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Stadt sagt “Nein” zum Trockenfermenter

Stadt sagt “Nein” zum Trockenfermenter
Stellungnahme: “Keine Mistverarbeitung 250 Meter vom Touristen- und Freizeitmagneten Zikkurat entfernt” – Geschäftsschädigung und Umsatzeinbußen befürchtet – Grubenbetreiber hält die Bedenken für unangebracht -. Zikkurat-Betreiber Johann Josef Wolf spricht von einer “ernsten Existenzgefährdung für die gesamte Kultur- und Freizeitfabrik Zikkurat”
Mechernich-Firmenich – Die Stadt Mechernich erteilt dem geplanten Trockenfermenter auf dem Tontagebaugelände der Firma Schönborn bei Firmenich eine klare Absage. Dieses klare “Nein” haben jetzt einmütig die Fraktionsvorsitzenden im Rat der Stadt Mechernich sowie die Verwaltung bei einem gemeinsamen Treffen formuliert. Ihre Stellungnahme haben sie an Dieter Jung von der Bezirksregierung Arnsberg, Dezernat 61, früher Bergamt Düren, weitergereicht.
Darin wird auch Johann Josef Wolf, der Betreiber der Firmenicher Kultur- und Freizeitfabrik, zitiert, der in einem Schreiben an den Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick auf das Schärfste gegen die geplante Mistverarbeitungsanlage protestiert hat. Sie stelle eine “ernste Existenzbedrohung für die gesamte Zikkurat” dar, die in weniger als 250 Metern Entfernung liegt.
Nicht die Stadt Mechernich ist in dem Fall Genehmigungsbehörde, sondern die Bezirksregierung Arnsberg als Nachfolgerin des früheren Bergamtes. Die Grube Schönborn unterliegt Bergrecht. Hauptangriffspunkt der Stadtväter gegen die Trockenfermentierungsanlage ist deren Geruchsemission. Wo mit Mist und organischen Abfällen gearbeitet wird, da entwickele sich auch Gestank, so die Befürchtung der politisch Verantwortlichen in der Stadt Mechernich.
Existenzbedrohung für Freizeitfabrik
Und dieses Existenz bedrohende Ungemach möchten die Stadtväter unter allen Umständen von der Kultur- und Freizeitfabrik Zikkurat abwenden, einem der mit einer Million Jahresbesuchern am meisten publikumsträchtigen Tourismus- und Freizeitstandorte der Region.
Die Zikkurat mit Eifel-Therme-Zikkurat und finnischem Saunadorf, der Großveranstaltungs- und Disko-Arena “TON-Fabrik”, Bowling- und Entertainment-Center “Big Bowl”, Biergärten, Beachballanlagen, Restaurant, Sportwelt und vielem anderen mehr liegt nämlich nur 250 Meter von der potenziellen Biogasgewinnung aus Mist und Grünabfällen entfernt.
Der Journalist Dr. Michael Thalken: “Überwiegend gehen die Politiker und die Verwaltung davon aus, dass durch das Betreiben der Anlage eine Geruchsemission zu erwarten ist, die sich negativ auf das nur 230 Meter entfernte Schwimmbad und die Saunaanlage auswirkt. Die meisten befürchten, dass besonders in den Außenanlagen die Gäste durch strenge Gerüche belästigt werden könnten und sorgt sich daher um mögliche Umsatzeinbußen.”
18 000 Tonnen Mist und Grünschnitt per anno
In der Grube Schönborn werden eigentlich Klebsand und Ton abgebaut. Die Betreiberfirma Schönborn möchte die fragliche Anlage auf ihrem Gelände zur Gewinnung von Biogas erstellen. Mit dem Gas wiederum soll ein Blockheizkraftwerk zur Tontrocknung und Aufarbeitung befeuert werden. Für die Biogasgewinnung sollen jährlich bis zu 18 000 Tonnen Grünschnitt und Mist fermentiert werden.
“Eine solche Anlage an dieser Stelle macht für uns als Stadt keinen Sinn”, sagte der Fraktionsvorsitzende Konrad Hamacher. Ihn treibt vor allem die Sorge, die Trockenfermentations-Anlage könnte eines Tages umgebaut werden und dann auch Flüssigmist und Gülle aufnehmen, die ja für ihre ganz spezielle Duftnote berühmt sind.
Hamacher geht sogar noch einen Schritt weiter und zweifelt grundsätzlich an, dass auf dem Gelände bei Firmenich überhaupt noch intensiver Tonabbau betrieben wird, schreibt Michael Thalken. Da man vor Ort Getreideabfälle, Bauschutt, Hausschutt, Baumstrünke und Betonrohre vorfinde, dränge sich für ihn weit mehr der Verdacht auf, das Abbaugelände sei mittlerweile zur Deponie umfunktioniert worden.
“Umschlagplatz für Abraum”
Ähnlich sieht das auch der Ratsfraktionschef Wulf-Dietrich Simon: “Die Anlage macht nicht den Eindruck eines Bergbaubetriebes, sondern sieht eher aus wie ein Umschlagplatz für Abraum.” Da man Zweifel an der Art der Betriebsführung hege und vermute, dass vielleicht unter dem Deckmantel des Bergrechts das Bundes-Immissionsschutzgesetz ausgehebelt werde, habe man jetzt auch die Bergaufsicht eingeschaltet, so Simon, um auf diese Missstände hinzuweisen.
Die Politiker befürchten, dass auch der Fermenter in Wirklichkeit einem anderen Zweck dienen könnte als dem der bloßen Stromgewinnung für den Tontagebau. “Alles Unfug”, teilte derweil Grubenbetreiber Schönborn dem Journalisten Michael Thalken mit. “Ich habe für alles, was man auf dem Gelände vorfindet, eine bergrechtliche Genehmigung.”
Baumstrünke und Bauschutt
So würden die Baumstrünke beispielsweise gehäckselt und für die Rekultivierung benötigt, der Bauschutt sei für den Wegebau nötig. Schönborn beteuerte, es werde keine Geruchsbelästigung für die Zikkurat geben: “Ich bin gerne bereit, mit jedem interessierten Bürger zu einer vergleichbaren Anlage zu fahren, um zu beweisen, dass es nur in einem kleinen Radius rund um die Anlage beim Öffnen der Fermentertüren ein wenig nach Mist riecht”, so Schönborn.
Die über ein Blockheizkraftwerk erzeugte Energie benötige er für nichts anderes als für die Trocknung von Tonen und für die Tonaufbereitung, zitiert Michael Thalken den Grubenbetreiber abschließend.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

18.06.2008