Das Tier als Mensch und umgekehrt
Die Künstlergruppe „VielTier“ stellt in der „Galerie im Rathaus“ in Mechernich aus – Hauptthema ist der Wolf – Gemälde und Fotografien von Mona Dia, Katia Franke und Jörg Erbar – Kurator Franz Kruse reaktivert den „Sonntag der Künste“
Mechernich – Wer ist „mehr Mensch“ – der Mensch oder das Tier? Und wer von beiden zeigt mehr tierisches Verhalten? Das sind zwei der schwer zu beantwortenden Fragen, die dem Betrachter der Bilder, die derzeit im Mechernicher Rathaus hängen, unweigerlich kommen. Die Künstlergruppe „VielTier“ hat sich in ihrer Ausstellung „Der Wolf das bin ich, wild oder zahm?“ diesem Thema gewidmet.
Gemälde von Mona Dia, die den Wolf oder sonstige Tiere im Mittelpunkt haben, wechseln sich ab mit Sportfotografien von Jörg Erbar und Alltagsfotografien von Katia Franke. Auch ein thematisch passendes „Fremdbild“ hängt in der „Galerie im Rathaus“. Kurator Franz Kruse ergänzt die Ausstellung mit der Darstellung einer Person hinter Gittern und macht aus „VielTier“ quasi „VierTier“. Außerdem enthüllte er als „Überraschungsgast“ während seiner Ansprache die Büste eines Orang-Utans.
„Wir haben immer gemalt, immer geschrieben, waren immer künstlerisch tätig“, erzählt Mona Dia über sich und ihre Zwillingsschwester, die aus dem WDR-Hörfunk bekannte Katia Franke. Seit 2008 malt Dia Tierbilder. Jörg Erbar war früher ein Klassenkamerad der beiden, der sich vom Hobby- zum Kunstfotografen entwickelt hat. Es sind seine Sportfotografien, die den Menschen als vom tierischen Instinkt beeinflusstes Lebewesen – Rugbyspieler oder Rennfahrer beispielsweise. 2016 habe man sich im sozialen Netzwerk Facebook wiedergetroffen und schnell den Entschluss gefasst, gemeinsame Sache zu machen. Das „VielTier“ war geboren.
„Sie haben sich als Rudel zusammengefunden, das sich einmischen will“, nennt Franz Kruse diese Vereinbarung. Der Floisdorfer freut sich nicht nur, die Gruppe für die Galerie im Rathaus gewonnen zu haben, sondern wird demnächst auch mit „VielTier“ den „Sonntag der Künste“ in seinem Atelier am Mechernicher Schimmelsweg, unweit des Sportplatzes, wiederaufleben lassen. „Am 17. Juni um 11.30 Uhr geht’s los“, erzählt er.
Zur Einführung in die Ausstellung lieferte Katia Franke eine rund 15-minütige Klangcollage, bestehend unter anderem aus Tiergeräuschen, über die sie mit ihrer radioerprobten Stimme sprach. Hauptthema war auch hier der Wolf – als Fabel- und Märchenwesen, aber auch ins Absurde überspitzt, wenn die Tageszeitung für Wölfe über Abschuss- und Reißquoten für Jäger berichtet. Franke rezitierte außerdem Rainer Maria Rilkes „Der Panther“ und T.C. Boyles „Das wilde Kind“. Auch darin geht es um dem domestizierten Mensch, einen Getriebenen, der sich nicht seinen Trieben hingibt. „Zentrale Frage ist: Wer sind wir?“, erklärt Mona Dia. In der Ausstellung sind Mensch und Tier gleichberechtigt.
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick begrüßte die Besucher der Vernissage – und widmete sich dem Wolf als Hauptthema. Dieser erobere seinen alten Lebensraum immer mehr zurück, was einigen Menschen Angst bereite, denn der Wolf sei, unter anderem durch Märchen, negativ behaftet. „Da ist noch viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit nötig, denn der Wolf gehört zur Natur und in unseren Lebensraum“, sagte Schick.
Gleichzeitig dankte er der Weltjugendtaggruppe für die Bewirtung und Franz Kruse und der städtischen Mitarbeiterin Gabriele Schumacher dafür, dass sie mit der „Galerie im Rathaus“ seit vielen Jahren die Kunst in Mechernich bereichern. Die 32 Bilder können noch bis Ende Juli im Rathausflur im Erdgeschoss betrachtet werden.
pp/Agentur ProfiPress