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Das Ziel heißt Selbständigkeit

Seelisch beeinträchtigt: Wie der Wohn- und Betreuungsverbund Haus Sonne gemäß individuellem Bedarf fördert und fordert –„Anbieterverantwortete Wohngemeinschaften“ – Tablets und Laptops als moderne Hilfsmittel der Betreuung

Bad Münstereifel/Nettersheim – Thomas Hochgürtel („Haus Sonne“) bringt es auf den Punkt: „Menschen mit seelischer Beeinträchtigung oder Suchterkrankung werden bei uns je nach ihren Möglichkeiten und ihrem Unterstützungsbedarf gefördert und gefordert.“

Während die Zahl der klassisch körperlich und geistig Behinderten über lange Zeiträume konstant bleibt, steigt die Zahl der psychisch angeschlagenen Zeitgenossen von Jahr zu Jahr. Manchmal scheint es, als produziere die moderne Leistungsgesellschaft psychisch beschädigte Gemüter. Die Situation hat sich durch Flut und Corona noch verschärft

Soziale Einrichtungen wie der Wohn- und Betreuungsverbund „Haus Sonne“ helfen den Betroffenen professionell und mit viel Einfühlungsvermögen und mit angeleiteter Hilfe zur Selbsthilfe. Zum Beispiel in sogenannten „Anbieterverantworteten Wohngemeinschaften“. Dort werden neuerdings moderne Kommunikationsverfahren mit Tablets und Laptops als moderne Hilfsmittel der Betreuung eingesetzt.

In der Praxis umfassen die Tätigkeiten des Fachpersonals Gesprächsführung oder die Anleitung zur Befähigung des Alltags. Ziel der Betreuer ist es, ihren Klienten zur größtmöglichen Selbstständigkeit zu verhelfen, so Maike Seidenfaden, Leitung des Wohnverbundes.

Sie kümmern sich mit fachlicher Betreuung um seelisch beeinträchtigte Erwachsene in den Angeboten der „Haus Sonne gGmbH“ mit Besonderen Wohnformen in Bad Münstereifel und Schönau sowie dezentralen Wohngruppen, wie hier in Nettersheim-Pesch (v.l.): Thomas Hochgürtel, Elke Schmitz, Torsten Strumila, Isabellé Stammen und Rebecca Hoch. Die sechsköpfige Gruppe aus einer Frau und fünf Männern, die dort lebt, verlor ihre ursprüngliche Unterkunft in Schönau durch die Flutkatastrophe 2021 und musste im Herbst umziehen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Aus dem Heim in die Wohngruppe

Thomas Hochgürtel: „Wer das Heim in eine betreute Wohngruppe verlassen kann, hat einen Meilenstein passiert“. Manche Betreute leben auch weiterhin in ihren Familien, nicht wenige werden eines Tages wieder in eigener Wohnung zurechtkommen. Maike Seidenfaden: „Die zu erbringenden Leistungen orientieren sich an der individuellen Lebenssituation, dem jeweiligen Bedarf der Leute, der bewilligten Leistung sowie der Konzeption des Wohn- und Betreuungsverbunds Haus Sonne.“ Ziel sei ein weitestgehend selbstbestimmtes und selbständiges Leben: „Mit sozialer Teilhabe!“

In den Besonderen Wohnformen „Haus Sonne“ in Schönau und „Haus Maria“ in Bad Münstereifel sowie in fünf dezentralen Wohngemeinschaften bzw. eigenen Wohnungen in der Stadt Bad Münstereifel und Umgebung betreuen die Fachkräfte der gemeinnützigen Gesellschaft „Haus Sonne“ mittlerweile über 80 Erwachsene mit unterschiedlichen Diagnosen und Beeinträchtigungen.

Meilensteine und Schicksalsschläge

Thomas Hochgürtel: „Wer in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft lebt oder von der Besonderen Wohnform dorthin wechselt, besitzt bereits ein erhöhtes Maß an Selbstständigkeit“. Manche Betreute leben auch weiterhin in ihrer eigenen Wohnung und werden dort von den Mitarbeitern fachlich betreut.

Eine der von „Haus Sonne“ eingerichteten und betreuten fünf Anbieterverantworteten Wohngemeinschaften lebte bis zum schicksalhaften 14. Juli 2021 in einem Gebäude des Bad Münstereifeler Ortsteil Schönau. In der Nacht wurde Erdgeschoss komplett überflutet – im Herbst stand dann fest, dass wegen des enormen Renovierungsbedarfs ein Ortswechsel vollzogen werden musste.

