Aus den Augen, nicht aus dem Sinn…
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
liebe Mechernicher,
Die Zeiten sind schnelllebig geworden. Alles ist schnell vergessen – im Guten, wie im Schlechten. Manchmal muss man sich kneifen, ob man wacht oder träumt. Wo sind die verlässlichen, die Dinge, die immer so bleiben, wie sie waren, die Werte, die uns tragen? Jeden Einzelnen, Sie, mich, die ganze Gesellschaft?
Aus den Augen, aus dem Sinn? Sollte dieses alte Sprichwort der Wahrheit entsprechen, bedeutet es im Umkehrschluss, dass wir uns die Dinge und die Menschen wieder vor Augen führen sollten, die uns wichtig waren und sind. Mein Gott, wer ist mir alles an Verwandten, Freunden, Weggefährten aus dem Sinn geraten?
Wer hat mich geprägt, oft unmerklich? Wen trage ich alles mit mir herum, weil er oder sie mir ihre Sorgen und ihre Ansichten, ihre Haltung und ihre Unversöhnlichkeit aufgebürdet haben? Oder mir zugetraut haben, dass ich ihre Werte übernehme und hinaus ins Leben trage?
Wo sind meine Lehrer und meine Lehrmeister heute? Wo sind die Menschen, auf deren Rat ich etwas gegeben habe? Wen darf ich im Grunde aufrichtig Freund oder Freundin nennen?

Wir stehen vor dem Fest der Auferstehung, vielleicht kann uns ein ganz traditionelles Kommunikationsmittel helfen, die Löcher in den Beziehungsnetzen zu flicken. Ich denke an den guten alten Ostergruß. Denn wie viel Hoffnung, wie viel Lebensfreude, wie viel Frühlingsschwung verbinden sich mit dem Osterfest?
Auf diese Weise nehmen wir unsere auf unterschiedliche Weise Liebgewordenen und Liebgewonnenen wieder in den Blick: Zeigen wir ihnen, dass sie uns weder aus den Augen, noch aus dem Sinn geraten sind. Eine alte Motivpostkarte mit Osterglocken? Ein christliches Symbol? Von mir aus tut es auch eine E-Mail…
Dann werden die sich freuen, die wir grüßen, und wir werden uns mit ihnen freuen, dass sie uns wieder in den Sinn gekommen sind…
Das ist der Urkeim christlicher Nächstenliebe im täglichen Leben, mit dem wir dann wieder in Berührung kommen – mit Solidarität und sozialer Verantwortung. Ich denke an alle und danke allen in der Stadt Mechernich, die zusammenhalten, die anderen helfen, denen es dreckig geht und denen Zeit schenken, die Zuspruch brauchen. Für einen Menschen, der am Boden liegt, ist es Ostern, wenn sich ihm eine Hand entgegenstreckt und aufhilft.
Ich wünsche Ihnen allen, liebe Mechernicher Bürgerinnen und Bürger, liebe Mitglieder unserer politischen Gremien, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, des Bauhofs, der Stadtwerke, der Schulen und aller übrigen städtischen Einrichtungen mit ihren Familien, unseren Geschäftspartnern sowie allen Freunden und Bekannten frohe und gesegnete Ostern.
Ihr
Dr. Hans-Peter Schick, Bürgermeister