Mit Freude helfen
Die Flüchtlingshilfe Klinkhammer zieht eine positive Jahresbilanz – Viel Unterstützung für die privat organisierte Hilfsaktion – Kleiderkammer geschlossen bis Januar
Mechernich – Die Schuhe hängen fein säuberlich an einem Schuhständer. Die Kleidung liegt zusammengefaltet im Wandregal oder hängt auf Bügeln an Stangen. Puzzle über Puzzle stapelt sich im Schrank. Und auch jede Menge Geschirr ist hübsch in einem Regal aufgereiht. Direkt am Eingang des ehemaligen Werkraums sitzen neun der ehrenamtlichen Helfer, die die Kleiderkammer der Flüchtlingshilfe Klinkhammer, die in der ehemaligen St.-Barbara-Schule untergebracht ist, betreiben. Sie lachen, trinken Kaffee, essen selbst gebackenen Kuchen – und lassen das vergangene Jahr Revue passieren. Sie helfen mit Freude – und das merkt man ihnen in jeder Sekunde an.
Jeden Freitag von 9 bis 11 Uhr kommen Flüchtlinge – allerdings nur die mit den Nachnamen A bis H, die anderen müssen in die Kleiderkammer des Kinderschutzbundes an der Bahnstraße. „Die Flüchtlinge empfinden die Kleiderkammer als gut“, erzählt Anneliese Klinkhammer, die die Flüchtlingshilfe mit ihrem kürzlich gestorbenen Mann Johannes aufgebaut hatte. „Hans‘ Tod hat eine gewaltige Lücke gerissen“, sind sich die Mitstreiter sicher, „aber wir haben alle mitgezogen und führen die Arbeit in seinem Namen weiter.“
Ihren Dank zeigen die Neubürger, indem sie Plätzchen oder gar Mittagessen vorbeibringen. Die Damen und Herren, die sich in der Kleiderkammer engagieren und dort gleichzeitig auch die Rolle als Modeberater übernehmen, schwärmen von den positiven Erfahren. „Kindersachen, aus denen die Kinder rausgewachsen sind, bringen die Flüchtlinge sogar zurück“, berichtet Anneliese Klinkhammer.
Doch natürlich müssen die Spenden irgendwo herkommen. Und da zeigen sich die Mechernicher äußerst generös. „Zwischen drei Decken und sechs Säcken“ beträgt die Menge der Gegenstände, die von Bürgern vorbeigebracht werden, nach Einschätzung der Helfer. Für Spender ist die Kleiderkammer mittwochsnachmittags geöffnet. Dienstags und donnerstags wird geräumt und sortiert. „Eigentlich sind immer vier bis fünf Leute hier“, berichtet Anneliese Klinkhammer.
20 Leute engagieren sich fest in der Flüchtlingshilfe Klinkhammer. „Hinzu kommt ein ganz großer Pool von Menschen, die wir rufen können, wenn sie gebraucht werden“, erzählt sie. Und dann gibt es noch die ganzen anderen Helfer: die Communio in Christo, die eine Dolmetscherin stellt, drei bis vier Seniorinnen, die für freitags Kuchen backen, ein Pensionär, der einen Fahrdienst für Flüchtlinge betreibt, ein Polizist, der gespendete Fahrräder repariert, ein Vussemer Bürger, der Elektrogeräte überprüft, zwei Schreiner, darunter auch ein Flüchtling, oder das Bettenhaus Schmitz, das Bettsachen reinigt. Von Verwaltungsseite erfährt das Projekt ebenfalls Unterstützung.
Grundsätzlich nimmt die Kleiderkammer alles – das geht bis hin zu ganzen Hausständen inklusive der Möbel. Weil dafür natürlich in den ehemaligen Werkräumen in Mechernich nicht genug Platz ist, hat die Flüchtlingshilfe Klinkhammer ein großes Lager in Vussem in den Räumen der einstigen Firma Dörries Scharmann. Dort, wo früher Schreibtische standen, befinden sich nun Sofas, Schränke, Tische, Betten und natürlich auch ganz viel Kleidung. Im Moment sind es hauptsächlich eingepackte Sommersachen, die im Winter natürlich nicht gefragt sind. Was nicht gebraucht wird – auch das kommt vor, besonders, wenn es sich um Kleidung in Übergrößen handelt – wird das ans Deutsche Rote Kreuz weitergegeben.
Wichtig ist der Flüchtlingshilfe Klinkhammer auch die Integration der Neubürger. Es werden Feste gefeiert – und zwar mit Flüchtlingen und Einheimischen. Und auch die üblichen Feiertage, im Moment die Adventzeit, werden den Hilfesuchenden erklärt.
Trotz des großen Angebots stößt die Kleiderkammer aber auch immer wieder an ihre Grenzen. So werden einige Dinge ganz besonders gesucht: Herrenschuhe in den Größen 42 bis 46, Männerkleidung in den Größen S und M, Kinderwagen (auch in Geschwister- und Zwillings-Ausführung), Autokindersitze und Kinderbetten, Mixer und Wasserkocher sowie große Kochtöpfe. „Auch Geldspenden sind willkommen, damit wir Fahrräder reparieren lassen können. Handwerklich begabte Menschen dürfen sich uns auch anschließen“, sagte Rainer Gottschlich.
Die Kleiderkammer ist ab Mitte Dezember vorübergehend geschlossen. Erster Ausgabetermin ist am Freitag, 6. Januar. Kleidung und sonstige Spenden werden ab Mittwoch, 11. Januar, wieder angenommen.
pp/Agentur ProfiPress