Jeder hat sein Handy, alle zusammen auch einen Festnetzanschluss, aber seit Neuestem stellt ein gemeinschaftlich in einem Schrank im Aufenthaltsraum aufbewahrtes Tablet den „direkten Draht zur Welt“ dar. Die Klienten können damit Kontakt zu Angehörigen und Freunden halten und im Bedarfsfall ihre Bezugsbetreuung per Videotelefonie erreichen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Fünf Männer und eine Frau der ursprünglich siebenköpfigen Wohngruppe fanden in Pesch (Gemeinde Nettersheim) zum passenden Zeitpunkt eine neue Heimat. „Das bestehende Mobiliar einschließlich der Küchen und das Inventar waren durch die Flutkatastrophe zerstört, die gesamten Erdgeschosse in den Gebäuden samt Inhalt durchspült und verschlammt“, berichtet Thomas Hochgürtel: „Die »Aktion Mensch« hat uns geholfen – und die Neueinrichtung in Pesch mitfinanziert. Dafür sind wir und die Klienten der Wohngemeinschaft außerordentlich dankbar!“

Auch im neuen Zuhause erhalten die Klienten weiterhin die regelmäßige und strukturierte Betreuung durch die Fachkräfte des Hauses Sonne, die durch Gespräche und Anleitungen für die Weiterentwicklung beziehungsweise den Erhalt sozialer und lebenspraktischer Fähigkeiten sorgen. „Wichtig sind dabei auch Regeln und angemessene Strukturen in der Wohngemeinschaft“, heißt es dazu aus dem Team des Ambulant Betreuten Wohnen.

Modernste Kommunikationstechnik

So leben die Klienten gemeinsam in der Umgebung eines idyllischen Eifeler Wohngebiets, üben das soziale Miteinander unter bestimmten Rahmenbedingungen, halten sich an gemeinsame Strukturen und gehen mit Unterstützung der fachlichen Betreuung weitestgehend selbstbestimmt durchs Leben.

Betreuer wie Betreute bedienen sich dazu seit kurzem modernster Kommunikationstechnik. Der gesamte Wohnverbund ist digital vernetzt. Die Betreuer des Ambulant Betreuten Wohnens dokumentieren mobil über Laptops die Leistungen und zugehörige Berichte.

Mobil und digitalisiert sind die Betreuer des Wohn- und Betreuungsverbunds „Haus Sonne“ zu ihren fünf so genannten „anbieterverantworteten Wohngemeinschaften“ im Kreisgebiet unterwegs. Die Leistungsdokumentation wird oft direkt vor Ort verfasst und ist im System bereits einsehbar, während die insgesamt sechs Betreuer des Ambulant Betreuten Wohnen noch unterwegs sind. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Eine einheitliche Betreuungssoftware und ein digitales Qualitätsmanagementsystem für alle Bereiche des Wohn- und Betreuungsverbundes machen Ergebnisse sowie vorhandene Informationen und Dokumente in Echtzeit von überall her abrufbar.

Die Klienten der so genannten „Anbieterverantworteten Wohngemeinschaften“ haben in einem abschließbaren Schrank in einem Gemeinschaftsraum ein gemeinschaftliches Tablet, mit dem sie Kontakt zu Freunden und Angehörigen in aller Welt halten können – oder auch nach Vereinbarung bzw. momentan beispielsweise aufgrund von Corona-Symptomen oder einer Quarantäne mit den Fachkräften kommunizieren können. Laut Nutzungsvereinbarung muss das Tablet im Schränkchen eingeschlossen und aufgeladen werden, wenn es gerade nicht genutzt wird.

Mit Förderung der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW und Projektunterstützung des Forschungszentrums Jülich konnte das gesamte Digitalisierungsprojekt „Nie mehr allein“ – Betreuung, Angebot und Soziale Teilhabe über digitale Lösungen mit Fachpersonal, Angehörigen und Freunden unter dem Förderaufruf „Zugänge erhalten – Digitalisierung stärken“ in die Tat umgesetzt werden. Maike Seidenfaden: „Über diesen Zugewinn für alle Beteiligten gilt den Förderträgern ein außerordentlicher Dank.“

Organisationsmitarbeiter Thomas Hochgürtel ist glücklich über die fortschreitende Digitalisierung, die die Arbeit einfacher und schneller mache: „Qualitätssicherung ist uns sehr wichtig!“ Das gelte für alle fünf Bereiche des Wohn- und Betreuungsverbundes „Haus Sonne“, die „Besonderen Wohnformen“ in Bad Münstereifel und Schönau, das „Ambulant Betreute Wohnen“, das Büro für Betreuungen und das „Servicewohnen für Senioren“.

Rike Piorr/pp/ Agentur ProfiPress