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„Demokratie erwächst aus Haltung“

Weihbischof Dr. Johannes Bündgens bricht beim Floisdorfer Pankratiusfest eine Lanze für die Kraft des jugendlichen Aufbegehrens, für das Aufbrechen verkrusteter Strukturen in Kirche und Gesellschaft und für die Entwicklung neuer Formen des Zusammenlebens

Mechernich-Floisdorf – Seit Kaplan Andreas Züll aus Floisdorf sich vor Jahren aufgemacht hat, um Priester zu werden, sind im kleinen zur Stadt Mechernich und zur GdG St. Barbara gehörenden 300-Seelen-Dorf am Rande der Eifel an besonderen Festtagen häufig prominente Theologen als Prediger anzutreffen. Der „Floosdörpe Jong“ hat längst die Priesterweihe empfangen, aber noch nie war ein Bischof darunter.

Auszug zur Prozession an den Pankratius-Brunnen, der Weihbischof mit Monstranz und Allerheiligstem unterm Himmel, ganz viele Messdiener vorneweg und rechts der aus Floisdorf stammende Kaplan Andreas Züll. Foto: Johannes Inden/pp/Agentur ProfiPress

Das änderte sich nun beim aktuellen Pankratiusfest zum Todestag des gleichnamigen Floisdorfer Pfarrpatrons, eines 14jährigen römischen Jungen, der wegen seines Bekennermutes unter Diokletian 304 den Märtyrertod starb. Der Aachener Weihbischof Dr. Johannes Bündgens hielt diesmal die Festpredigt im proppenvollen Floisdorfer Gotteshaus und trug anschließend das Allerheiligste in der Monstranz zur traditionellen Segnung von Wasser und Salz am örtlichen Pankratius-Brunnen.

„Krütz vüropp“ zogen über 150 Gläubige durch die Floisdorfer Straßen, um für ihren Pfarrpatron und ihren Glauben zu „demonstrieren“. In der Predigt erfuhren sie von Weihbischof Dr. Johannes Bündgens, dass  Demokratie etwas mit christlicher Haltung zu tun hat. Foto: Johannes Inden/pp/Agentur ProfiPress

Über 150 Gläubige, darunter viele Kinder und Jugendliche, Feuerwehrmänner und der Musikverein zogen in der Prozession mit, natürlich auch Kaplan Andreas Züll, der den Festgottesdienst mit Bischof Bündgens zelebrierte. Das Wetter war heiter, der Himmel blau, die Temperaturen fast sommerlich.

Bischof hat das traditionsreiche Fest gut gefallen

Johannes Bündgens hält sich zurzeit in der Gemeinschaft der Gemeinden St. Barbara zur Visitation auf. Zum Auftakt war er bereits Festprediger beim traditionellen St.-Georgsritt in Kallmuth am 1. Mai. Auch das traditionsreiche Fest in Floisdorf gefiel dem Oberhirten sehr gut, wie er am Sonntag darauf im Firmgottesdienst in der Bleibuirer Pfarrkirche St. Agnes betonte.

Gerda Schilles vom Ortsausschuss Floisdorf des Pfarrgemeinderates Floisdorf, die auch Koordinatorin des Kirchengemeindeverbandes Mechernich ist, begrüßte den Weihbischof in Floisdorf und betonte, dass es das erste Mal in der Geschichte des jahrhundertealten Festes sei, dass ein Pontifikalamt gefeiert werden könne.

Andreas Züll verkündigt das Evangelium, nicht nur Bischof Bündgens lauscht.  Foto: Johannes Inden/pp/Agentur ProfiPress

Im Anschluss an den Festgottesdienst, der vom Kirchenchor St. Pankratius mitgestaltet wurde, formierte sich die feierliche eucharistische Prozession durch den Ort. Station wurde am Pankratius-Brunnen gemacht.

In seiner Predigt ging Weihbischof Bündgens auf die Bedeutung des Namens Pankratius ein: „Der Name bedeutet »der alles Beherrschende«. Das würde bei einem Erwachsenen unbescheiden klingen. Einem jungen Menschen gestehen wir den Namen Pankratius eher zu. Er träumt noch davon, alles zu beherrschen; und er hat sich noch nicht mit den Machtverhältnissen in dieser Welt arrangiert, wie wir Erwachsenen es dann tun.“

„Rebellion gegen normative Kraft des Faktischen“

Er behalte sich den Idealismus, alles zu verändern und von einer gerechten, menschlichen Welt zu träumen. Er rebelliere gegen den „trägen Sog des Status quo und der Unterwerfung unter die normative Kraft des Faktischen“. Er frage naiv und utopisch, ob nicht alles auch ganz anders sein könnte.

