Vereinsgründung in den Wirren des Krieges
Seit 100 Jahren existiert die Schevener Eifelverein-Ortsgruppe – Festmesse am 10. März ab 19 Uhr – Bezirkswandertag mit Festakt exakt drei Monate später
Kall-Scheven – 10. März 1918: Der Erste Weltkrieg sollte noch acht Monate und einen Tag dauern, da gründeten in Scheven, genauer: im Gasthaus von Montschau, 43 Personen eine Eifelverein-Ortsgruppe. „Schon lange war es der Wunsch verschiedener Schevener gewesen, hier selbst eine Ortsgruppe des Eifelvereins zu gründen“, heißt es originalgetreu in der Gründungsschrift des Vereins. Dass dies ausgerechnet während des Krieges passiert, dafür ist „viel Mut, Selbstachtung und vor allem Vertrauen auf eine bessere Zukunft erforderlich“ lautet es in der von der Eifelverein-Ortsgruppe um Franz Weigel herausgegebenen Festschrift.
Jetzt feiert die Ortsgruppe Jubiläum. Am Tag des 100-jährigen Bestehens, also am Samstag, 10. März, findet um 19 Uhr eine Festmesse in der Schevener Kirche statt. Anschließend lädt die Ortsgruppe zum gemütlichen Beisammensein ins Pfarrheim ein, das musikalisch vom Musikverein „Haste Töne“ begleitet wird. Der Bezirksvorsitzende des Eifelvereins, Kalls ehemaliger Bürgermeister Herbert Radermacher, wird außerdem langjährige Mitglieder ehren.
Exakt drei Monate später, am Sonntag, 10. Juni, findet dann die eigentliche Feier statt. Der Eifelverein lädt zum Bezirkswandertag ein. Ab 9 Uhr beginnt die 15-Kilometer-Wanderung rund um das Bergschadensgebiet. Wer es etwas kürzer will, kann ab 10 Uhr einmal rund um Scheven laufen. Diese Route umfasst etwa sechs Kilometer. Ab 11 Uhr beginnt ein Frühschoppen, ab 12 Uhr gibt es Mittagessen, um 13 Uhr wird der Schirmherr der Veranstaltung, Landrat Günter Rosenke, die Vereine begrüßen. Anschließend gibt es Tänze, Spiele, Ehrungen und Kaffee und Kuchen.
Die Ortsgruppe Scheven verstand sich von Anfang an nicht nur als Zusammenschluss von Wanderfreunden und Naturliebhabern. Ebenfalls wurden Familienabende durchgeführt, bei denen auch Theater gespielt wurde. Mitte der 20er-Jahre, in Zeiten der Inflation und Missernten, begannen die Schevener zu wandern. Die Strecken wurden länger, die Ziele waren entfernter. Nach und nach erschloss sich die Heimat. Einmal im Jahr begab sich der Eifelverein per Bus an Rhein, Ahr oder Mosel.
Als 1930 der Lehrer Peter Zimmers den Vorsitz der Ortsgruppe übernahm, führte das auch zu einer künstlerischen Öffnung des Dorfes: Zimmer initiierte eine Volkstanzgruppe und regte ein monatliches Singen an. Auch an den Kappensitzungen der Karnevalsgesellschaft beteiligte sich der Eifelverein. „Von diesen Initiativen zehrt der Ort noch heute“, heißt es in der Festschrift.
Einen Schicksalsschlag erlebte der Verein vor 50 Jahren. Die Jubiläumsfeier wurde abgesagt, weil der Vorsitzende Josef Vossel überraschend gestorben war. Ab Mitte der 70er-Jahre gewannen Fahrradwanderungen an Bedeutung. Überhaupt wurden die Themen Freizeitgestaltung und Natur immer wichtiger.
Im neuen Jahrtausend wurde es auch für den Eifelverein schwerer: Immer weniger Leute beteiligten sich, statt monatlich fanden Wanderungen nur noch alle zwei Monate statt. Auch die einst beliebten Busfahrten entfielen. Stattdessen werden im Januar Krippen in der Umgebung besucht – eine Tradition, die bis heute anhält. „Wir würden gerne noch eine regelmäßige nachmittägliche Wanderung rund um Scheven anbieten“, meint der amtierende Kassenwart Hans Reiff, gleichzeitig Schevens Ortsvorsteher.
In den 100 Jahren ihres Bestehens hatte die Ortsgruppe neun Vorsitzende. Der erste Vorsitzende war der Lehrer a.D. Dr. Ludwig Schmitz, ein gebürtiger Schevener aus Heistert. Die Länge seiner Amtszeit ist unbekannt, viele Dokumente sind im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Auf Schmitz folgten Franz Blens und der Lehrer Josef Moitzheim. 1930 wurde Peter Zimmers Vorsitzender, unklar ist, für wie lange.
Der Lehrer Hubert Vossen übernahm 1948, gefolgt von Josef Peters (1952) und Josef Vossel (1955). Nach dessen plötzlichem Tod im Jahr des 50-jährigen Bestehens, übernahm Hubert Vossen erneut für zwei Jahre den Vorsitz. In den vergangenen 48 Jahren haben tatsächlich nur zwei Menschen an der Spitze des Vereins gestanden: Ab 1970 war das Andreas Hausmann aus Wallenthal und seit 1991 ist es Franz Weigel aus Scheven.
pp/Agentur ProfiPress