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Düster, abstrakt und provozierend

Düster, abstrakt und provozierend
Werke des Kallmuther Künstlers Oliver Lehmann sind nicht alle “massentauglich” – Fingerzeig auf die schlimmen Geschehnisse in der Welt
Kallmuth – Seine Bilder hängen in amerikanischen Museen und Galerien, nun waren sie erstmals in einer Einzelausstellung auch in seiner Eifeler Heimat zu sehen. 16 Bilder des 38-jährigen Druckers, Grafikers und Digital-Art-Künstlers Oliver Lehmann, der in Euskirchen geboren wurde, aber seit langem im Raum Mechernich lebt und im vergangenen Jahr gemeinsam mit seiner Familie ein Haus in Kallmuth gekauft hat, waren vergangenen Monat im Café “KUNST-werk” in Antweiler zu sehen.
“Die Diktatur der Angepassten” lautete der Titel der Präsentation. “Die Ausstellung kam sehr gut an, deshalb hatte ich sie auch für zwei Tage verlängert”, sagt Gina Jacobs, Inhaberin des Cafés, die lokalen Künstlern eine Plattform bieten möchte. Kennengelernt hatten sich der Digital Art-Künstler und die Kunstcafé-Besitzerin 2009 bei den “Eifeler Ateliertagen”.
Das Werk “Our possible past” habe die meisten Besucher direkt angesprochen. Die digital erstellte Collage zeigt eine Kleinfamilie in einer öden Landschaft. Doch im Vordergrund setzt sich ein Schimmer Grün durch. Die Farbe im Bild spreche die Leute direkt an.
Ein Bild hat bereits einen Käufer gefunden: “The great gig in the sky” fällt durch seine Leuchtkraft auf. Gelb und Orange stehen im starken Kontrast zu vielen schwarzen Bereichen in der Collage, die auf den Betrachter dreidimensional wirkt. “Viele Diskussionen gabt es über die Arbeit »halber Mensch«”, stellte Jacobs fest. Auf der Collage ist ein abstrakter Kopf mit nur einem Auge dargestellt. “Dieses Bild darf ich zu Hause nicht aufhängen. Das hat mir meine Frau verboten”, gesteht Lehmann.
Der Künstler weiß um die Wirkung seiner Bilder: “Meine Bilder sind nicht unbedingt massentauglich.” Düstere Landschaften, abstrakte Gebilde und provozierende Motive sind auf seinen Digital Art-Arbeiten” zu sehen. Die neo-surrealistischen Collagen können auf den Betrachter verstörend wirken. Man braucht Zeit, Lehmanns Bilder zu erkunden, denn viele Details sind in ihnen verarbeitet. “Ich möchte mit meinen Werken gesellschaftliche Kritik üben”, sagt Lehmann. Besonders aktuelle politische Geschehnisse inspirieren ihn. “Da entsteht bei mir direkt ein surrealistisches Bild, wie ich das Ereignis umsetzten kann.”
Seine Collagen entwirft Lehmann am Computer. Bilder und gezeichnete Elemente werden miteinander verbunden. Früher arbeitete der 38-Jährige mit der Maus, heute nutzt er die vielfältigeren Möglichkeiten des digitalen Zeichenbretts. Jedes Element wird auf einer eigenen Folie positioniert, die dann übereinander geschichtet werden. So verdichtet sich das Bild immer stärker. “Die Grafikprogramme bieten immer mehr Möglichkeiten.” Es bleibe aber viel Arbeit, denn man müsse die Lichteffekte der einzelnen Elemente aufeinander abstimmen, Konturen verwischen und Übergänge miteinander verbinden. “Digital Art findet immer mehr Anerkennung in der gesamten Künstlerszene. Es ist einfach deutlich geworden, dass bei diesen Bildern nicht der Computer alles alleine macht, sondern dass dahinter wirklich ein Künstler steht”, so Jacobs.
Lehmanns großes Vorbild ist Dalí. Lange Zeit hätte man das auch seinen Werken angesehen, doch mit der Zeit fand er seinen eigenen Stil. Alle Bilder von Oliver Lehmann gibt es in fünffacher Ausfertigung. “Diese Anzahl zählt in der Fotografie noch als Unikat”, erläutert Lehmann. Mit der limitierten Auflage erhalte er den Wert seiner Bilder.
Eine große Auswahl seiner Arbeiten ist auf der Internet-Plattform “deviantart.com” zu sehen. Über die Plattform hat sich Lehmann auch einen Namen in der “Digital Art”-Szene erworben. Durch seine Profilseite “Pixellabor” wurde die “Tangent Gallery” in Detroit, USA, auf ihn aufmerksam, wo er 2009 einige Werke ausstellte. “Das war meine erste richtig große Ausstellung. Und noch heute stehe ich in Kontakt mit anderen Künstlern, die ich damals dort kennengelernt habe.”
Höhepunkt seiner bisherigen Künstlerkarriere war der zweite Platz beim Donnie-Award 2010, der vom New Yorker “Museum of Computer Art” verliehen wurde. “Bei meiner ersten Wettbewerbs-Teilnahme gleich den zweiten Platz zu belegen, hat mich schon riesig gefreut.” Lehmann wirkt immer noch überrascht von seinem Erfolg. Das prämierte Bild “Dead Souls” war ebenfalls in Antweiler zu sehen.
2010 gründete Lehmann bei “deviantart” die Künstlergruppe “Neo-Surreal-Artists”, der mittlerweile 114 neo-surrealistische Künstler angehören. Mit einigen von ihnen plant er einen Katalog herauszubringen, in dem die Künstler vorgestellt und einige ihrer Werke gezeigt werden. Eine weitere Ausstellung ist dieses Jahr auch noch in Erftstadt geplant. Zusammen mit Thomas Demuth wird Lehmann in der “ARThaus Galerie” Werke präsentieren.
Aktuell arbeitet er an einer Porträt-Reihe, deren Ende noch nicht abzusehen ist. “Die Serie kann ruhig noch bis auf 60 Bilder anwachsen”, so Lehmann. Bisher hat er sechs Porträts angefertigt. Also genug Arbeit für die nächste Zeit. “Bilder habe ich noch viele im Kopf, denn es passiert ja auch immer viel in der Welt”, so Lehmann. Doch natürlich gebe es auch Phasen im Leben, in denen er nicht so viel Zeit für seine Kunst, die er neben seinem Beruf als Layouter und Grafiker ausübt, habe. Im vergangenen Jahr hat die Familie Lehmann ein Haus in Kallmuth gekauft, das es herzurichten galt. “Intensive Schaffungsperioden wechseln sich bei mir mit kleineren künstlerischen Pausen ab.” Wichtig sei es ihm, mit seinen Bildern stets eine Botschaft zu vermitteln – auch, wenn diese für jeden Betrachter eine andere sein könne.
“Meine Persönlichkeit spiegelt sich definitiv in meinen Bildern wieder. Ein besonders positiver Mensch bin ich nicht”, lautet seine Selbsteinschätzung. Natürlich gebe es den eigenen kleinen Lebensbereich, der sehr schön sei und für den er auch alles tun würde. “Gleichzeitig passiert aber ja noch viel Schlimmes in der Welt, das man nicht vergessen darf.” Mit seinen Bildern darauf aufmerksam zu machen, ist ihm ein Anliegen.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

06.04.2011