Bündgens: „In Gesellschaft und Kirche brauchen wir dringend die verändernde Kraft, die verkrusteten Strukturen aufzubrechen und ganz neue Formen des Zusammenlebens zu erfinden.“

Die Wurzel des aus dem Griechischen kommenden Namens sei das Wort „Demokratie“. Das nutzte Bündgens als Aufhänger, um auf die aktuellen Wahlen in Frankreich, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen einzugehen.

Am Pankratius-Brunnen spendet Weihbischof Dr. Johannes Bündgens den eucharistischen Segen. Foto: Johannes Inden/pp/Agentur ProfiPress

Demokratie setze eine königliche Gesinnung voraus, in der die Würde des Menschen im Vordergrund stehe, die unantastbar sei. Für die Christen sei diese Würde die Ebenbildlichkeit des Menschen mit Gott. So verwirkliche sich in der Demokratie der christliche Humanismus, der für die Werte des Geistes empfänglich sei. Genauso habe Pankratius gelebt.

Bündgens: „Demokratie heißt »das Volk (demos) herrscht (kratei)«, ähnlich wie die schlechten Alternativen Aristokratie (Herrschaft der Besten), Monarchie (Herrschaft des Einen), Oligarchie (Herrschaft der Wenigen), Anarchie (Abwesenheit von Herrschaft). Demokratie setzt eine königliche Gesinnung der Demokraten voraus: Jeder denkt nicht nur an sein eigenes Wohl, sondern auch an das Gemeingut, das bonum commune.“

Das christlich-humanistische Welt- und Menschenbild liege der Demokratie zu Grunde: „Die unantastbare Würde des Menschen ist für uns Christen seine Gottesebenbildlichkeit. In der Demokratie verwirklicht sich der christliche Humanismus.“

Erinnerungen an Pankratius Pfeiffer und Pankratius Kebekus

Nach dem Gebet und dem sakramentalen Segen am Brunnen zog die Prozession wieder in die Pfarrkirche zu Verehrung der Reliquien des Heiligen Pankratius. Weihbischof Bündgens schlug auch die Brücke zu einem anderen berühmten Träger des Namens Pankratius:

„Er begegnet uns direkt am Petersdom in der »Via Pancrazio Pfeiffer«, die heute der Zugang zum großen Parkhaus ist und täglich von tausenden Pilgern durchlaufen wird. Am 12. Mai 1945, vier Tage nach Kriegsende und genau am Gedenktag des Heiligen, starb in Rom der Salvatorianer-Pater Pankratius Pfeiffer. Er war kurz zuvor von einem Militär-Jeep auf der Straße angefahren worden.“

Auffallend viele Kinder, vor allem Ministranten und Kommunionkinder, zogen beim Floisdorfer Pankratiusfest mit durch die Straßen. Foto: Johannes Inden/pp/Agentur ProfiPress

Beim Eintritt in den Orden ein halbes Jahrhundert vorher (1889) hatte Pfeiffer sich den typisch römischen Ordensnamen Pankratius gewählt; er war Assistent und Nachfolger des Gründers Pater Jordan, so Bündgens: „Pater Pankratius Pfeiffer hat während der NS-Besatzung als enger Vertrauter von Papst Pius XII. vielen Juden und Italienern das Leben gerettet.“

Er sei nach dem Krieg der einzige Deutsche gewesen, nach dem man in Rom eine Straße benannt habe. Bei den Salvatorianern sei der Name Pankratius darum immer besonders in Ehren gehalten worden. Der Bischof: „In der Eifel erinnern sich viele an den bekannten Pater Pankratius Kebekus, der viele Jahrzehnte in Steinfeld gewirkt hat.“

Pater Pankratius von Steinfeld war einer von Bündgens Vorgängern als Festprediger und Hauptzelebrant beim Floisdorfer Pankratiusfest.

pp/Agentur ProfiPress