-Weyer, Telefon 0170 7197953.
Da das Paket- und Postaufkommen im Weihnachtstrubel sehr hoch ist, geht Postbote Wilfried Sievernich vielleicht nicht immer direkt ans Telefon, aber ein Rückruf ist gewiss. Vielleicht wird ja sogar ein kleines Weihnachtswunder für Julia und ihren Papa wahr und der 57-Jährige kann in WhatsApp seinen Status irgendwann auf „Überglücklich“ ändern.
pp/Agentur ProfiPress