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Gemeinsam heller leuchten

Weihnachtsgruß des Mechernicher Bürgermeisters Dr. Hans-Peter Schick

Sehr geehrte Mechernicherinnen,

sehr geehrte Mechernicher,

lassen Sie uns über Licht sprechen. Ganz nüchtern und rein wissenschaftlich betrachtet haben wir es bei Licht mit einer Form der elektromagnetischen Strahlung zu tun. Aber kann das schon alles sein? Ich denke nicht. Genauso, wie nur ein Teil dieser elektromagnetischen Strahlung für das menschliche Auge sichtbar ist, bin ich der festen Überzeugung, dass Licht mehr ist als reine Physik.

Wie komme ich zu dieser Überzeugung? Einen Anhaltspunkt hat Willibert Pauels während eines Impulsvortrags bei der Communio in Christo geliefert. „Für den Atheisten ist der Mensch lediglich ein Zellhaufen und auch die Liebe letztlich nichts anderes als ein biochemischer Prozess, ein Trick zur Erhaltung der Art“, führte der Diakon und bergische Jung im August dieses Jahres aus. Diese Position könne aber selbst der eingefleischteste Atheist nicht aufrechterhalten, wenn er seinem Kind in die Augen schaue. Pauels stellt fest: „Denn der Mensch hat immer die Sehnsucht danach, dass da unendlich viel mehr sein muss als nur Biologie und Zellhaufen.“

An St. Pantaleon leuchtet in der Advents- und Weihnachtszeit der Stern. Er zeigt den Weg, verdrängt die Dunkelheit und strahlt Hoffnung und Zuversicht aus, weil Licht viel mehr ist, als nur elektromagnetische Strahlung. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress

Also kann doch auch Licht unendlich viel mehr sein, als nur elektromagnetische Strahlung. Wenn Sie dann aber die alleinerziehende Mechernicher Mutter fragen, die mit ihren fünf Kindern im Dunkeln sitzt, weil sie ihre Stromrechnung aufgrund der stark gestiegenen Preise nicht mehr bezahlen kann, wird sie Ihnen diese These zunächst links und rechts um die Ohren hauen. Für sie ist das fehlende Licht in diesem Moment lediglich der profane Ausdruck einer scheinbar ausweglosen Situation: kein Licht, kein Strom, kein Kochen, kein warmes Essen für ihre Kinder.

Das strahlende Leuchten von Menschen

Doch gerade in dieser Situation gibt es eben auch Licht, es gibt das strahlende Leuchten von Menschen, die auf vielfältige Weise helfen. Zum Beispiel Mechernicherinnen und Mechernicher, die in der Tafel mitarbeiten und das ganze Jahr über eine so wertvolle und unschätzbare Arbeit für ihre Mitmenschen leisten. Oder engagierte Ehrenamtliche, die sich überall in unseren Ortschaften für unsere Gemeinschaft einsetzen. Oder die Verantwortlichen der Mechernich Stiftung, die dank zahlreicher Spenden immer wieder Gutes tun können, um zum Beispiel der jungen Mutter die Stromrechnung zu bezahlen, damit sie wieder kochen kann und wieder Licht in ihrer Wohnung hat.

Ein Gedanke, der uns unweigerlich zu den Menschen in der Ukraine führt. Die perfide Strategie Russlands, die Ukraine mit Angriffen auf die kritische Infrastruktur ins Dunkel zu bombardieren, macht einen fassungslosen und unfassbar traurig. Wir Deutschen helfen nach Kräften. Wir senden Hilfsgüter, wir spenden Geld und nehmen Geflüchtete bei uns auf. Auch in Mechernich setzen wir in Kindergärten, in Schulen, in Vereinen und in der Stadtgesellschaft alles daran, unseren ukrainischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, so gut es eben geht, ein normales Leben zu ermöglichen und Ihnen das Gefühl zu geben, dass sie bei uns willkommen sind.

Gemeinsam Kerzen anzünden

Gleichzeitig stehen wir den Schrecken des Krieges im europäischen Nachbarland mitunter ohnmächtig gegenüber. Als Einzelne können wir zwar auf verschiedenen Wegen helfen, diesen furchtbaren und sinnlosen Krieg zu beenden, steht leider nicht in unserer Macht. Und was machen wir oft in solchen Situationen, in denen wir uns ohnmächtig fühlen? Wir zünden gemeinsam Kerzen an. Weil wir mit dem Licht ein starkes Zeichen setzen wollen, ein Zeichen für Solidarität, ein Zeichen für die Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine und ein Zeichen für Frieden in unserer Welt. Auch hier ist Licht wieder einmal viel mehr als nur elektromagnetische Strahlung – ebenso wie in der Advents- und Weihnachtszeit.

Denn auch in diesen besinnlichen und festlichen Tagen spielt Licht für uns eine bedeutende Rolle. Es bietet uns innere und äußere Orientierung. Als Christen verbinden wir mit dem Licht die Idee, dass Jesus mit seiner Geburt das Licht in die Welt gebracht hat. Wir sehen Licht als Stern von Bethlehem und als Beleuchtung in der Krippe. Licht erhellt nicht nur die dunkle Jahreszeit, es steht auch für die Anwesenheit Gottes und für die Erlösung. So stellt Jesus selbst im Johannes-Evangelium fest: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Also auch hier bedeutet Licht viel, viel mehr als nur Helligkeit.

Gleichzeitig haben wir in den zurückliegenden Tagen und Wochen viel darüber diskutiert, ob es nicht besser ist, angesichts von Gas-Krise und wirtschaftlich immer schwieriger werdenden Zeiten, die Lichterketten im Keller oder auf dem Dachboden zu belassen. Viele Städte haben ganz oder teilweise auf die sonst übliche Advents- und Weihnachtsbeleuchtung verzichtet. Auch wir in Mechernich haben Maß gehalten, haben nicht alle Lichter angezündet, mit denen wir in den vergangenen Jahren die Stadt beleuchtet haben. Aber ganz darauf verzichten? Das ist nicht der richtige Weg. Gerade in schwierigen Zeiten brauchen wir das Licht, um die Dunkelheit zu verdrängen. Wir brauchen das Licht als Zeichen der Hoffnung und Zuversicht.

Wir in Mechernich halten zusammen

Wir in Mechernich betonen immer wieder den Zusammenhalt, der uns auszeichnet. Das liegt sicherlich auch an der Bergbau-Tradition unserer Stadt. Ist nicht der Kumpel – ursprünglich eine Bezeichnung für jemanden, mit dem man sein Brot teilte – der Inbegriff des Zusammenhalts. Unter Tage mussten sich die Bergleute aufeinander verlassen können und sie benötigten Licht.

Genau das wünsche ich uns für die Zukunft. Denn die Krisen unserer Zeit lassen sich am besten meistern, wenn wir zusammenhalten, wenn wir uns aufeinander verlassen können. Dazu fällt mir folgendes Sprichwort ein: Das Glück ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt. Genauso sollten wir unser Licht teilen, damit wir in unserem Zusammenhalt heller strahlen, als jeder Einzelne für sich – denn dann ist unser gemeinsames Licht definitiv viel, viel mehr als nur elektromagnetische Strahlung.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns allen eine frohe und gesegnete Advents- und Weihnachtszeit. Frohe und gesegnete Weihnachten auch unseren Freunden in Nyons und Skarszewy und überall auf der Welt. Kommen Sie gut ins neue Jahr, das uns hoffentlich wieder Frieden bringt und jedem von uns Zufriedenheit, Glück und Gesundheit beschert.

Ihr Bürgermeister

Dr. Hans-Peter Schick