„Verfall ist keine Alternative“
Pfarrkirche „St. Lambertus“ Holzheim wird derzeit saniert – „Echter Hausschwamm“ hat sich im Dach eingenistet – Ausmaß wird noch ermittelt – Kirchengemeinde ist auf Spenden angewiesen
Mechernich-Holzheim – Der Zahn der Zeit geht an nichts spurlos vorbei. So auch nicht an der prachtvoll gestalteten Decke des Kirchenschiffs von „St. Lambertus“ in Holzheim. Hier hat sich im Laufe der Jahre ein „echter Hausschwamm“ im Dachstuhl eingenistet, zerfrisst ihn und sorgt seit Ende des Jahres 2022 dafür, dass hier gar nichts mehr geht – der Einsturzgefahr sei Dank. Dass sich der Schwamm überhaupt ausbreiten konnte, sei einer fehlerhaften Deckenisolierung aus früheren Zeiten zu verdanken.
„Errichtet wurde das Kirchenschiff um 1700. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es nochmals neugestaltet, nachdem der hiesige Pfarrer in der Lotterie gewonnen hatte. Der Turm geht sogar noch bis ins siebte Jahrhundert zurück, steht also schon über 1300 Jahre hier“, erklärte Hans-Joachim Emonds, der gleichzeitig Ortsbürgermeister von Holzheim und im Vorstand der Holzheimer Kirchengemeinde ist, bei einem Rundgang im alt-ehrwürdigen Gemäuer.
Dies ist nur gefahrlos möglich, da momentan ein großes Gerüst das befallene Dach stützt. Hunderte von Stahlpfeilern tragen diese Last – und lassen die einzigartige Schönheit von „St. Lambertus“ mit ihren vielen filigranen Malereien und Buntglasfenstern nur noch erahnen. Zumindest für den Moment.
1,6 Millionen Euro
Dies bleibe auch auf unbestimmte Zeit so. „Derzeit stellen wir noch fest, wie stark ausgeprägt der Schwammbefall ist. Erst, wenn wir das wissen, können wir sagen, wie lange die Arbeiten voraussichtlich noch andauern werden“, so Pfarrer Erik Pühringer, der zum einen Chef der GdG St. Barbara Mechernich und zum anderen Vorsitzender des KV Holzheim ist.
Derzeit rechne man aber mit Sanierungskosten in Höhe von 1,6 Millionen Euro und hoffe, die Gerüste zumindest bis Weihnachten dieses Jahres wieder abbauen zu können. Ob das aber klappt, weiß bisher nur der Herrgott…
„Klären, was zu machen ist“
Als man sich an diesem Morgen in „St. Lambertus“ zum Zwischenstands-Gespräch traf, herrschte reges Treiben. Bauarbeiter kletterten auf den Gerüsten, Mitglieder der Kirchengemeinde nahmen den Stand der Arbeiten in Augenschein, der Zülpicher Architekt Max Ernst besprach sich mit Pfarrer Erik Pühringer sowie Janine Deinzer und Thomas Schiefer, die das Bauprojekt von Seiten der Unteren Denkmalbehörde der Mechernicher Stadtverwaltung betreuen. So war schon fast spürbar, wie der Kirche langsam aber sicher wieder neues Leben eingehaucht wird.
Von Seiten der Stadt sei man froh, einen Experten wie Ernst an der Hand zu haben. Schiefer: „Derzeit klären wir, was eigentlich genau zu machen ist. Auch, ob der Schwamm vielleicht schon in das Mauerwerk übergegangen ist. Das Sanierungskonzept von Herrn Ernst hilft uns da wirklich weiter. Noch können wir zwar keine verbindlichen Aussagen treffen, wollen aber so schnell wie möglich vorankommen.“
Auf Spenden angewiesen
Obwohl die Sanierungssumme schon hoch ist, kann sie also auch noch weiter steigen. Die Kirchengemeinde „St. Lambertus“ könne dies alleine nicht stemmen. So kamen bereits Hilfen von fast 500.000 Euro vom zuständigen Bistum Aachen. Rund 200.000 Euro für die Denkmalpflege steuerte auch der LVR bei. Davon wolle man das „Saubermachen“, also den Abbau der Gerüste, die Reinigung des Gebäudes und die Wiederaufstellung der Kirchenbänke bezahlen.
Die Kirchengemeinde selbst stecke rund 300.000 Euro hinein. Dazu nehme sie innere Darlehen auf. Aber auch auf Spenden sei man angewiesen, die gutherzige Menschen im Pfarrbüro Mechernich machen könnten. Hierzu läuft der Kontakt über Gerda Schilles, Koordinatorin des Kirchengemeindeverbandes Mechernich, entweder telefonisch unter (0 24 43) 9 02 94 31 (montags und donnerstags) oder per Mail unter Gerda.Schilles@bistum-aachen.de.
„Maßnahmen sind das Nötigste“
Und was sind die nächsten Schritte? Der durchführende Architekt Max Ernst, der beispielsweise schon ähnliche Projekte in Nöthen und Eschweiler betreut hatte, betonte: „In den nächsten Wochen entfernen wir erst den Schiefer vom Dach und errichten noch vor Ostern ein Wetterschutzdach, damit wir unsere Untersuchungen und Arbeiten im Dachstuhl und an der Mauerkrone durchführen können. Im Laufe des Jahres sanieren wir dann den Dachstuhl und möglicherweise betroffenes Mauerwerk, bevor wir das Dach neu decken – und man das Kirchenschiff wieder gefahrlos betreten kann.“ So hoffe man, die Arbeiten zumindest am äußeren Teil der Kirche noch in diesem Jahr beenden zu können.
Pfarrer Pühringer: „Die momentanen Maßnahmen sind das Nötigste, was im Hauptschiff gemacht werden muss. Alleine das ist schon eine Riesenherausforderung. Um Probleme mit dem Turm und weitere Maßnahmen können wir uns erst danach kümmern. Und wer weiß wie es hier aussieht, wenn wir unsere inneren Darlehen in zehn bis 15 Jahren abbezahlt haben? Niemand. Wir wissen nur eins. Der Verfall von »St. Lambertus« ist keine Alternative.“
pp/Agentur ProfiPress