Gesunde Religion und Humor
Fest der Begegnung bei der Communio in Christo –Willibert Pauels alias Ne Bergische Jung begeisterte mit seinem Impulsvortrag
Mechernich –Tünnes und Schäl waren Thema, genauso wie Adolph Kolping. Eugen Drewermann wurde zitiert, der blinde Mönch aus dem Film „Der Name der Rose“ ebenfalls. Heinz Rühmann machte als Pater Braun einen wichtigen Punkt und auch ein Blick auf die Perspektive der Atheisten fehlte nicht. Willibert Pauels war als Ne Bergische Jung nicht nur ausgesprochen lustig, sondern auch überaus tiefsinnig. Seine These beim Fest der Begegnung der Communio in Christo lautete: „Gesunde Religion und Humor gehören untrennbar zusammen. Sie sind Bruder und Schwester.“
Argumente für diese These blieb er den Besucherinnen und Besuchern in der Hauskapelle der Communio nicht schuldig. So stellte er zu Beginn fest: „Diktatoren verfolgen immer die Witzemacher.“ Aber warum ist das so? „Humor steht über den Dingen. Witze sind befreiend und machen frei“, so Pauels. Daher begegne man engen Ideologien am besten mit Humor.
Lachen besiegt die Angst
Das habe bereits sein Vater festgestellt, als er als Soldat Witze über Hitler gemacht habe. Wäre er erwischt worden, hätte er das wohl mit dem Leben bezahlt. Aber wie konnte Vater Pauels so sicher sein, dass in der Runde der Witzemacher kein Nazi saß? „Wir waren alle Kolping-Brüder, lautete seine Antwort. Für meinen Vater war klar: Wer einem Adolph Kolping folgt, kann nicht einem Adolf Hitler folgen“, erläutert der Bergische Jung und Diakon.
Ein zweites, wichtiges Thema: Angst. Dafür bemühte Willibert Pauels den blinden Mönch aus dem Film „Der Name der Rose“. Der vergiftet alle, die das Buch über das Lachen finden. Seine Beweggründe: „Wir müssen das Lachen bekämpfen, weil das Lachen die Angst besiegt.“ Und genau das ist es: Lachen steht über der Angst und damit über dem Diktator, stellte Pauels fest. Diese Position, über den Dingen zu stehen, verbinde den Humor mit einer gesunden Religion. „Es ist die österliche Perspektive. Genau wie der Humor über den Dingen steht, ist der Kern unseres Glaubens, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern dass wir letztlich über dem Tod stehen“, stellte Willibert Pauels fest.
Um diesen Aspekt noch deutlicher herauszuarbeiten, nahm er gedanklich die Position eines Atheisten ein. Für den Atheisten ist der Mensch lediglich ein Zellhaufen und auch die Liebe letztlich nichts anderes als ein biochemischer Prozess, ein Trick zur Erhaltung der Art. „Diese Position kann aber selbst der eingefleischteste Atheist nicht aufrechterhalten, wenn er seinem Kind in die Augen schaut.“
Eine unstillbare Sehnsucht
Denn der Mensch habe immer die Sehnsucht danach, dass da unendlich viel mehr sein muss als nur Biologie und Zellhaufen. Aber ist das plausibel, dass da mehr ist? Willibert Pauls antwortet auf diese Frage mit einem Satz von Eugen Drewermann: „Der plausibelste Grund zu glauben, dass es Wasser gibt, ist der Durst.“ Dieser Durst sei in uns allen und diese unstillbare Sehnsucht, dass da mehr sein möge, als nur ein Zellhaufen, drücke sich auch im Humor aus. Etwa bei Tünnes und Schäl, die nach einer durchzechten Nacht und einer Abkürzung über Melaten auf einer Friedhofsbank einschlafen. Als sie wach werden, fragt Schäl, was los ist und Tünnes antwortet: „Auferstehung, wir zwei sind die ersten.“ Witze würden halt oft mehr über Ostern erzählen als zehn theologische Vorträge, so Pauels.
