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Aachener Priesternachwuchs auf Eifeltour

Aachener Priesternachwuchs auf Eifeltour
In Mechernich residierender Eifeldekan Erik Pühringer hatte die Seminaristen und ihre Ausbilder zu einem Informationsbesuch an den Bleiberg eingeladen – Bruder-Klaus-Kapelle und Informationsgespräch
Der in Mechernich residierende Eifeldekan Erik Pühringer und seine Gemeindereferentin Maria Jentgen hatten jetzt das Aachener Priesterseminar mit Spiritual Herbert Steinbusch und Regens Dr. Peter Blättler zu Gast. Pühringer hatte die beiden Bistumsverantwortlichen und sechs Geistliche, die vor der Diakonen-, beziehungsweise Priesterweihe stehen in die Eifel und auch nach Mechernich eingeladen.
Die angehenden Seelsorger begannen ihre Eifeltour am Morgen mit einem Besuch im Schleidener Franziskushaus, wo sie sich das Verwaltungszentrum für die Bistumsregionen Düren und Eifel zeigen ließen. Anschließend stand den angehenden Seelsorgern mit Pfarrer Philipp Cuck, dem stellvertretenden Regionaldekan für die Bistumsregion Eifel, ein versierter Praktiker Rede und Antwort.
Zweite Station der Eifelvisite war Mechernich, wo sich die künftigen Priester die Wachendorfer Bruder-Klaus-Kapelle des Schweizer Stararchitekten Peter Zumthor ansahen und im Mechernicher Johanneshaus Gespräche mit Maria Jentgen und Regionaldekan Erik Pühringer führten.
Insgesamt 23 junge Männer bereiten sich zurzeit im Bistum Aachen auf den Priesterberuf vor. 17 studieren noch und zwar in Münster (10), St. Georgen (2), Rom und Bonn (je 1) sowie in Lantershofen (3). Sechs Kandidaten befinden sich im abschließenden Pastoralkurs und leben im Aachener Priesterseminar. Zwei der 23 künftigen Geistlichen kommen aus der Stadt Mechernich, Sascha Schmitz aus Harzheim und Andreas Züll aus Floisdorf.

Die sechs Priesterseminaristen haben ihre Studien abgeschlossen und stehen kurz vor ihren Weihen. Drei werden am 28. März in St. Jakobus, Jüchen, von Weihbischof Dr. Johannes Bündgens zu Diakonen, drei am Pfingstsamstag im Hohen Dom zu Aachen von Diözesanbischof Dr. Heinrich Mussinghoff zu Priestern geweiht.
Das war Anlass für die Aachener KirchenZeitung, Pfarrer Dr. Peter Blättler, den Regens des Aachener Priesterseminars, nach der Priesterausbildung in der Diözese Aachen zu fragen. Blättler wartete in dem Gespräch prompt mit zwei für Nicht-Insider so nicht erwarteten Einschätzungen auf:
1. Der Aachener Priesternachwuchs kommt heute überwiegend aus einer kirchlich nicht sozialisierten Umgebung, war also als Kind nicht unbedingt Ministrant oder Sternsinger und kennt die Katholische Kirche vielleicht zunächst nur aus dem Internet. Deshalb ist dem Theologiestudium auch ein sechsmonatiges Propädeutikum mit Sozialpraktikum, Gebetsschule und Bibelkurs (6 Wochen Israel) vorgeschaltet.
2. Das Alter der Priesteramtskandidaten ist im Vergleich zu früher heutzutage eher fortgeschritten. Nur noch die Hälfte des Aachener Priesternachwuchses strebt direkt nach dem Abitur auf den Berufungsweg, die andere Hälfte sind Männer, die bereits einen Beruf haben und “im Leben stehen”.
Und hier liegt eine Schwierigkeit der modernen Priesterausbildung, so Regens Blättler: “Eigentlich kann ich einen 20jährigen Abiturienten und einen einen 30jährigen Elektroingenieur nicht auf eine Bank setzen – aber ich muss sie auf eine Bank setzen!”
Alle angehenden Priester im Bistum Aachen müssen sich beim Regens bewerben. Der prüft ihre Befähigung und Berufung, soweit ihm das möglich ist. Homosexualität, soweit sie denn attestiert wird, ist ein strikter Ausschließungsgrund. Es wird eine heterosexuelle Veranlagung mit dem Eingeständnis verlangt, gleichwohl “um des Himmelreiches willen” zölibatär zu leben. Und es muss dem Kandidaten klar sein, dass das “mit Verzicht und Problemen zu tun hat”, so Dr. Peter Blättler.
Abbruchquote zwischen
10 und 20 Prozent
Bei angehenden Priestern sollte ein deutliches religiöses Gespür bemerkbar sein, d.h. sie sollten offen für Gebet, Meditation und die Gottesfrage sein. Außerdem sollte es ihnen Freude machen, mit Menschen zu sprechen und zu arbeiten, sie sollten ein ausgewogenes Verhältnis aus Gottes- und Nächstenliebe besitzen. Blätter: “Bei wem die Gottesliebe stark überwiegt, dem rate ich eher zum Kloster als zum Weltpriestertum. Wen die Nächstenliebe allein selig macht, der ist vielleicht eher für einen Sozialberuf geeignet.”
Wer den Eindruck einer psychischen Extravaganz erweckt, muss mit weiteren Untersuchungen beim Mediziner rechnen. Bei wem sich der Verdacht erhärtet, darf die Priesterausbildung nicht in Angriff nehmen oder wird aus ihr entfernt. Auch absolut unkommunikative Menschen sind für den Priesterberuf nicht geeignet. 20 Prozent der Abiturienten und zehn Prozent der bereits in anderen Berufen bewährten Priesterkandidaten brechen die Ausbildung ab.
Das seit 2004 auch im Bistum Aachen praktizierte dezentrale “Hamburger Modell” bringt die Priesteramtskandidaten aus dem äußersten Westen der Republik auch mit Bewerbern anderer Mentalität und Zunge zusammen. Die Studienabsolventen aus Aachen, Hamburg, Hildesheim, Limburg und Osnabrück nehmen an gemeinsamen Kursen im Hamburger Priesterseminar teil.
Außerdem studieren die angehenden Aachener Priester seit 2007 normalerweise in Münster und leben mit den dortigen Priesterkandidaten im Collegium Borromäum zusammen. Regens Blättler begrüßt diese Öffnung einerseits: “Die jungen Männer müssen die pluralistische Gesellschaft in ihrer ganzen Bandbreite kennen- und schätzen lernen.” Andererseits hat er seine angehenden Priester nur noch die beiden letzten Jahre bis zu deren Weihe im Aachener Priesterseminar, wo mit der Religionspädagogin Maria Cremers, dem Predigtlehrer Dr. Abraham Roeloffsen und dem Kirchenmusiker Berthold Botzet lediglich noch drei bistumseigene Dozenten zur Verfügung stehen.
Mit Sparen allein sei in der Ausbildung des pastoralen Personals kein Staat zu machen, sagt der Regens: “Dazu braucht man Geld und Personal, und es wäre sträflich, sich von der Ausbildung abzunabeln. Die Kirche ist jung, das muss sich auch in ihrem Personal widerspiegeln.” Von Sparen nach dem Rasenmäherprinzip sei den Verantwortlichen im Generalvikariat dringend abzuraten.
Als Fortschritt nach jahrelangem Abbau wertet Dr. Peter Blättler die Eröffnung des Bischof-Hemmerle-Hauses für geistliche Berufe direkt neben dem Priesterseminar.

Manfred Lang

28.03.2009