Heinz Rühmann als Pater Braun hat dazu auch etwas beizutragen. Er stellt laut dem Bergischen Jung, in einem seiner Filme fest: „Humor ist eine Erfahrungsform der Religion, nur wer über den Dingen steht, kann sie belächeln.“ Für Willibert Pauels steht daher fest, dass eine vernünftige und gesunde Religion die radikalste Perspektive über den Dingen einnimmt: „Was kann uns letztlich passieren? Der Tod kann uns nicht zerstören, weil wir in Gott erlöst sind. Wir werden die, die wir liebgehabt haben, wiedersehen.“
Alles ist möglich dem, der liebt
So knüpfte der Vortrag – bewusst oder unbewusst – an die Einführungsworte von Pater Rudolf Ammann an. „Alles ist möglich dem, der liebt. Das ist das Thema des heutigen Tages“, hatte der Vorsitzende des Communio in Christo e.V. die Gäste zum Fest der Begegnung begrüßt. Es sollte ein Fest werden, bei dem den Besuchern gedankt wurde, für „ihre Solidarität und nicht zuletzt auch für ihre immer neue finanzielle Unterstützung“. Mit einem morgendlichen Gottesdienst ging es los. „Die Sacro-Pop-Band Spirit hat wunderbar die musikalische Gestaltung der Messe übernommen“, sagte Schwester Lidwina, die auch den Einsatz von Michael Schulz und seiner Familie lobte. Deren Hilfe reichte etwa vom Druck der Namensschilder über die Besetzung des Grillstands bis zum Abschluss des Festes bis hin zur technischen Unterstützung bei der Übertragung der heiligen Messe in den Innenhof.
Pater Ammann thematisierte in seiner Predigt auch das Motto des Tages. „Uns ist nicht alles möglich. Gott aber schon“, sagte Ammann. Er habe nicht nur endlose, große und umwerfende Liebe zu uns Menschen. Er habe auch die Macht, diese Liebe uns wirksam zu schenken. „Gott tut alles aus Liebe, durch Liebe und für die Liebe“, stellte Pater Ammann fest. Für ihn kann Angst durch radikales Vertrauen auf Gottes Macht und Liebe beantwortet werden. Aber er stellte auch die Gretchenfrage an jeden Einzelnen: „Wie lebendig ist mein Glaube? Wie radikal ist mein Vertrauen auf Gott und seine Treue und Liebe, die für mich und für uns alle sorgt? Wie sehr traue ich Gott?“
Die Antwort dazu führte Pater Ammann zu Mutter Marie Therese. Sie sei davon ausgegangen, dass Gottes Macht und Liebe grenzenlos ist. „Deswegen darf ich im Vertrauen auf ihn alles wagen“, so Pater Ammann in seiner Predigt. Dadurch sei der Ordo Communionis in Christo ebenso entstanden wie das Haus Effata, das Hospiz Stella Maris und die Langzeitpflegeeinrichtung. „Die Geschichte der Communio in Christo ist eine Geschichte der Wunder“, stellt Pater Ammann schließlich fest, um dann einen Blick nach vorne zu werfen.
Gast sein in der Kommunität
„Dass dies in Zukunft so bleibt, dafür brauchen wir die Unterstützung aller Mitglieder und Freunde der Communio in Christo“, so der Geistliche. Konkret verband er diese Bitte mit der Einladung an alle, jeden Donnerstagabend ab 17 Uhr gemeinsam den Rosenkranz zu beten und aus dem Brevier die Vesper des Tages. Dann soll die heilige Eucharistie gefeiert werden, um anschließend gemeinsam zu Abend zu essen.
„Sie können natürlich auch einen anderen Tag auswählen, der Ihnen zeitlich passt. Zudem wollen wir Ihnen anbieten, etwa zwei oder drei Tage oder länger mit uns zu leben, zu beten, in unserer Kommunität zu Gast zu sein“, so Pater Ammann.
„Liebe und tu‘ was du willst“, zitierte der evangelische Pfarrer Michael Stöhr den heiligen Augustinus in seiner Meditation über die Liebe zur Danksagung und griff das Thema des Tages somit ebenfalls auf.
Im Anschluss an den Gottesdienst hatte der Communio in Christo e.V. mit einem Helferteam aus Ehrenamtlichen – unter anderem Vertreter der Mechernicher CDU – ein gemütliches Beisammensein mit Essen und Trinken organisiert. Leckere Grillereien, kalte Getränke und ein reich gedecktes Kuchenbuffet standen den Besuchern bei strahlendem Sonnenschein und bester Laune offen. Der nachmittägliche Impulsvortrag von Willibert Pauels ging in eine Vesperfeier über, die der Büttenredner und Diakon ebenfalls mit einer Ansprache bereicherte. Musikalisch wurde sie gestaltet von Thomas Müller und einigen seiner Chormitglieder. Die Essenz seiner traurigen Geschichte vom Tod einer jungen, alleinerziehenden Mutter lautete auch hier: „Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort, sondern das Licht.“
pp/Agentur ProfiPress